Was, Sexismus ir Szene? 2te Auflage

veröffentlicht am 26. Juni 2020

2te Auflage der Broschüre zum Bekämpfen von sexistischen Handlungsmustern in politischen Gruppierungen

2018 erschien die erste Auflage der Broschüre «Was, Sexismus ir Szene? - Sexistische Handlungsmuster in Gruppen erkennen und bekämpfen»– und in kürzester Zeit waren alle gedruckten Exemplare vergriffen. Die Bereitschaft, die eigenen Strukturen und Handlungsmuster zu verändern, freut uns. Und doch wissen wir, dass echte Veränderung einen sehr langen Atem und eine immerwährende Auseinandersetzung mit uns selbst braucht. Nur so kann verhindert werden, dass Gelerntes vergessen wird und die Arbeit in ein paar Jahren von Neuem geleistet werden muss. Nur so können unsere Räume nachhaltig verändert und sicherer werden und aus ihnen gesellschaftsbewegende Aktionen entstehen.

Deshalb haben wir uns entschieden, eine zweite, überarbeitete Auflage dieser Broschüre zu drucken. Darin findet sich eine Sammlung von real erlebten Problemen politischer Aktivist*innen und deren Lösungsansätze. Diese Sammlung wird ergänzt von grundsätzlichen Fragen zur eigenen Gruppenkultur, die für die Reflexion im Kollektiv hilfreich sein können.

Hier kann die neue Auflage der Broschüre heruntergeladen werden.
Für gedruckte Broschüren kann per Mail an lieberglitzer@riseup.net angefragt werden. Der PGP-Key findet sich auf der Website.

Diese Punkte sind uns wichtig:
• Die Broschüre bezieht sich auf Sexismus. Es ist jedoch genauso wichtig, andere Machtstrukturen in unseren Räumen, wie z.B. Rassismus, *Ableismus und **Klassismus anzugehen. Auch hier gibt es viel Arbeit zu leisten. Denn: Gegen Nazis sein ändert beispielsweise noch nichts an der weissen Dominanz in linken Räumen.
• Sobald wir mit der zweiten Auflage fertig waren, sind uns neue Lücken und Probleme aufgefallen. Beispielsweise wird in der Broschüre zu wenig über die Verschränkung verschiedener Machtstrukturen gesprochen (fehlende ***Intersektionalität).
• Zu der bildlichen Darstellung von Körpern: Im Prozess der Gestaltung der ersten Auflage fiel uns auf, dass zu Beginn nur weisse Personen dargestellt wurden. Wir fanden es wichtig, dies zu ändern. Mittlerweile ist uns wiederum aufgefallen, dass in den Darstellungen nur die nicht-weissen Körper markiert sind. Zudem entspricht die Darstellung nicht der Zusammensetzung der Szene wie wir sie kennen, was auch problematisch ist, weil es «Diversity» vorgaukelt. Leider wurde uns dies erst bewusst, als die Broschüre schon gedruckt war. Daraus haben wir etwas gelernt. Wir werden uns von jetzt an bei Projekten von Anfang an damit auseinandersetzen, wie wir Körper darstellen.
• Die Broschüre ist erst ein Anfang für eine Auseinandersetzung mit Hierarchien und bei weitem nicht vollständig. Testet neue Handlungen aus, lernt aus euren und unseren Fehlern, tüftelt weiter und unterstützt euch dabei.
• Korrektur: Natürlich ist uns auch schon ein Tippfehler aufgefallen: Die Broschüre der Fantifa ist vor mehr als 20 Jahren erschienen (S.4).

Im besten Fall kann die Broschüre etwas zur Ermächtigung der einzelnen Mitglieder und der Gruppe als Ganzes beitragen, unsere Bewegung zugänglicher, hierarchiearmer und somit stärker machen. Für eine solidarisch gelebte Gruppenkultur!
P.S.

*Ableismus: beschreibt die Diskriminierung von Menschen mit Be_hinderung, indem Menschen an bestimmten Fähigkeiten - laufen, sehen, sozial interagieren - gemessen und auf ihre Beeinträchtigung reduziert werden.
**Klassismus: bedeutet Diskriminierung aufgrund der sozialen Herkunft oder der sozialen Position.
***Intersektionalität: bedeutet die Verschränkung verschiedener Diskriminierungs- und Unterdrückungsformen.

Quelle: https://barrikade.info/article/3612

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