Kundgebung #WirHabenPlatz: Mödlinger*innen fordern Aufnahme von schutzsuchenden Menschen aus Moria

veröffentlicht am 12. Dezember 2020

Presseaussendung von zusammenHaltNÖ und FairnessAsyl: Rechtslage und Weg der offenen Herzen verpflichtet Österreich: Geflüchteten Menschen in Not Asyl geben!

Am Mödlinger Schrannenplatz folgten am Samstag, den 7.11. nachmittags viele Menschen – mit gebührendem Corona-Abstand – dem Aufruf von #zusammenHaltNÖ und Fairness Asyl. Sie kamen zusammen für ein starkes und eindrucksvolles Zeichen gegen die regierende Unmenschlichkeit: mit symbolisch aufgestellten Schuhen am Schrannenplatz wird verdeutlicht, wie viel Platz es in Mödling für Menschen gibt, die Schutz suchen.

Vermächtnis der beim Attentat Ermordeten wird zum Motto „Bietet Hilfe an!“

Auch das Attentat in Wien ist Thema. Gundi D. von #zusammenHaltNÖ erinnert einleitend an das Vermächtnis einer der Ermordeten von Wien: „Gudrun P. hätte gesagt, dass Wut, Hass, Ausgrenzung, Nulltoleranz, Gewalt niemals Teil einer Lösung sein können, aber dass sie sehr oft Teil des Problems sind. Wir hätten uns erinnert, wie schwierig es war in jungen Jahren, unseren Weg zu finden, und dass wir eigentlich das Glück hatten, immer Menschen um uns zu haben, die uns Wege gezeigt haben, die nicht nur mit Gewalt begangen werden können.“ Und Gundi D. zitiert die Worte der Schwester der Ermordeten, „Wenn ihr meine Schwestern und ihr Andenken ehren wollt, dann bitte ich euch alle, auch nicht mit Hass und Ausgrenzung zu reagieren, das würde alles, wofür sie gestanden ist, gelebt hat und eingetreten ist, mit Füßen treten.“ Gebt Eure Anteilnahme den Lebenden, die sie brauchen. Grenzt nicht aus, sondern integriert! Mit einer Schweigeminute gedenken die Kundgebungsteilnehmer*innen der vier Opfer des Attentats in Wien und der vielen Opfer von Attentaten in Afghanistan und weltweit.

Gundi D. dazu, warum Menschen in Mödling auch in Corona-Zeiten auf die Straße gehen: „In Moria werden Menschenrechte mit Füßen getreten, wir können nicht zuschauen. Wir melden uns laut zu Wort!“

Pater Franz H., Rektor des Missionshauses St. Gabriel: Regierung steht in der Verantwortung und in der Pflicht Aufnahme von Flüchtlinge zu ermöglichen

Pater Franz H., Rektor des Missionshauses St. Gabriel, findet in einer Grußbotschaft aus der Quarantäne klare Worte: „Unsere Regierung steht in der Verantwortung und in der Pflicht, dass sie ermöglicht, dass solidarische Menschen hier in Österreich Flüchtlinge aufnehmen, sie betreuen und ihnen bei der Integration zu helfen.“ Er verweist auf die Stellungnahme der österreichischen Bischöfe nach dem Brand in Moria, in der sie betonen, dass es keine Alternative zur schnellen und systematischen Evakuierung der Asylsuchenden aus den griechischen Lagern gibt. Pater Franz H. fragt weiter, warum Menschen die sich für die Integration und für den Dialog mit Zuwanderern einsetzen systematisch demotiviert werden, indem ihre Schützlinge abgeschoben und ihnen verunmöglicht wird, sich einzusetzen. Und abschließend wendet sich Pater Franz H. ganz eindringlich an die Kundgebungsteilnehmer*innen: „Diese Politik provoziert Verbrechen und dagegen müssen wir aufstehen und uns wehren!“

Flüchtlingsheime in NÖ stehen leer – Klare Aufforderung an die Landeshauptfrau geflüchtete Menschen aus Moria sofort aufzunehmen!

Jutta L. von Fairness Asyl erinnert alle: "Österreich hat sich in Verträgen und Abkommen zum Schutz der Menschenrechte verpflichtet. Der Umgang mit Geflüchteten ist der Lackmustest für eine Demokratie, denn schlussendlich steht unser aller Rechtsanspruch auf dem Spiel."

