Rojava nicht vergessen!

veröffentlicht am 27. Mai 2020

Flugblatt zu Rojava für die Grenzen Töten! Demo am 25. Mai in Innsbruck

Das kurdische Selbstverwaltungsgebiet in Nordost-Syrien ist seit langem - jedoch zurzeit erneut stark dem Terror der türkischen Eskalationspolitik und der dschihadistischen Milizen ausgesetzt. Es wird fortlaufend zivile Infrastruktur bombardiert und sich wegen den Angriffen ausbreitende Brände bedrohen die Bevölkerung. In Syrien wurde das Trinkwasser für fast eine halbe Million Menschen von protürkischen Milizen abgedreht, IS-Kämpfer wurden aus Gefängnissen entlassen und in der Türkei selbst wird stark repressiv gegen kurdische Menschen und Personen, die sich mit ihnen solidarisch zeigen vorgegangen. Das selbstverwaltete Gebiet ist mit ca. vier Millionen Menschen besiedelt. Im nun seit über acht Jahren andauernden Bürgerkrieg wurden neun der elf vorhandenen Krankenhäuser zerstört. Außerdem leben über 600.000 Vertriebene in der Region, das größte Flüchtlingslager umfasst über 65.000 Menschen. Schätzungsweise über 1,5 Millionen Menschen sind vor Ort auf grundlegende und lebensnotwendige Unterstützung angewiesen. Die weltweite Covid-19 Pandemie hat die Region bis jetzt aufgrund der von der Selbstverwaltung einberufenen Maßnahmen, welche bereits in der zweiten Märzhälfte erlassen worden sind, weitgehend verschont. Es wurde beschlossen, alle Schulen, Restaurants und zahlreiche Geschäfte zu schließen, dazu trat ein Verbot, die Gemeindegrenzen zu verlassen, in Kraft. Im Falle eines größeren Ausbruchs wäre die medizinische Grundversorgung jedoch völlig unzulänglich! Es gibt kaum Beatmungsgeräte, nämlich eines pro 100.000 Einwohner*innen, und nur wenige Intensivbetten stehen der Gesamtbevölkerung zur Verfügung. Zudem gibt es keine Testmöglichkeiten. Ein für die Tests notwendiger Thermocycler befand sich in Serêkaniyê, das seit Oktober 2019 vom türkischen Militär besetzt ist. Doch die Zivilräte, die Frauenorganisationen und die kurdische Rothalbmondorganisation vor Ort versuchen ihr Bestes, um die Ausbreitung der CoronaPandemie zu verhindern, kranke Menschen zu versorgen und die Grundversorgung zu gewährleisten. Es wurden mehrere Notfallspitäler mit Intensivbetten gebaut, Beatmungsgeräte wurden selbstgebastelt und regionale Maßnahmen ausgerufen. Die kurdische Selbstverwaltung nahm im Februar und März, während die EU ihre Grenzen dicht machte, noch über 1.500 Familien aus dem umkämpften Idlib (Provinz im Nordwesten, das von den protürkischen Milizen besetzt war) auf. Dies zeigt unverkennbar, wie praktisch und egalitär diese Region Solidarität umsetzt - im Gegensatz zu europäischen Ländern, welche in Konkurrenzdenken untereinander verharren und die Grenzen für Menschen in Not einfach schließen. Geopolitisch gesehen versuchen USA und die NATO sowie Russland vor allem in Syrien,aber auch im Irak und Iran ihre Interessen zu sichern. Die Türkei verlegte deshalb Truppen (die größtenteils aus Dschihadisten bestehen) von Idlib in die kurdischen Regionen. Der kurdische Politiker Bedran Çiya Kurd äußerte diesbezüglich gegenüber ANF: "Diese Gebiete sollen von Kurd’*innen gesäubert werden, die Demografie soll verändert werden. Auf internationaler Ebene gibt es keinen Widerspruch dagegen. Im Gegenteil, diese Politik wird unterstützt. Die Menschenrechtsverletzungen in Efrîn, Serêkaniyê und Girê Spî