Mit Feuer im Herzen die Revolution in Kurdistan verteidigen!

veröffentlicht am 19. Februar 2022

Die andauernden Angriffe des türkischen Staates auf die Selbstverwaltung in Nord-Ost Syrien, Maxmur und Sengal sind ein Racheakt für die Niederlage des IS und erfordern unsere Solidarität mehr denn je!

Nur einen Tag nachdem die Demokratischen Kräfte Syriens ihren Sieg über die Banden des Islamischen Staates in Hasakah verkündeten (https://anfdeutsch.com/rojava-syrien/abschliessende-bilanz-der-qsd-zu-heseke-30572), stiegen dutzende Kampfjets in die Nacht über dem Militärflughafen Ameds auf. Gegen 22.00 Uhr Ortszeit begann der Angriff auf Ziele in Rojava, Sengal und dem Flüchtlingslager Maxmur (Nordirak) Bis tief in die Nacht explodierten tonnenschwere Bomben und am kommenden Tag feierte der türkische Staat bereits sich und die unter dem Namen „Winterkralle“ propagierte Operation, als sei Atatürk höchstpersönlich aus der Erde gekrochen, hätte eine Salto geschlagen und den Feinden der Osmanischen Großmannssucht das Fürchten gelehrt. Weder die derzeitigen Angriffe noch ihre Art und Weise sind Zufall. Sie sind die jüngste Verschärfung der Entwicklung und Drohungen der letzten Monate. Seit geraumer Zeit wird das faschistische AKP-MHP Regime nicht müde, immer wieder damit zu drohen, in die befreiten Gebiete Kurdistans einzumarschieren.Wenn wir uns dabei die letzten Monate genauer angucken, dann müssen wir auch feststellen, dass sich der Charakter des Krieges geändert hat. Permanent sind Dörfer im Nordosten Syriens unter Mörserbeschuss. Immer wieder kreisen Drohnen über den Köpfen der Menschen und ermorden gezielt diejenigen Leute, die sich auf Seiten der Revolution positionieren, mutig voranschreiten und Verantwortung übernehmen. Seien es die im Januar durch einen Drohnenschlag gefallenen Kämpfer der Widerstandseinheiten Sengals, die 6 ermorderten Freund:innen der Jugendbewegung vergangenen Dezember in Kobanê, die gezielte Ermordung des Ko-Vorsitzende des Exekutivrats der Selbstverwaltung Sengals, oder kurz zuvor der Drohnenschlag auf Qamişlo im November, bei dem 3 Familienmitglieder ums Leben kamen. Eines gilt es heute besonders zu betonen: Die andauernden Angriffe der Türkei setzten ab dem Punkt ein, als sich der IS geschlagen geben musste. Ab dem Punkt, als er gefesselt und zähneknirschend von den Kämpfer:innen der Selbstverteidigungkräfte abgeführt wurde und nicht wie geplant die Wiedererrichtungdes zerschlagenen Khalifats zwischen Hasakah, Deir-Ez-Zor und Raqqa ausrufen konnte. Der Sieg der Menschen innerhalb der Selbstverwaltung nach erbitterten und verlustreichen Kämpfen, die am 20. Januar und damit am Jahrestag der türkischen Invasion in Afrin begannen, waren ein Schlag ins Gesicht des türkischen Staates, der seit Jahren der im Dunkeln verborgene Schirmherr des IS ist. Der schon damals in seinen Krankenhäusern verletzte Dschihadisten behandelte und der dem IS in den besetzten Gebieten einen Ort zum Reorganisieren liefert und ihn obendreinmit Waffen aus Nato Beständen versorgt! Der türkische Staat kann es sichnicht leisten, den demokratischen Konförderalismus Nord-Ost-Syriens und damit eine multiethnische Koexistenz direkt vor seiner eigenen Tür zu tolerieren. Er will weiterhinausbeuten und sich aufblähen, knapp 99 Jahre nachdem der Lausanner-Vertrag dem Osmanischen Reich seine Kriegsniederlage im ersten Weltkrieg attestierte und die bis heute bestehenden Staatsgrenzen festlegte. Bis 2023 und damit dem 100 jährigen Jubiläum der türkischen Republik entsprechend,hat sich Erdogan als die den gesamten türkischen Staatsapparat repräsentierende Fratze zum Ziel gesetzt, die kurdische Freiheitsbewegung zu zerschlagen. Während die korrupten Familienclans Südkurdistan, allen vorran Barzani und die KDP (Demokratische Partei Kurdistans), mit offenen Armen um westliches Kapital werben und gleicherhand die Türkei immer mehr Militärbasen in der Region bauen lassen, ist es die PKK und die Guerilla, welche Widerstand gegen diese Pläne leistet. Einen Widerstand, der historisch bedingt ist und sich gegen die Kolonisierung