Ein Gespenst geht um im Schnitzelland

veröffentlicht am 13. September 2024

Alle Jahre wieder lassen sich Linksradikale von einer Partei verzaubern. Sind die Parteien und vorgeschobenen Gründe jedesmal verschieden und austauschbar, bleibt das Interesse das Gleiche. Eine kurze Anmerkung zum Wahlspektakel.

Auf der Suche nach Aufmerksamkeit

Endlich wieder wählen gehen. Schafft es nicht die faschistische Bedrohung alleine, so doch die heiß herbeigesehnte Möglichkeit sein Kreuzerl bei den Kummerln machen zu dürfen. Haben früher die Grünen nach gewonnen Wahlen und mit mies bezahlten Jobs viele Linksradikale und ihre Friends für sich gewonnen, schafft dies nun die KPÖ fast ohne Geld. Warum nicht, denken sich viele, über den Schatten springen, vielleicht was bewegen. Es wundert die Verlockung nicht, die linke Phrasen auf Wahlplakaten bieten können, hat sich die Linksradikale ja über die letzten Jahre und Krisen in die Bedeutungslosigkeit echauffiert und palavert.
Passend irgendwo zwischen Bier und Gaza findet sich die KPÖ am Wahlzettel wieder. Eine frisch gekampelte Partei, deren legere Sprachgenies fast schon bieder wirken in der Öffentlichkeit. Bevor das Phänomen der KPÖ wieder im politischen Nirwana verschwindet, dürfen sich die Powistudies aller Ländle vereinigen und Bundesrealpolitik spielen. Viel zu verlieren haben sie ja nicht, klappt es in der Parteipolitik nicht, wird sich schon eine lohnende Stelle in irgendeiner NGO oder auf der Uni finden. Was mit viel Stizfleisch auf Plena, vehemmenten Dogmatismus, und als (solidarische) Kritik getarntes Bullying jahrelang geübt wurde, verkauft sich auch in der Marktwirtschaft ganz gut.

Die Partei hat immer recht

Aus Gründen gibt und gab es weltweit tiefreichende (und oft körperliche) Zerwürfnisse zwischen Antiautoritären und parteitreuen Linken. Können spitzfindig geführte Debatten über Theorie und Praxis vielleicht noch ein Schmunzeln hervorrufen, erdrücken jedoch die praktischen Auswirkungen des Parteimolochs jedes Fünkchen an Abweichung.
Inhaltlich mögen manche Schlagworte ja auf einen breite linksradikale Zustimmung stoßen, beachtet man jedoch schon die frühesten Ansätze der Versuche einer Umsetzung, entlarvt sich die Partei wieder selbst. Eine Partei, und hier liefern die Parteikommunist_innen gerade das jüngste Beispiel, ist ein Sammelbecken autoritärer Charaktere. Geilen sie sich nicht darauf auf zu bestimmen, erfreuen sie sich am Stiefellecken (no fetishaming).
Das Problem heißt Macht und wer sie hat missbraucht sie
Das EKH wurde Anfang der 00er Jahre von der KPÖ an einen bekannten Faschisten verkauft, der es wiederum gewinnbringend an die Stadt verscherbeln durfte. Fragt eure älteren Bekannten wie die Auseinandersetzung zwischen Autonomen des antikapitalistischen Zentrums und der Partei vor den Verkauf verlaufen ist. Eine weitere KPÖ-Immobilie in einem ultra konservativen Ort wurde über Jahre von undogmatischen Gruppen und Einzelpersonen genutzt, die in Ermangelung an niederschwelligen Räumlichkeiten in dieser kleinkarierten Stadt den Ort für ihre Basisarbeit und Beratungstätigkeiten nutzen mussten und wollten. Nach der Umstrukturierung der Partei, dem Wahlerfolg und der Machttrunkenheit wurde die Dominanz der Partei in den Räumen unerträglich. Ein Vorurteil, welches alle autoritären K-Gruppen begleitet, wurde wieder einmal wahr und ein gewisses Sektierertum stellte sich ein.
In einer anderen Landeshauptstadt rühmt sich die Jugendorganisation mit ihrer Dominanz in der Finanzierung subkultureller Veranstaltungen. Selbstorganisierte Strukturen kämpfen ums überleben, die Selbstzufriedenheit der mit Steuergeld vollgepumpten Parteitreuen lachen nur darüber.
Das die Partei ihre autoritären Stimmenfänger deckt, die diktatorische und menschenverachtenden Regime öffentlich hofieren, weil ein Verlust dieser Persönlichkeiten einen Verlust an Wähler_innenpotenzial gleichkommt, sagt einiges aus. Ebenso das Verwischen der eigenen Strukturen. Junganhänger_innen werden nach antisemitischen Geschwafel verleugnet, um dann doch wieder gut genug für die Drecksarbeit des Stimmenfangs zu sein. Alles für die Stimmen, alles für die Macht.

Ein Akt der Verzweiflung

Niemanden sei vorzuwerfen, dass ihm_ihr der Gang zur Urne durch die Hilflosigkeit und Vereinzelung als süße Hoffnung vorkommt. Geh dein Kreuz machen wenn du musst. Propaganda für die Autorität einer Partei zu machen, zeigt jedoch die Gesellschaft die du dir wünscht. Vielleicht werden so die Differenzen wieder klarer, die im Left-Unity Geschwafel der letzten Jahre nur all zu gerne verdrängt wurde.

Der Gegensatz von Faschismus ist nicht Demokratie sondern Freiheit!

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