LA GARE verteidigen / den Bau der Castorstrecke verhindern!

veröffentlicht am 23. April 2022

La gare de Luméville: 2004 wurde das Gelände des alten Bahnhofs von Luméville von Atomkraftgegner*innen aufgekauft. La gare ist Teil der künftigen Bahnstrecke für Atommülltransporte ins geplante Endlager CIGÉO bei Bure. In den letzten 18 Jahren wurde das Projekt von sehr unterschiedlichen Gruppen und Kollektiven betrieben, stand aber tendenziell immer mehr für den radikal-ökologisch-antikapitalistischen Teil der Antiatombewegung.

La gare war über die Jahre immer wieder Schauplatz von Veranstaltungen, die sich als wichtige Ereignisse ins kollektive Gedächtnis der Bewegung eingeprägt haben, wie dem Hippipest-Festival (2005-2007), dem VMC Camp (2015), den antiknastwochen (2020-2021), dem Rayonnantes-camp (2021) und vielen anderen. Auch wenn nicht nur immer alles schön war: Vielen Menschen ist der Bahnhof in dieser Zeit als ein wichtiger Ort in ihrem Leben, ans Herz gewachsen: Als Ort des politischen Experiments, als Abenteuerspielplatz, oder als Zuhause. La gare ist aber vor allem eines: eine juristische und physische Barrikade im Kampf gegen das CIGÉO-Projekt.

Aktuelle Situation: Mit dem Abschluss der Erklärung des öffentlichen Nutzens (DUP) geht der Kampf um den Bahnhof in eine neue Phase: das Ende der DUP ermöglicht die Enteignung von 6000Ha Land, die dem Bau des Projektes im Wege stehen. Erleichtert wird das Verfahren, durch den Erlass „Opération d’Intérêt National“ von Ende 2021, der die Kommunalebene bei Entscheidungen zu Infrastrukturprojekten in der „Entwicklungszone Süd-meuse“ entmachtet und diese nun grundsätzlich bei der Präfektur liegen. Noch vor Beendigung der DUP kündigt ANDRA an, bis spätestens 2024 den Bau der künftigen Castorstrecke zu beginnen.

Dem Bahnhof steht somit in naher Zukunft eine juristische Auseinandersetzung mit ANDRA um das Grundstück bevor. Diese könnte (im schlimmsten Fall) sehr schnell gehen und ihr Ausgang ist genau wie bei den lächerlichen Öffentlichkeitsanhörungen zur DUP so gut wie vorbestimmt. Wir werden uns trotzdem juristisch gegen die Enteignung wehren! Nicht, weil unser Vertrauen in den Rechtsstaat so groß wäre, sondern um den physischen Barrikaden jene aus Papier an die Seite zu stellen.

So sehr wir diesen Ort lieben, der für so viele von uns ein Zuhause war oder ist, sehen wir der aktuellen Situation nicht nur mit Angst und Verzweiflung entgegen. Es war von jeher die Bestimmung dieses Ortes, ein strategischer Punkt in dieser Auseinandersetzung und letztlich Schauplatz einer politischen Konfrontation zu sein. So oder so: Wir haben nicht vor, freiwillig zu gehen! Ob wir 2024 gemeinsam das 20 jährige bestehen dieses widerständigen Projektes am Bahnhof feiern, oder dem kollektiven Bewegungsgedächnis nur weitere 20 Minuten epischen riots hinzufügen, das liegt vor allem an uns selbst.

Was wir jetzt vorhaben: Wir denken es ist an der Zeit, denen vielen verschiedenen Menschen die mit diesem Ort Verbunden sind zu sagen: Wir werden euch alle brauchen, um den Bahnhof zu verteidigen – vielleicht schon bald. Und wir werden euch brauchen, sich an vielen anderen Stellen dem CIGÉO-Projekt in den Weg zu stellen. Wir werden aber noch mehr brauchen: unsere Freund*innen und eure auch! Und wir müssen neue Freund*innen und Verbündete finden.

Es gibt viele Arten, auf die ihr uns unterstützen könnt: ihr könntet beginnen, an euren Orten lokale unterstützungs- und Verteidigungskomitees (wie bei der Besetzung des bois le juc) aufzubauen. Ihr könntet Materialspenden, Soli-Aktionen oder Infotouren organisieren. Ihr könntet diesen Aufruf weiter verbreiten… Am schönsten wäre es natürlich: ihr kommt einfach vorbei!

Eine Situation permanenter Besetzung schaffen: wir wollen nicht warten, bis die juristischen Mittel, sich gegen die Enteignung zu wehren, ausgeschöpft sind, um handelnde Akteur*innen zu sein. Wir laden euch ein, mit uns gemeinsam, aktiv die Verteidigung des Bahnhofs und die Verhinderung des Bahnbaus vorzubereiten! Trotz des momentanen legalen Status des Terrains, wollen wir dazu übergehen, la gare als einen Ort der permanenten Besetzung zu betrachten, der lediglich zur Zeit noch über eine starke juristische Verteidigung verfügt.

Der Bahnhof wird derzeit in Selbstverwaltung von einem offenen Kollektiv betrieben. Einmal die Woche gibt es ein Treffen, auf dem über die Interessen des Ortes diskutiert und entschieden wird.

Dieses Treffen ist offen für alle, die dort Leben, das Gelände nutzen, oder sich in sonst einer Weise mit la gare verbunden fühlen.

Wir laden euch ein, euch ab sofort temporär oder permanent am Bahnhof einzurichten. Das Terrain bietet neben den drei Hauptgebäuden viel Platz für Wohnwägen, Trucks, Hütten, Zeltmöglichkeiten. In den letzten Jahren wurde zudem viel Energie darauf verwendet, den Platz gemütlicher zu machen und die Lebensumstände vor Ort zu verbessern. Sowie die Infrastruktur aufzubauen, die die Unterbringung und Versorgung einer größeren menge Menschen (auch im Winter) ermöglicht.

Auch wenn wir den Bahnhof als einen wichtigen strategischen Ort im bevorstehenden Konflikt um den Bau des CIGÉO-Projekts sehen, sind wir in diesem Kampf nicht allein. In den letzten Jahren haben sich in der Gegend um Bure neue Kollektive, Aktivitäten und Orte gebildet, und die alten haben sich erneuert. Sie alle bilden zusammen eine Konstellation des Widerstands, unterstützen sich gegenseitig und geben der Bewegung die Kraft, die wir so dringend brauchen und auch in Zukunft brauchen werden.

Weitere Informationen: bureburebure.info/de ; lagaredelumeville.noblogs.org

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