*Fünf Jahre #MarchOfHope - United against racism!* *Für ein Leben, das eine Perspektive und eine Zukunft bietet!*

veröffentlicht am 4. September 2020

Liebe Freund*innen,

anlässlich der fünf Jahre zurückliegenden Ereignisse, die sich vielen von uns unter dem Schlagwort #MarchOfHope ins Gedächtnis eingeprägt haben, planen Initiativen an verschiedenen Orten in Österreich und Deutschland Aktionen zwischen dem 2. und 5. September 2020.
In Wien rufen geflüchtete Menschen, von denen einige in Lagern wie Erdberg wohnen, für den 5. September zu einem Protest für ihre Rechte und für ihre Zukunft
auf.

Viele von ihnen sind selbst im Spätsommer und Herbst 2015 über die "Balkanroute" in Österreich angekommen. Sie waren damals Teil der tausenden
von Menschen, die sich auf ihrer Flucht kurzzeitig die Freiheit erkämpft haben, die Grenzen der EU-Staaten zu überschreiten um dort in Europa anzukommen, wo sie sich eine Perspektive erhofften.

Fünf Jahre später stecken viele immer noch in den Mühlen des österreichischen Asylsystems fest: Ihre Asylanträge wurden abgelehnt oder sie warten bis heute ohne Ergebnis auf einen Bescheid. Ihre Berichte über Krieg, Verfolgung und brutale staatliche Repression in den Herkunftsländern werden ignoriert oder als unglaubwürdig abgestempelt. Unter regulären Bedingungen zu arbeiten oder eine Ausbildung zu machen wird ihnen durch diskriminierende Gesetze und Sonderverordnungen verwehrt. Durch den erschwerten Zugang zu Wohnungen müssen viele bis heute in Lagern und Sammelquartieren leben. Auch Familiennachzug um ihre Liebsten aus den Kriegsgebieten nachzuholen bleibt ihnen verwehrt. Ohne regulären Aufenthaltstitel können sie sich auch nicht frei bewegen. Einigen sitzt zudem der Druck einer drohenden Schubhaft und Abschiebung oder die Einweisung in ein "Rückkehrzentrum" im Nacken.

Anlässlich von fünf Jahren #MarchOfHope laden wir euch ein, um uns gemeinsam mit dem Kampf der geflüchteten Menschen für ihre Rechte und ihre
Zukunft zu solidarisieren!
Protestieren wir gemeinsam für gleiches Recht auf Arbeit, Bildung und Ausbildung für alle!
Für das Recht auf Wohnungen für alle statt Lager!
Für die Anerkennung des Rechts auf Asyl, für Bleiberecht für alle
Für das Recht auf ein Leben, das eine Perspektive und eine Zukunft bietet!
Für das Recht auf ein Leben ohne Angst vor Gefängnis und Abschiebung!
Für das Recht auf rasche Familiennachzug für alle!

Kommt zur Demonstration am 5. September, ladet eure Freund*innen, Familien
und Kolleg*innen ein, verbreitet die Info über eure Netzwerke!

Auftakt zur Demo: 5. September, 15:00 Uhr, Haus Erdberg, Erdbergstraße
186-190.

Von dort ziehen wir gemeinsam zum BFA (Bundesamt für Fremdenwesen und
Asyl), zum AMS und zum Wiener Hauptbahnhof - einer der Orte des Ankommens
beim #MarchOfHope im Spätsommer und Herbst 2015.

*Fünf Jahre #MarchOfHope - was war da und worum geht es heute?*
Mit Anfang September 2020 ist die Kette von Ereignissen fünf Jahre her, die sich vielen von uns unter dem Schlagwort #MarchOfHope ins Gedächtnis eingeprägt hat. #MarchOfHope, das waren die Momente, wo sich viele tausende auf der Flucht kurzzeitig die Freiheit erkämpft haben, die Grenzen der EU-Staaten zu überschreiten um dort in Europa anzukommen, wo sie sich eine Perspektive erhofften.

MarchOfHope, das war zum Beispiel der Moment am 5.September 2015, an dem tausende Menschen, die zuvor tagelang am Bahnhof Budapest Keleti festgehalten wurden, sich entschieden, nicht mehr auf eine Erlaubnis zu warten, sondern gemeinsam Richtung österreichische Grenze loszumarschieren.
#MarchOfHope führte auch dazu, dass die Bahngesellschaften schließlich Sonderzüge von Budapest nach Wien und von Wien nach München für die vielen
Reisewilligen bereitstellen mussten, die an den Bahnhöfen von applaudierenden Unterstützer*innen empfangen und versorgt wurden.

Diese Wochen im September und Oktober 2015 waren Momente der Bewegungsfreiheit, die sich die Menschen auf der Flucht selbst geschaffen haben und damit die Spielregeln des rassistischen europäischen Grenzregimes ein Stück weit außer Kraft gesetzt haben. Ein paar Wochen lang war es möglich, innerhalb weniger Tage von Griechenland über Mazedonien, Serbien, Ungarn, oder über Kroatien und Slowenien, bis nach Österreich, Deutschland und vielleicht weiter nach Frankreich, Dänemark oder Schweden zu reisen.
Dies ohne sich unter lebensgefährlichen Bedingungen in den Laderaum eines
LKWs zu zwängen und überall von Grenzschützer*innen gejagt und brutal
zurückgedrängt zu werden. Diese Wochen waren auch Momente der Solidarität,
wo tausende Menschen überall in Europas aktiv geworden sind, Versorgung,
Unterbringung, Übersetzung, Informationen und vieles mehr für ankommende
Menschen organisiert haben. Auch für diese Solidarität steht #MarchOfHope,
die auch dazu geführt hat, dass manche ins Auto gesetzt haben, um Menschen
abzuholen und sicher weiterzubringen.

Fünf Jahre #MarchOfHope bedeutet aber auch: Die 71 Menschen aus dem Irak,
Syrien, Afghanistan und dem Iran nicht vergessen, deren tote Körper am 26.August 2015 in Parndorf gefunden wurden, nachdem sie in einem von Ungarn
nach Österreich fahrenden Kühllaster grausam erstickt sind – ebenso wie die
vielen tausenden von Menschen, die davor und danach, bis heute durch das
europäische Grenzregime gestorben sind.

Fünf Jahre nach dem #MarchOfHope hat das europäischen Grenzregime seine
Mauern längst höher gezogen und neu organisiert; hat die EU mit dem türkischen Staat und vielen anderen Staaten in Asien und Afrika neue Deals gegen migrierende und flüchtende abgeschlossen; halten die EU-Staaten Menschen im gewollt produzierten Elend der Lager innerhalb und außerhalb der europäischen Grenzen fest oder lassen sie in der Wüste, im Schnee und im Meer sterben. Daher sind fünf Jahre #MarchOfHope eine Herausforderung, aber auch ein Aufruf, dafür einzutreten, dass die Bewegungsfreiheit, die sich die beteiligten Menschen damals für ein paar Wochen erkämpft haben, zur dauerhaften Realität werden – gegen das Europa der Lager, der Abschiebungen, der Push-Backs, der "hässlichen Bilder" und der tödlichen Grenzen.

Und fünf Jahre #MarchOfHope bedeuten nicht zuletzt Solidarität mit all denen, die damals gekommen sind, die immer noch da sind und deren Kampf um ein Leben, das eine Perspektive und eine Zukunft bietet, noch nicht zu Ende ist!

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