Farbflecken auf Propaganda: Leopold Stocker Verlag, Graz

veröffentlicht am 1. Mai 2022

Warum er mit Farbe bombardiert wurde und warum wir das gut heißen können!

Ein gelber und ein roter Fleck klaffen über der schwarzen Schrift des Verlags und markieren sein deutschnationalistisches Gedankengut.
Vor ein paar Tagen wurden die lange unversehrt gebliebenen Fassaden des Leopold Stocker Verlags in der Hofgasse 5 in Graz zum Ziel antifaschistischer Farbmarkierungen.

NS-Sympathien hinter Kochbüchern
Was nach außen hin wie ein harmloser steirischer Verlag mit Fokus auf Haushalts- und Gartenbücher wirkt, finanziert und publiziert seit dem 2.Weltkrieg rechtes Gedankengut und rassistische sowie antisemitische Schriftsteller:innen, (Gründungs-) Mitglieder der Identitären Bewegung und Geschichtsrevisionismus.

Was sich hinter der “Kontroversität” der publizierten Autor:innen verbirgt, hat Konzept und Geschichte.
Die Tagespost berichtete am 5. Oktober 1920: ›Mit der Bekämpfung der Juden, so Leopold Stocker, müsse endlich einmal ernst gemacht werden. Der Numerus clausus für die Hochschulen müsse eingeführt werden, die Ausweisung der Ostjuden müsse gesetzlich durchgeführt werden. Und wenn es nicht auf gesetzlichem Weg gehen sollte, diese Parasiten zu vertreiben, dann müssen andere Mittel gefunden werden und wenn es der Pogrom ist.‹

Es lässt sich also nicht leugnen, dass Leopold Stocker ein Nazi war, der nach dem Anschluß 1938 den Deutschösterreichischen Buch-, Kunst- und Musikalienhandels zum Vertrauensmann der Steiermark ernannt und somit offiziell zum Mitverantwortlichen bei der Arisierung des Buchhandels wurde.
Auch nach Kriegsende pflegte Leopold Stocker Kontakte zur Neonazibewegung um Theodor Soucek.

Seine Nachfolger:innen weichen nicht vom Weg des Gründers ab. Der Großteil der seit den 80er Jahren im ›Familienbetrieb Stocker‹ herausgebrachten historischen und politischen Publikationen stammt von Autor:innen mit rassistischem, antisemitischem oder geschichtsrevisionistischem Hintergrund.
Das Verlagsprogramm hat niemand anderer als der Stocker Verlag selbst treffender beschrieben. In seiner Festschrift von 1992 heißt es: ›Aus dem wohlverstandenen Geist des Gründers wird der Leopold Stocker Verlag auch in Zukunft wirken.‹

Formal ist der Leopold Stocker Verlag eine eigenständige Firma der Barbarossa GmbH, ebenso wie der Ares Verlag, allerdings arbeitet für beide Verlagsgruppen Dvorak-Stocker als alleiniger Geschäftsführer. Der Gewinn, den das lukrative Label Stocker erwirtschaftet, geht in die Muttergesellschaft Barbarossa GmbH, die das Gesamtvermögen verwaltet und so das Kapital für den Ares Verlag und seine Produkte zur Verfügung stellt.
Es lässt sich also klar feststellen: Wer auch ein noch so banales Kochbuch beim Verlag Leopold Stocker kauft, finanziert damit direkt Publikationen rechtsextremer deutschnationaler, rassistischer und antisemitischer wie geschichtsrevisionistischer Inhalte.

Seit den 2000er Jahren wurden mehrfach Stimmen laut, die den Verlag öffentlich kritisierten. Der Geschäftsführer, Wolfgang Dvorak-Stocker, reagierte auf diese Kritik mit einer Flut von Klagen gegen die Österreichische HochschülerInnenschaft, die Israelitische Kultusgemeinde und die Grazer antifaschistische Gruppe Mayday 2000.

Einige Gruppierungen, darunter auch die genannte Mayday2000, verfassten eine sehr lesenswerte Broschüre, von der auch wir einen Teil der Texte und Informationen übernommen haben und die wir allen empfehlen, die sich informieren wollen:
https://maydaygraz.wordpress.com/rechtsextremismus-dokumentiert/stocker-verlag/broschure-das-herz-am-rechten-fleck/
Durch Wissensvermittlung können wir aufmerksam machen und handeln!

Mögen die Stimmen gegen Neonationalsozialismus, Antisemtitismus und Rassismus niemals verstummen!

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