Solidarität mit Klimaaktivist*innen in Hasankeyf und Wien

veröffentlicht am 2. Juli 2019

Teilnehmende von zwei ökologischen Treffen am Wochenende vom 8. Juni 2019 in der Schweiz solidarisieren sich mit den von staatlicher Gewalt Betroffenen in Hasankeyf und Wien, die gegen Naturzerstörung kämpfen. Wir stehen zusammen gegen den Ilisu-Staudamm in Hasankeyf und für Klimagerechtigkeit.

Aktivist*innen von Ende Geländewagen und Fridays vor Future blockierten am 31. Mai Strassen beim Franz-Josef-Kai und der Aspernbrücke in Wien. Die Polizei verletzte bei der Räumung der Blockade mehrere brutal und löste einen Aufschrei in der österreichischen Bevölkerung und den sozialen Medien aus. Diese Polizeigewalt zeigt, wie der Staat auf diejenigen reagiert, die sich für eine grundsätzliche Abkehr von der kapitalistischen Naturzerstörung und für Alternativen von unten einsetzen, und dass wir nichts Gutes von diesem Staat zu erwarten haben. Der österreichische Staat ist kein Einzelfall, sondern strukturelle Gewalt Teil des Kapitalismus.

Gegen den Ilisu-Staudamm bei Hasankeyf in der Türkei

Der Kampf rund um das Ilısu-Staudammprojekt steht exemplarisch für die imperialistischen, zerstörerischen und profitgetriebenen Machenschaften des türkischen Staats in Nordkurdistan. Er zeigt gleichzeitig aber auch, wie viel politische Kraft mit dem Druck von der Strasse und internationalen Bewegungen aufgebaut werden kann. Jetzt heisst es, den Druck nicht nachzulassen und weiter für die Erhaltung der Natur, das kulturelle Erbe und die Unabhängigkeit der Bewohner*innen von Hasankeyf zu kämpfen.
Der Plan: eine 400 km lange Strecke des Tigris – einer der zwei Hauptwasseradern des Nahen Ostens – soll gestaut werden. Die Folge: Zerstörung tausender Quadratkilometer ökologisch wertvoller Uferlandschaften, die Umsiedlung von Hasankeyf und weiteren 199 Dörfern und damit 78‘000 Menschen, die Zerstörung von 400 bis zu 12‘000-jähriger historischer Architektur und die Vertreibung von 3‘000 nomadischen Familien. Unter dem schönen Vorwand, erneuerbare Energien zu fördern, dreht Erdoğan mit der Stauung des Tigris auch dem gesamten flussabwärts liegenden Gebiet das Wasser ab. Dies ist kein Zufall sondern eine perverse Kriegsform, die sich insbesondere gegen die unabhängigen Gebiete in Nordsyrien richtet.

Rojava inspiriert

In Rojava, der von den kurdischen Befreiungskräften erkämpften Region in Nordsyrien, setzt die kurdische Bewegung der kapitalistischen Perspektivlosigkeit eine ökologische, feministische und demokratische Revolution entgegen. Sie orientiert sich an sozialer Ökologie, einem Ansatz, der das zerstörerische Verhältnis zwischen Menschen und Natur im Kapitalismus als Folge der unterdrückerischen Verhältnisse zwischen Menschen – der Ausbeutung des Proletariats durch die Bourgeoisie, Sexismus, Rassismus, etc. – begreift.

Widerstand ist notwendig und wirkt

Um die Revolution und die Lebensgrundlagen aller am nördlichen Tigris zu verteidigen, ist Widerstand notwendig. Die Geschichte des Staudammprojekts zeigt: Auf nette Verhandlungen und westliche Regierungen können wir nicht zählen. Nach einer erfolgreichen ersten Protestwelle 2002 wurde durch internationalen Druck ein erster Projektplan der Erdoğan-Regierung weggeschmettert. Nur durch die Beteiligung europäischer Firmen nahm Erdoğan 2005 das Projekt wieder auf. Durch erneuten internationalen Widerstand zogen die Firmen sich jedoch wieder zurück. Seit 2010 wird wieder gebaut. Zwar mit Investoren aus der Türkei aber noch immer mit europäischer Beteiligung. Namentlich die österreichische Baufirma Andritz und die niederländische Firma Bresser sind vor Ort involviert. Diverse Grossbanken sind im Hintergrund agierende unsichtbare Drahtzieher und Profiteure. Nur zwei Tage nach den 3. Globalen Aktionstagen für Hasankeyf, am 10. Juni, gab das verantwortliche türkische Amt bekannt, das Auffüllen des Staudamms zu verschieben. Wir kämpfen gemeinsam weiter!

Solidarität heisst Widerstand! 
Für das gute Leben für alle ohne Naturzerstörung!

http://www.hasankeyfgirisimi.net
https://makerojavagreenagain.org/2019/06/23/35-actions-worldwide-for-hasankeyf-the-filling-of-ilisu-is-postponed/
http://ende-gelaendewagen.org

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