Die IWW – eine basisdemokratische Gewerkschaft

veröffentlicht am 19. Mai 2022

Seit mittlerweile über 10 Jahren ist die IWW (Industrial Workers of the World) auch in Österreich aktiv. Nach einigen Jahren des herum Sumpfens in der Bedeutungslosigkeit hat sie es geschafft im Sommer 2021 ihre Strukturen österreichweit auszubauen und mit den Ortsgruppen Salzburg, Innsbruck und Vorarlberg ihren Einfluss auch auf die westlichen Regionen ausgebreitet. Der Ansprung ihrer Mitgliederzahlen deutet auf ein Bedürfnis nach Organisierung innerhalb linksradikaler Kräfte hin und nach neuen Formen gewerkschaftlichen Kampfes abseits vom reformistischen Österreichischen Gewerkschaftsbund (ÖGB).

Wer ist also nun die IWW und was macht sie so anders als die altbekannten Gewerkschaften in Österreich? IWW steht für Industrial Workers of the World. Sie ist eine länderübergreifende solidarische Gewerkschaft für alle Arbeiter:innen, welche seit 1905 aktiv ist und in den Industriegebieten der USA gegründet wurde. Mit dem Slogan „One Big Union“ möchte sie dem Konkurrenzdenken zwischen gewerkschaftlichen Organisierungen unterschiedlicher Branchen entgegenwirken. Ihre Mitglieder werden als Wobblies bezeichnet. Während sie in den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts etwa 100 000 Mitglieder zählen konnte und somit eine einflussreiche linksradikale Gewerkschaft in den USA darstellte, schrumpfte sie bis in die 50er Jahre auf wenige hundert zusammen. In den letzten Jahrzehnten kann sie aber ein langsames Wachstum und vor allem eine Internationalisierung verzeichnen. Neben dem deutschsprachigen Raum ist die IWW auch in Ländern wie England, Irland, Island und Italien zu finden.
Heute zählt die IWW etwa 10 000 Mitglieder weltweit die gemeinsam das Konzept der solidarischen Gewerkschaft von unten verfolgen. Die Beschäftigten in den Betrieben sollen dabei selbst entscheiden wie sie ihren Arbeitskampf führen wollen. Mit Direkten Aktionen versuchen die Wobblies sich Verbesserungen und Mitspracherechte am jeweiligen Arbeitsplatz zu erkämpfen. Dabei soll auch das große Ganze – die Abschaffung der Lohnsklaverei – nicht aus den Augen verloren werden. Mit dem Ansatz der langfristigen revolutionären Organisierung am Arbeitsplatz sollen Demokratische Strukturen in der Gesellschaft etabliert und so ein gesellschaftlicher Umsturz erreicht werden. Neben Organisation und Emanzipation am Arbeitsplatz und in der Gesellschaft ist auch die Bildung ein wichtiger Grundpfeiler der IWW.
Die zentrale Methode im Arbeitskampf ist die Direkte Aktion. Die Logik der Direkten Aktion ist einfach: „Wenn wir aufhören, das zu tun was uns gesagt wird, und stattdessen anfangen, das zu tun was wir gemeinsam beschlossen haben, dann gibt es nicht viel, das uns aufhalten könnte.“ Diese Textpassage stammt aus dem Text „Think it over – Einführung in die Ideen der IWW“ (hier zu finden: basisgewerkschaft.at/thinkitover/). Der Text gibt einen guten Einblick in die Arbeitsweise der IWW. In sogenannten „Organizing Trainings“ wird das Wissen und die Fähigkeiten der radikalen Organisierung weitergegeben. Die Aktivist:innen sind dazu angehalten an ihren Arbeitsstätten sowie im Alltag ihre Mitmenschen zu Organisieren und Solidarische Netzwerke aufzubauen.
Ein letzter zentraler Punkt in der Arbeitsweise der IWW und fundamentaler Unterschied zu etablierten Gewerkschaften in Österreich ist die Gewerkschaftsdemokratie. Die IWW bezeichnet sich selbst als basisdemokratische Gewerkschaft. Das heißt, dass alle wichtigen Entscheidungen im Kollektiv hinterfragt und entschieden werden müssen. Die Basis hat die volle Kontrolle über die Finanzen. Die IWW wird nicht müde zu betonen, dass sie keine Stellvertreter:innen Politik machen will und eine Gewerkschaft zum selber machen ist. Das ist einer der zentralen Unterschiede zum ÖGB, in welchem bezahlte Funktionäre die Politik in Hinterzimmern bestimmen. Doch wird betont, dass eine ÖGB Mitgliedschaft kein Problem darstellt, auch bei der IWW Mitglied zu sein. Es ist von der IWW sogar gewünscht sich auch in anderen Organisationen einzubringen um die Arbeitsweise des Organzings zu verbreiten.
Wenn dein Betrieb noch unorganisiert ist, findest du in der IWW einen wichtigen Anschlusspunkt um mit der Organisierung zu starten!

Kontakt zur IWW in Österreich findet ihr unter: iww.or.at
Und zur IWW im deutschsprachigen Raum: wobblies.org

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