Aufruf an alle Hausprojekte ihre Infrastruktur wieder der Bewegung zu übergeben!

veröffentlicht am 22. Dezember 2021

Jede*r kennt diese Projekte in der eigenen Stadt. Ein paar 30-50 Jährige die mittlerweile einen sicheren Job haben (am besten noch in irgendwelchen linken Projekten), die politische Arbeit zwar noch für richtig halten aber sich komplett von den Menschen die diese betreiben entfernt haben und junge Aktivistis nervig finden.

Ihre wilde Phase als Anfang-20er ist vorbei und jetzt gilt es das schöne Leben zu leben. Wie praktisch dass man ja eh schon in einem Hausprojekt wohnt und mittlerweile auch die eigenen Freund*innen da einziehen lassen hat. Der ursprünglich politische Grund für die Gründung des Projekt ist vergessen. Hier finden schon lange keine Soli-Abende und Plena von extenen Gruppen mehr statt. Es bleibt die billige Miete, der Nutzen für linke Politik oder andere emanzipatorische Vorteile von Hausprojekten ist verloren gegangen.

Wir die Verfasser*innen kennen diese Zustände mehr als genug. Unsere Veranstaltungen in den Gewerbeflächen der Projekte wurden abgelehnt, weil die Bewohner*innen in spießbürgerlicher Manier nicht in Ihrer Ruhe gestört werden wollten. Um bessere Schallabschirmung einzubauen fehlt dann immer das Geld, die Zeit oder schlicht das Interesse. Auch linke Menschen sind halt nicht befreit davon in die Besitzer*innenrolle zu schlüpfen wenn man dann doch mal über Eigentum verfügt. Die Ladenflächen stehen dann Tage- und wochenlang leer obwohl es durchaus Interesse an Bespielung gibt. Spontan darf man solche Räume eh nie nutzen, weil jede Begehung erst durch ein wöchentliches oder sogar monatliches Hausplenum gehen muss.

Die Krönung ist wenn Projekte nicht bereit sind ihre billige Miete um 10€ im Monat zu erhöhen um Gruppen die Möglichkeit zu geben kostenlos plenieren zu können. Wir kennen Beispiele wo Gruppen bis zum Ende des Jahres quasi gekündigt wurde außer sie bringen jeden Monat Geld für den Raum auf. Als die Gruppen dies nicht leisten konnten (die Barfläche im Raum neben an durfte natürlich nicht genutzt werden), mussten die Gruppen raus. Jetzt sind dort Schreibtische die mensch Mieten kann. Klasse, Coworking Space von links.

Viele von sind gescheitert in Hausprojekte zu kommen, da die über 35 jährigen die dort leben die freien Plätze für ihre Hedo-Freund*innen reservieren. Wenige Leute ziehen aus Hausprojekten aus wenn sie sich eine normale Mietwohnung leisten können, dabei wird ihr Gehalt teilweise von der Bewegung selbst gezahlt (Festanstellungen in linken Veranstaltungsorten, Vereinen, Stiftungen, Zeitungen). Wir haben Probleme unsere Miete zu zahlen ohne unsere Zeit und Energie auf Arbeit statt auf Politik und den Kampf für ein besseres Leben für alle zu verwenden.

Auch das Mietshäusersyndikat ist leider keine große Hilfe im Kampf gegen die Entpolitisierung der Hausprojekte. Das Mietshäusersyndikat ist sich zwar bewusst dass es zu einer Entpolitisierung kommt, aber haben keinerlei Mechanisem dagegen entwickelt. Das mindeste was wir deshalb fordern ist dass politische Hausprojekte als politische Hausprojekte bestand haben sollten. Genauso wie es die Klausel gibt dass es keine Rückführung der Hausprojekte an den Markt gibt, sollte auch eine Klausel gegen die Entpolitisierung erfolgen. Hausprojekte sind keine bürgerlichen Rückzugsorte sondern es wurde viel Zeit, Geld und Schweiß von Menschen investiert um solche solidarischen Orte zu schaffen. Wir wollen daher dass mindestens das Mietshaussyndikat festschreibt dass es kostenlose Plenumsorte und Veranstaltungsräume für externe Gruppen gibt.

Und ja auch die Barräume sollen sich nicht selbst finanzieren müssen. Das Gruppen welche mühsam Veranstaltungen darin organisieren, noch nicht einmal die Einnahmen der Theke bekommen ist eine Schweinerei. Solidarische Veranstaltungsräume müssen solidarische Räume bleiben. Getränkeeinnahmen sind nicht dafür da, dass eure Hippiefreunde ihre DJ-Karriere ausleben können. Das Geld fehlt uns an vielen Stellen für Repression und Organisation.

Um es nochmal mit aller Schärfe zu sagen: Es gibt im Kapitalismus aktuell wenige linke/anarchistische kollektive Räume, welche genutzt werden können. Es sollte daher nicht als Privileg sondern als Aufgabe und Verantwortung gelten in einem Hausprojekt zu wohnen. Anstatt sich nun über den sicheren Nestplatz und die billigen Mieten zu freuen, sollten die Bewohner*innen mehr Geld ausgeben um Veranstaltungsorte, Plenaräume, Ladenprojekte usw. zu stemmen. Hausprojekte sollten Orte sein welche unsere Ideologie propagieren und gegenseitige Hilfe/neue Strukturen ausprobieren. Inaktive Projekte ohne politischen Output wo kollektives gemeinsames leben nicht mal ausprobiert wird sind nichts als Verschwendung solch einer Bündelung emanzipatorischer Kräfte. Hausprojekte sollten Krankenhäuser, Waffenlager/Schießplätze, Schulen, Unterschlüpfe, antagonistische Unruheherde und Obdachlosenunterkünfte sein, anstatt nur ein billiger Wohnraum für Ex-Aktive Linke. Natürlich sollten aber Räume für Menschen in prekären Situationen existieren.

Jeder Mensch der in solchen Häusern lebt, sollte sich also fragen ob er*sie das Haus als ihr Eigentum ansieht und ob er*sie in den letzten Jahr überhaupt keine Aktion gemacht hat. Wenn dass so ist sollte der Mensch ausziehen. Der Wohnraum sollte für 19 Jährige Zecken da sein, die gerade jede Woche eine Aktion machen wollen und deren Traum es ist in einem Hausprojekt zu wohnen anstatt für „chilligen“ Kommuliton*innen die überhaupt keinen Sinn in autonomer Politik sehen.

Wir die nicht in solchen Projekten leben sollten versuchen eingeschlafene Häuser wiederzubeleben oder zu übernehmen. Vielleicht braucht es keine weiteren besetzten Häuser um die vielen in den letzten 2 Jahren verlorenen Freiräume zu ersetzen sondern nur neuen Wind in den alten.

Die wenigen Hausprojekte die ihre Aufgabe als Freiraum ernsthaft versichern zu erfüllen brauchen sich nicht angegriffen fühlen und die Beispielaltersangaben sind polemisch gewählt und sollen nicht verschleiern wie viele coole, aktive, sympathisierende ü-30er es gibt

gefunden auf: knack(punkt)

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