Corona: Zentralrat der Sinti und Roma warnt vor Rassismus

veröffentlicht am 27. März 2020

Der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma hat vor Rassismus in der Coronavirus-Krise gewarnt. Mehrere Länder in Mittelost- und Südosteuropa nutzten die gegenwärtige Situation aus, um rassistische Positionen als Regierungshandeln zu legitimieren.

Der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma warnt vor Rassismus in der Coronavirus-Krise. Rechtsextreme und nationalistische Politiker in einer Vielzahl von Ländern in Mittelost- und Südosteuropa nutzten die gegenwärtige Situation aus, um rassistische Positionen als Regierungshandeln zu legitimieren und umzusetzen, teilte der Zentralratsvorsitzende Romani Rose mit. In Bulgarien etwa forderten Politiker der extremen Rechten die Regierung auf, als „nationale Maßnahme“ Kontrollstellen in allen von Roma bewohnten Stadtvierteln einzurichten. Mehrere lokale Behörden riegelten daraufhin die Gebiete bereits ab, erklärte Rose. Damit sind de facto bereits tausende Menschen gesetzeswidrig von jeder medizinischen Versorgung ausgeschlossen. Auch von Gütern des täglichen Bedarfs wie Lebensmittel sind sie weitgehend abgeschnitten.

„Die staatlichen Institutionen bereiten bewusst eine humanitäre Notlage vor. Der Rassismus gegen Roma, der in diesen Ländern massiv und gewaltbereit seit Jahren existiert, bekommt durch dieses staatliche Handeln eine neue Qualität. Damit ist wieder die Gefahr von neuen Pogromen gegen Roma gegeben”, warnt Rose. Die Krise, die das Coronavirus international ausgelöst hat, treffe alle Menschen unabhängig von ihrer Herkunft. Anstelle von Stigmatisierung und Ausgrenzung müssten die verantwortlichen Regierungen die besonders bedrohte Situation von Roma in den Ländern Mittel- und Südosteuropas anerkennen und umgehend zielgerichtete Maßnahmen ergreifen.

Infolge des strukturellen Rassismus in vielen Regionen haben große Teile der Roma-Bevölkerungen keinen Zugang zu Trinkwasser und leben oftmals in desolaten Wohnverhältnissen. Die Regierungen dieser Länder tragen seit Jahrzehnten die Verantwortung für die systematischen Versäumnisse beim Aufbau einer vernünftigen Infrastruktur in den vielen ausschließlich von Roma bewohnten Stadtvierteln und Siedlungen. „Der Zentralrat fordert diese Regierungen und die Europäische Union auf, ihrer Verantwortung jetzt endlich gerecht zu werden und nicht zuzulassen, dass Roma erneut als Sündenböcke von Nationalisten und Rassisten missbraucht werden“, sagte Rose.

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