Kurdistans und damit die wirtschaftliche Ausbeutung und Assimilierung der Menschen richtet. Auf welcher Seite dabei der sürdkurdische Präsident Nêçîrvan Barzanî steht, zeigt eindrücklich sein Besuch im Präsidendentenpalast in Ankara vergangenen Mittwoch, nur einen Tag nach Beginn der türkischen Offensive. Die Türkei agiert nicht alleine, sie handelt ebenso im Sinne der Nato-Interessen, als südöstliches Schild, als Sicherung der militärisch-wirtschaftlichen Einflusssphäre im Mittleren Osten.Um dieser Aufgabe nachzukommen, istsie bis an die Zähne bewaffnet. Sie wirdgetragen von multinationalen und vom faschistischen System profitierenden Konzernen, wie Securitas, die das Knastsystem der Türkei und den gesamten Sicherheitsapparat gestalten und absichern. Einen Apparat, der unsere Freund:innen in seinen Knästen ermordet, foltert und aktuell die schlimmste und repressivste Form seit 1980, dem Jahr des größten Militärputsches der Türkei, annimmt. Im Herbst letzten Jahres begannabermals das große Säbelrasseln des türkischen Staates, als Erdogan eine erneute, eine letzte, endgültige Militärinvasion in Nord-Ost Syrien ankündigte. Was da rasselte waren Leopard 2 Panzer aus deutscher Produktion, Pistolen und Gewehre von Heckler & Koch und Bayraktar Drohnen, deren Sensorenköpfe von der deutschen Firma Hensoldt produziert werden, an welcher der deutsche Staat millionenschwere Anteile hält. Eines ist klar: Für unseren Traum nach einer befreiten Gesellschaft sollten wir unsere Bequemlichkeit hinter uns lassen und das in uns Funken schlagen lassen, was Basis einer jeden Revolution ist, nämlich Militanz. So wie uns die Menschen in Rojava verkünden, dass bei einer erneuten Bodeninvasion die Frage nach dem Sein oder Nicht sein der Revolution gestellt wird, sollten wir bereit sein auch für uns eine Antwort auf die Frage zu finden. Zu beantworten, was wir tun werden, wenn unsere Freund:innen zur Gegenoffensive übergehen und jeder Ort, an dem der Feind lauert, zur Front und zum Ort des Widerstandes wird. Dabei sollten wir uns auch ehrlich hinterfragen, welche Möglichkeiten wir in der aktuellen Phase haben und ob mit dem netten Soli-Bild schon der Bärenanteil zur Verteidigung der Revolution geleistet sein wird. Der türkische Faschismus ist auf die Unterstützung der imperialistischen Staaten angewiesen, wie er im Gegenzug für deren wirtschaftliche Interessen in die Bresche springt. Ohne die Investitionen und Waffenexporte der Nato und allen voran Deutschlands im Rücken zu haben, wäre er nicht in der Lage seine Angriffe auszuführen. Ohne die westlichen Medien und Politiker:innen, welche absichtlich über die Kriegsverbrechen hinwegsehen, wäre es dem türkischen Staat nicht möglich unsere Freund:innen auf den Bergen und in den Tunneln mit Giftags anzugreifen (https://anfdeutsch.com/kurdistan/40-gefallene-durch-chemiewaffeneinsatze-30055). Ohne die europäischen Menschenrechtsorganisationen und internationalen Gerichte, die zu den Zuständen in türkischen Gefängnissen und allen voran der Gefängnisinsel Imrali schweigen, auf der Öcalan seit 1999 unter den unwürdigsten Bedingungen festgehalten wird, wären Folterregime und Isolation ebensowenig möglich!
Unser Widerstand gegen diese Methoden des Kriegessollte also ebenso international sein und voll Liebe zu den kämpfenden Menschen! Auch wenn die oftmals kleinen Kundgebungen und Demonstrationen nicht das sind, was wir uns unter dem eben geschriebenen vorstellt, sind sie dennoch unfassbar wichtig und tragen die Bedeutung, die wir ihnen geben. Auch wenn es für den Moment nur heißt, aufmunternde Blicke auszutauschen und mit seinen Gefühlen nicht alleine zu sein. Wartetnicht auf Ankündigungen und einen möglichen Tag-X. Wartet nicht auf die Erlaubnis für Aktionen, denn genau in diesem Moment werden sie gebraucht und die Schweine die am Krieg verdienen, die kolonisieren und Menschen das Recht auf ein selbstbestimmtes Leben aberkennen, sitzen an jeder Ecke und warten auch nicht.
Werdet aktiv und lasst eure Herzen Funken schlagen!

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