30 Ermordete verzeichnet Österreich heuer Mitte Dezember. Während der letzten Bundesratssitzung am 22.12.21, interveniert dagegen das Kunstkollektiv Aufstand der Schwestern mit einer Performance im Regierungsviertel. Zwei Tage nach dem “Bierwirt-Prozess” erinnern sie daran, dass die bevorstehenden Feiertage häusliche Gewalt verschärfen werden.
Die aktuelle Lage in Österreich ist verheerend. Während die Anzahl der Femizide steigt, schließen Frauenhäuser, wie z.B. in Hallein im Juli dieses Jahres. Ein “echter Gewaltschutzgipfel” sei nötig, sagt Klaudia Frieben, Vorsitzende des Österreichischen Frauenrings (ÖFR), im Mai in den Salzburger Nachrichten. Im November blieb der Gewaltschutzgipfel der Regierung allerdings ohne echte
Ergebnisse. Es mangelt weiterhin massiv an Fördermitteln für Schutz und Prävention. Laut ÖFR und dem Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser (AÖF) werden “228 Millionen Euro und 3.000 zusätzliche Arbeitsplätze im Gewaltschutz” dringend benötigt.
Der Aufstand der Schwestern schließt sich den Forderungen an und betont, dass dies Symptombekämpfung ist und es einen grundlegenden gesellschaftlichen Wandel braucht.
Der Aufstand der Schwestern ruft zum gemeinsamen Gedenken und Protest auf. Am kommenden Mittwoch um 13 Uhr schleppt das Kollektiv ein riesiges pinkes Holzkreuz (3m x 1,5m) vom Adventmarkt Mariahilf zum Josef-Meinrad-Platz (ggü. Rathaus und Heldenplatz). Auf diesem Weg begleitet sie ein Trauerzug. Am Josef-Meinrad-Platz empfängt sie eine brachiale Soundcollage und die Performance erreicht ihren Höhepunkt. Dort werden stellvertretend für die Ermordeten 30 Dachnägel in das Kreuz geschlagen. Der Akt des Einschlagens übersetzt die brutale körperliche Gewalt der Morde in die Kunstaktion.
Der Aufstand der Schwestern agiert und agitiert für die, die nicht mehr sprechen können.
Sie machen die Ermordeten durch Kunst im öffentlichen Raum sichtbar und hörbar. Schwester meint keine biologischen Verwandtschaftsverhältnisse, sondern baut auf dem solidarischen SisterhoodVibe der Zweiten Frauenbewegung auf. Sie verstehen Schwester als Kunstbegriff für alle Frauen, egal welches Geschlecht bei der Geburt zugeordnet wurde. Ihr Appell ist klar: “Wir sind alle Schwestern, egal woher oder welcher Geschlechtsidentität. Wir brauchen Zusammenhalt und Empowerment im Kampf gegen herrschende Verhältnisse!”
In einer Welt, in der gewaltvolle und dominante Männlichkeit Erfolg verspricht, treten Hierarchien und Hass auf. Das Kofferwort Femicide (engl. Female und Homicide) zeigt klarer als der eingedeutschte “Femizid” den gesellschaftlichen Missstand auf. Im Ursprungsbegriff ist das Wort “Mord” deutlich erkennbar. Diese Wortschöpfung war wegen gezielter Ermordung von Frauen aufgrund ihres
Geschlechts überhaupt erst nötig.
Häufige Ursachen für diese Tötungen sind männliches Anspruchs- und Besitzdenken, Konkurrenzverhalten sowie traditionelle Rollenbilder. Popkulturelles wie Serien, Filme oder Musik verfestigen diese Geschlechterbilder ebenfalls. Dort werden Männer häufig als Gewinner gezeigt, wenn sie sich besonders gewaltvoll und rücksichtslos verhalten bzw. gefühllos sind. Daher fordert der Aufstand
der Schwestern ein Überwinden von Rollenbildern sowie eine grundlegende Veränderung im männlichen Verhalten und Erziehung von Söhnen.
Der Aufstand der Schwestern wird unterstützt von:
Marlene Streeruwitz // VBKÖ - Verein bildender Künstlerinnen // AÖF - Autonome Österreichische Frauenhäuser // Doron Rabinovici // Radio Helsinki // Mz* Baltazar // Genderfrequenz // Verein Speisekammertag // Interventionsstelle gegen Gewalt in der Familie // Vizerektorat für Diversität, Universität für angewandte Kunst
Aufstand der Schwestern
www.aufstandderschwestern.wordpress.com
aufstandderschwestern@gmail.com
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