5., 6. & 7. APRIL 2024 WASSER, KEINE (MIKRO-)CHIPS! Aufruf von STopMicro

veröffentlicht am 13. Februar 2024

DIE ERWEITERUNGEN VON ST UND SOITEC STOPPEN
Aktionswochenende gegen die Ausweitung der Produktionsstätten von ST Microelectronics und Soitec

Am 1. April 2023 demonstrierten mehrere tausend Teilnehmenden in Crolles gegen die Monopolisierung von Ressourcen durch die Elektronikindustrie und die Vergrößerung von STMicroelectronics, ein Unternehmen, das Mikrochips herstellt. Jetzt will das Nachbarunternehmen Soitec expandieren um Halbleiter für Batterien von Elektroautos herzustellen. Die Vereinnahmung von enormen Wassermengen in Zeiten wiederholter Dürreperioden, die Freisetzung von Chemikalien, ein irrsinniger Stromverbrauch, und das alles für die Produktion von “smart Devices“ und für die Waffenindustrie/Aufrüstung: Diese Pläne zur Aufstockung von Fabriken sind weitere Schritte in Richtung einer Umweltkatastrophe.

Ein irrsinniger Verbrauch von Trinkwasser
Der Mikroelektroniksektor ist sehr wasserintensiv: Es werden beispielsweise 1700 Liter Wasser benötigt, um eine einzige Siliziumscheibe zu spülen. Im Sommer, wenn es zu Wassereinschränkungen kommt und die Bevölkerung zum Wassersparen gezwungen wird z.B. durch das Verbot der (Gemüse-)Gartenbewässerung, pumpen ST und Soitec weiterhin Trinkwasser aus dem Netz. Ihr ständig steigender Verbrauch wird mit den geplanten Erweiterungen weiter zunehmen: Nach der Erweiterung rechnet ST mit einem Trinkwasserverbrauch von 21.500 m³ pro Tag, das sind 249 Liter pro Sekunde
und entspricht einem Anstieg um 190 % im Vergleich zu 2021 (Quelle: MRAE).

Die Digitalisierung verschmutzt unsere Flüsse
Die von der Industrie angekündigten «60% Recycling» senken den realen Wasserverbrauch nicht, da es bei STMicroelectronics kein Recycling gibt, sondern lediglich das Wasser, welches zur Klimatisierung verwendet wird wiederverwendet wird. Hierbei handelt es sich aber um nur 25% des Gesamtverbrauchs. Die restlichen 75% des Trinkwassers sind mit hochgiftigen Stoffen belastet von denen die Fabrik 20.000 Tonnen pro Jahr verwendet: Ammoniak, Chlor, Hexafluorid, Phosphor, Stickstoff, Kupfer.... Das verschmutzte Wasser wird in einer firmeninternen Aufbereitungsanlage aufbereitet und dann in die Isère, den angrenzenden Fluss, eingeleitet. Die zugelassenen Grenzwerte von ST für die Einleitung liegen hierbei für Stickstoff beispielsweise bei einer Menge die dem Stickstoffanfall einer Stadt mit 53.000 Einwohnern entspricht, die ihre Abwässer nicht behandeln würde. Mit diesen Praktiken müssen ST und Soitec müssen aufhören!

Demokratie: Gleichbehandlung sieht anders aus
Die geplanten Werkserweiterungen finden unter einer regelrechten Verweigerungshaltung der Demokratie statt. Die öffentliche Anhörung für den Betrieb der Fabrik in Crolles fand erst statt, als die Bauarbeiten des ersten Bauabschnitts schon fast abgeschlossen waren. Während der zweiten Sitzung der öffentlichen Anhörung notierte die Polizei die Nummernschilder der Autos aller Teilnehmer/innen. Diese Maßnahmen zeigt, wie unsere Industrieunternehmen funktionieren: Je komplexer die Technologie, desto weniger Macht haben die Menschen über ihr Leben.

Elektronik im Dienst des Militärs
ST-Halbleiter werden in den KUB-BLA-Kamikaze-Drohnen der russischen Armee eingesetzt und ST ist ein wichtiger Partner im Bereich der Verteidigungstechnik. Dies gilt auch für Soitec, das seit langem in der Rüstungsindustrie aktiv ist. Die SOI-Technologie wurde von der CEA entwickelt, um über Komponenten zu verfügen, die für die militärische Atomkraft geeignet sind. Führend in der Industrie des «death.augmented» sind ST und Soitec Komplizen von Kriegen und der nuklearen Bedrohung. Ihre Aktivitäten basieren auf Tod und Zerstörung: Hierbei stehen moralische Bedenken klar im Hintergrund.