Die Kundgebungsteilnehmer*innen fordern von der Niederösterreichischen Landesregierung - und vom Bund - Menschen aus Moria zu evakuieren, aufzunehmen und die Heime zu öffnen. Jutta L. weist auf die Absurdität der herzlosen Flüchtlingspolitik in Niederösterreich hin: „In Niederösterreich stehen Flüchtlingsunterkünfte leer, für die monatlich enorme Mieten bezahlt werden, hunderte Geflüchtete könnten sofort aufgenommen werden: In Steinhaus am Semmering hätten fast 200 Menschen Platz, die monatliche Miete beträgt dort 43.000 €. Der Mietvertrag läuft bis 31.12.2029. In einem leerstehenden Heim in Korneuburg werden monatlich Mietkosten in Höhe von 31.735 € an eine „Privatperson“ bezahlt. Diese Verträge bedeuten Misswirtschaft. Viel mehr noch: diese Häuser leer stehen zu lassen, trotz großer Not der Menschen in Moria ist unmenschlich und nicht im Sinne vieler solidarischer Menschen.“

Viele gute Gründe, Menschen in Not aufzunehmen – „In meinem Herzen fühle ich es deutlich …“

Veronika H. von Connect Mödling führte in ihrer Rede fünf Gründe an, warum wir geflüchtete Menschen von den griechischen Inseln bei uns aufnehmen müssen: "Es gibt genug Platz, und es gibt ausreichend Menschen, die bereit sind, geflüchtete Männer, Frauen und Kinder zu begleiten - Connect Mödling hat das in den vergangenen fünf Jahren nachhaltig bewiesen." Und Veronika H. weiter „In meinem Herzen fühle ich es ganz deutlich, es ist einfach richtig, diese Menschen aufzunehmen, die in Griechenland, zwei Flugstunden von uns entfernt in Europa, im Schlamm hausen, in der Kälte in Zelten schlafen müssen, kein Trinkwasser, zu wenig zu essen und keine medizinische Versorgung haben, wo Kinder nicht in die Schule gehen können, nicht Kind sein können. - Es fühlt sich einfach richtig an, einen Teil dieser Menschen nach Österreich zu bringen, wo wir all das in ausreichender Menge haben.“

Offizielle österreichische Politik des Wegsehens spaltet – Gemeinsam den Weg der offenen Herzen gehen: Schaffen wir sichere Häfen und lassen wir Mödling ein Teil davon sein

Die Initiative Seebrücke, die sich seit 2018 für sichere Fluchtrouten und die Aufnahme von Menschen auf der Flucht einsetzt, ist mit Susa K. bei der Kundgebung vertreten. Susa K. bringt die Verbindung zwischen den Statements der Regierungsspitze nach dem Attentat und dem was daraus folgen muss auf den Punkt: „Wenn wir darüber sprechen, dass uns Hass nicht spalten soll, dann müssen wir das momentane Asylsystem und die österreichische Politik des Wegsehens als das benennen, das sie sind: rassistisch und spaltend und dann müssen wir gemeinsam einen anderen Weg, den der offenen Herzen und der Freund:innenschaft gehen.“ Und K. weiter, „Österreich hat nicht nur Platz, sondern auch Herz – zusammenhalten heißt: Schaffen wir Sichere Häfen, sichere Gemeinschaften und eine sichere Welt für alle und lassen wir Mödling ein Teil davon sein.“

Saira P. von der kürzlich gegründeten Initiative Courage - Mut zur Menschlichkeit, betont: "Die Situation in den Lagern an den EU Außengrenzen ist in den letzten Jahren durchgehend fürchterlich. Dort leben Menschen die vor dem selben Terror geflüchtet sind, dem wir Anfang dieser Woche in Wien erleben dürften. Der Unterschied zu uns ist aber, dass sie in ihren Ländern keinen Schutz und Hilfe erfahren. Und nur weil wir nicht alle retten können, heißt es nicht, dass wir niemanden retten sollen."

„Wir fordern Sie auf, Schutzbedürftige aus den Flüchtlingslagern auf den griechischen Inseln aufzunehmen“

Die Kundgebungsteilnehmer*innen schicken eine klare Botschaft an den Bürgermeister von Mödling, die Landeshauptfrau Mikl-Leitner und an die Bundesregierung: Wir fordern die Verantwortlichen in Bund und Land, den Bürgermeister Abg.z.NR Hans Stefan Hintner und den Mödlinger Gemeinderat auf, umgehend Schutzbedürftige aus den Flüchtlingslagern auf den griechischen Inseln aufzunehmen! Ein Schreiben mit diesem Aufruf geht in den nächsten Tagen an den Bundespräsidenten, den Bundeskanzler, die Landeshauptfrau und an den Mödlinger Bürgermeister und den Gemeinderat.

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