haben in den vergangenen zwei Monaten neue Höhepunkte erreicht. Es wird ein Völkermordplan umgesetzt. Es gibt keinen Tag ohne Entführungen, Morde, Vergewaltigungen und Diebstähle. Es gibt keinen Tag, an dem keine historischen Stätten geplündert werden. Im letzten Monat wurden mehr als 6.000 Olivenbäume gefällt. Mehr als zehn Personen wurden gezielt ermordet. Sie wurden auf unaussprechbar brutale Weise umgebracht. Es gab Vergewaltigungen. Hunderte Menschen wurden in der letzten Zeit verschleppt, ihr Schicksal ist unbekannt. Tatsächlich sollen Jugendliche unter Druck gesetzt und nach Libyen geschickt worden sein. In Efrîn geschehen die meisten dieser Menschenrechtsverletzungen.
All dies erzeugt weltweit keine ernsthaften Reaktionen. Es herrscht Stillschweigen gegenüber diesen Verbrechen. Das führt dazu, dass der Terrorismus allmählich wächst. Wir betrachten Russland und die USA als direkt dafür verantwortlich. Für Efrîn ist Russland verantwortlich. Efrîn wurde aufgrund eines Abkommens zwischen Russland und der Türkei besetzt. Die USA sind für die Geschehnisse in Serêkaniyê und Girê Spî direkt verantwortlich. Als Folge der Abkommen der USA mit der Türkei wurde diese Region besetzt. Es muss eine internationale Untersuchung eingeleitet werden.!" Er betont ebenfalls klar, dass die Selbstverwaltung kein Interesse an den internationalen Konflikten hat und eine Befreiung der unterdrückten Völker und der Frauen nicht über Deals und Kompromisse kommen wird. Es wird sichtbar, die Menschen in Rojava geben nicht auf und kämpfen trotz ihrer harten Verluste weiter für ihre politische Perspektive. Es fand ein Kongress der ostkurdischen Frauenbewegung statt, zur Vereinheitlichung der kurdischen Position wurden die "Parteien der geeinten Nation Kurdistan“ (Partiyên Yekîtiya Niştimanî Kurdistan, PYNK) gegründet und Kämpferinnen der HPG, der Frauenguerilla und der YPJ gelingt es immer wieder, in den verschiedenen Regionen die Besetzer erfolgreich anzugreifen und zu vertreiben. Der kurdische Rote Halbmond leistet in der Region medizinisch seit Monaten übermenschliches und der Plan Bildung und Versorgung auszubauen wird von den Organisationen und Räten der Selbstverwaltung äußerst ernst genommen.
Was können wir hier in Österreich tun?

*Das Thema nicht unter den Tisch kehren! Sich über unabhängige und zuverlässige Medien Informationen beschaffen und diese verbreiten. Mit Menschen darüber sprechen. Öffentlichkeitsarbeit leisten. Dieser Konflikt gehört diskutiert - einerseits, weil viel Unrecht geschieht, das in konkretem Zusammenhang mit dem globalen Norden steht, andererseits, weil die Errungenschaften und politischen Intentionen der Selbstverwaltung für uns hinsichtlich vieler Aspekte Perspektive bieten.

*Kontakte zu Menschen pflegen, welche mit der Region verbunden sind und sie in Kämpfe hier miteinbeziehen

*Spenden an den kurdischen Rothalbmond: Jeder Solidarbeitrag an die österreichische Niederlassung Roja Sor a Kurdistane wird direkt nach Rojava weitergeleitet! Roja Sor a Kurdistanê – Österreich IBAN: AT751400003010314274 BIC : BAWAATWW

*Antifaschismus auch hier zur Praxis machen, eingreifen wenn Faschistinnen Übergriffe tätigen, sich mit migrantischen Antifa-Kämpfen solidarisieren.

Biji Berxwedana Rojava

Anmerkung der Moderation

bild: yeniozgurpolitika.net

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