Eine Fabrik für Gadgets
Die im Grésivaudan hergestellten Chips werden z.B. in Mährobotern, in vernetzten Wasserflaschen, in Elon Musks Starlink-Satellitennetzwerk oder in Smartphones (z.B. Google Pixel 7) verwendet. Auch für die Produktion von Batterien für Elektroautos werden viele Halbleiter benötigt. Aber brauchen wir das alles wirklich? Wir von STopMicro wollen eine Gesellschaft mit mehr Menschlichkeit und weniger Digitalisierung, eine Gesellschaft, in der man nicht gezwungen ist, für jede alltägliche Handlung hochentwickelte und optimierte Werkzeuge zu benutzen.

Öffentliche Subventionen für private Gewinne
Als «französisch-italienisches» Unternehmen hat STMicroelectronics seinen Sitz in der Schweiz und zahlt seine Steuern in den Niederlanden, dem viertgrößten Steuerparadies der Welt. Dennoch ist es der französische Staat, der den Ausbau mit 2,9 Milliarden Euro finanziert (das entspricht 2,9 Millionen Euro pro geschaffenem Arbeitsplatz). Dieses Budget ist im Halbleiterprogramm von France 2030 (5,5 Milliarden Euro) vorgesehen, das wiederum im European Chips Act enthalten ist, einem europäischen Entwicklungsplan, der die Chipproduktion in Europa drastisch erhöhen soll.

Die «industrielle Autonomie» ist eine Lüge
Die neuen Fabriken von ST und Soitec sollen angeblich dazu dienen, Europa «souverän» in Bezug auf Mikrochips zu machen. In Wirklichkeit werden die Fabriken im Grésivaudan aber nicht die Fabriken in Asien ersetzen, sondern, da immer mehr Chips verbraucht werden (+15% pro Jahr) dazu dienen die Produktionskapazitäten zu erhöhen. Kann man von Unabhängigkeit sprechen wenn man weiß, dass 95 % der weltweiten Produktion der seltenen Erden, die für die Herstellung von Chips verwendet werden, aus China stammen? Der beste Weg, nicht von asiatischen Fabriken abhängig zu sein, besteht darin weniger Elektronik zu verwenden und zu produzieren. Das geht nur, indem wir unsere Autonomie gegenüber dem industriellen und vernetzten Lebensstil, den man uns aufzwingt, und gegenüber der Macht der multinationalen Konzerne zurückgewinnen.

Die Digitalisierung ist zerstörerisch
Man hört oft, dass die Digitalisierung dazu beiträgt, den Erdölverbrauch zu senken und eine «CO2-arme Welt zu schaffen». In Wirklichkeit wurde jedoch noch nie so viel Öl verbraucht wie heute: Die Digitalisierung beschleunigt den Verbrauch fossiler Energieträger. Uns wird glauben gemacht, dass die Digitalisierung Aktivitäten «entmaterialisiert», aber jedes verwendete Gerät hängt in Wirklichkeit von einer riesigen technologischen Infrastruktur ab. Die Digitalisierung hat konkrete Auswirkungen auf die Umwelt (Bergwerke, Stromverbrauch, Mülldeponien, Flussverschmutzung …) und die zunehmende Produktion von Chips führt zu einer Beschleunigung der planetaren Zerstörung.

Wir brauchen die vernetzte Welt nicht
Sind Mikrochips für das gesellschaftliche Leben unverzichtbar? Im Gegensatz zu Wasser, das ein Bedürfnis ist, sind Halbleiter weder eine Notwendigkeit noch ein Schicksal, sondern eine politische Entscheidung: die Entscheidung für eine vernetzte, digitale Lebensweise. Innerhalb weniger Jahrzehnte scheinen wir vergessen zu haben, dass andere Arten, auf und mit der Erde zu leben möglich und zweifellos wünschenswerter sind als der Lebensstil des Bildschirms, der ständigen Erreichbarkeit und des übermäßigen Verbrauchs von Ressourcen (Wasser, Strom, seltene Erden).

Der Innovationswettlauf: eine historische Fehlentwicklung
Das Projekt, das Grésivaudan zu einem Zentrum für Mikroelektronik zu machen, entspringt lokalen Initiativen, sondern geopolitischen, wirtschaftlichen und militärischen Entscheidungen: Taiwan ist aktuell der Weltmarktführer für Chips und Europa will hier mithalten bzw. aufholen, das CEA und seine Start-ups finanzieren und die Länder des Südens noch stärker ausbeuten. Die Verpflichtung zur Wettbewerbsfähigkeit führt uns in einen globalen Innovationswettlauf, der für Umwelt, Tiere und Planeten katastrophale Folgen hat. In einer Zeit des Klimawandels und des Massensterbens von Arten fordern wir aus diesem Wettlauf, der uns dazu bringt die ökologische und menschliche Katastrophe fortzusetzen, auszusteigen. Wir müssen aus diesem globalen Innovationswettlauf aussteigen und Schluss machen mit dem Streben nach Profit um jeden Preis!

STopMicro-Kollektiv
stopmicro@riseup.net
https://stopmicro38.noblogs.org
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