Die Hoffnung verteidigen: Demonstration, Fest & Mobitour zu 10 Jahre Frauenrevolution in Rojava

veröffentlicht am 2. Juli 2022

Am 19. Juli jährt sich die Revolution in Rojava/Westkurdistan zum 10. Mal. Gemeinsam mit den kurdischen Strukturen und weiteren demokratischen Kräften in Wien rufen wir – die internationalistische Kampagne Rise Up 4 Rojava – dazu auf, die Revolution auf die Straßen Wiens zu tragen. Kommt mit uns am Samstag, den 16. Juli um 14.00 Uhr zu einer kraftvollen Demonstration (Christian-Broda-Platz) und lasst uns im Anschluss am Heldenplatz feiern.

10 Jahre ist es her, dass sich die Streitkräfte Bashar al-Assads aus den Kantonen Afrin, Kobane und Cizire im Norden Syriens zurückzogen. 10 Jahre, in denen die Bevölkerung in Rojava/Westkurdistan anstelle zentralstaatlicher Strukturen ein weitreichendes Rätesystem aufbaut. Ein System, das die Ideen der kurdischen Freiheitsbewegung vor Augen hat und ihre Grundsätze – radikale Demokratie, Frauenbefreiung und Ökologie – lebt.

Die Revolution in Rojava bedeutet den Aufbau einer neuen Gesellschaft. Ein Aufbau, der auch das entschlossene Vorgehen gegen den Islamischen Staat (IS) in der Region beinhaltet. Zahlreiche Städte und Regionen konnten durch die Volkerverteidigungseinheiten YPJ und YPG vom IS befreit werden. Zeitgleich zur militärischen Befreiung wurden auch in diesen Gebieten – gemeinsam mit der (mehrheitlich arabischen) Bevölkerung – Strukturen der kommunalen Selbstverwaltung aufgebaut. Um dem pluralistischen Charakter der Revolution gerecht zu werden, wird 2018 die politische Einheit in Autonome Administration Nord- und Ostsyrien umbenannt.

Gelebte Praxis der Hoffnung

Die Autonome Administration ist ein Symbol und gelebte Praxis der Hoffnung auf Frieden in einer Region, die von kolonialer Beherrschung, jahrzehnte-langer Konflikte und zuletzt Bürgerkrieg geprägt ist. Sie besitzt aber auch Strahlkraft darüber hinaus. Sie ist Symbol der Hoffnung, dass eine radikal andere Gesellschaft in aller Welt möglich ist. Eine Gesellschaft, die sich entlang der Ideen des demokratischen Konföderalismus abseits (national-)staatlicher Strukturen in Kommunen, Räten, Akademien und wirtschaftlichen Kooperativen selbstverwaltet.

Als solche Hoffnung ist die Revolution Angriffen ausgesetzt. Diese beschränken sich nicht auf den IS und das syrische Regime, sondern werden vor allem vom türkischen Staat durchgeführt. Im Verlauf von drei völkerrechtswidrigen Angriffskriegen in den Jahren 2016, 2018 und 2019 wurden weite Teile im Grenzstreifen vom NATO-Mitgliedsland Türkei und dschihadistischen Verbündeten besetzt und hunderttausende Menschen vertrieben. Im Schatten des Ukrainekrieges und mit neuem Selbstbewusstsein hat der türkische Diktator Recep Tayyip Erdoğan nun einen weiteren Angriffskrieg angekündigt.

Der Westen lässt dies geschehen. Er sieht dabei aber nicht nur tatenlos zu: Er liefert das Kriegsmaterial, betont die ’legitimen Sicherheitsinteressen’ der Türkei und setzt kurdische Aktivist*innen der Repression aus. Erdoğan gilt mehr denn je als wichtiger Verbündeter. Auch die österreichischen Politiker Michael Ludwig und Karl Nehammer reichten ihm jüngst die Hände.

Rise Up 4 Rojava

Wir – die internationalistische Kampagne Rise Up 4 Rojava – haben zum Ziel, die Revolution in Nord- und Ostsyrien zu verteidigen. Wir brechen das Schweigen im Westen und verbreiten gemeinsam mit Freund:innen aus der Bewegung Wissen über die Revolution. Wir erzählen ihre Geschichte(n) und benennen und markieren ihre Feind*innen. Vor dieser Zielsetzung haben wir diesen Jänner das Werkstor des Militärfahrzeugherstellers Rheinmetall-MAN in Wien-Liesing blockiert. Wir sind mehrmals gemeinsam mit den kurdischen Strukturen auf die Straße gegangen und haben im Frühjahr eine an die Wiener Linke gerichtete Bildungsoffensive ausgerufen. In drei Veranstaltungen sind wir mit Gruppen in Austausch gegangen und haben über das Konzept des demokratischen Konföderalismus, die Bedeutung von ökologischen Kämpfen und feministischer Organisierung als Selbstverteidigung diskutiert.

Ab 07. Juli gehen wir über Wien hinaus in Austausch und besuchen gemeinsam mit der kurdischen Jugend die Städte Graz, Linz und Innsbruck. Wir werden dort mit Freund*innen zusammentreffen und über die aktuelle Lage in Nord- und Ostsyrien und Kurdistan sprechen. Außerdem werden wir uns über die grundlegenden Ideen der kurdischen Freiheitsbewegung austauschen und sie mit lokalen Kämpfen in Bezug setzen. Wir freuen uns neue Gruppen, Zusammenschlüsse und Menschen kennenzulernen, um die Hoffnung in Rojava in Zukunft gemeinsam zu verteidigen und eine neue Hoffnung hier vor Ort aufzubauen.

Wir sehen uns in Graz, Linz und Innsbruck und am 16. Juli in Wien.
Berxwedan Jîyan e — Widerstand heißt leben.


Termine Mobitour:

  • 07. Juli, Graz
    19.00 Uhr, Schwarze Raupe, Steinfeldgasse 2
  • 08. Juli, Linz
    20.15 Uhr, Willy*Fred, Graben 3
  • 09. Juli, Innsbruck
    19.00 Uhr, Il Corvo, Mozartstraße 12


10 Jahre Frauenrevolution in Rojava (16.07., Wien):

  • Demonstration 14.00 Uhr
    Startpunkt Christian-Broda-Platz
  • Fest 15.00-22.00 Uhr
    Heldenplatz

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