Beitrag der Rojava-Vernetzung Innsbruck zur Walpurgisnacht

veröffentlicht am 2. Mai 2022

Symbolbild
Hier findet ihr den Beitrag der Rojava-Vernetzung Innsbruck für die antikapitalistische Walpurgisnacht. Wir dürfen zum Krieg in Kurdistan nicht schweigen! Es lebe die Gerilla! Die Revolution im Nahen Osten wird siegen - der Faschismus wird zerschlagen werden!

Liebe Frauen*, liebe Freund*innen, liebe Genoss*innen

Wir, eine Innsbrucker Vernetzung aus prokurdischen Kräften begrüßen euch herzlich zur antikapitalistischen Walpurgisnacht und sind froh, sprechen zu dürfen.

Der Frühling steht vor der Tür und so wie die Natur zu dieser Jahreszeit aufblüht, so bedeutet der Frühling auch für uns neue Hoffnung, neue Kraft, und neue Energie.
Diese müssen wir nützen, um die faschistischen Feinde, den globalen Kapitalismus, Imperialismus und Neokolonialismus sowie das Patriarchat, den Femizid und die ökologischer Zerstörung international zurückzuschlagen. Bauen wir gemeinsam praktische Alternativen und unterstützen wir jene, die bereits damit begonnen haben.

In Kurdistan herrscht wieder offener Krieg.

Seit der Nacht vom 17. auf den 18. April greift der türkische Staat die südkurdischen Gebiete Zap und Avaşîn, welche Teil der Medya-Verteidigungsgebiete sind, an. Diese Gebiete nahe der türkischen Grenze stehen weitgehend unter der Kontrolle der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK). Dort hat die kurdische Freiheitsbewegung, aus der heraus auch die demokratische Selbstverwaltung in Nord- und Ostsyrien (Rojava) enstehen konnte, strategische Rückzugsorte, Bildungsstätten und Koordinationsstellen. Die Türkei probiert das Herz und Gehirn der kurdischen Freiheitsbewegung zu zerstören und somit der Revolution in Rojava das Fundament zu entziehen.
Seit Anbeginn des Angriffs kommt es zu schweren militärischen Auseinandersetzungen zwischen den Guerillaeinheiten und dem türkischen Militär. Keine Seite bezweifelt, dass die Kampfhandlungen noch über einen langen Zeitraum andauern werden.
Der aktuelle Angriff ist bereits der Dritte in Südkurdistan seit Anfang 2021.
Die Türkei setzt bei ihrem völkerrechtswidrigen Angriff verbotenes Giftgas ein und bombardiert zivile Ziele, wie Dörfer, Krankenhäuser, Wasserreservoirs und andere Infrastruktur.

Speziell an diesem Angriff ist, dass die KDP, die konservative und korrupte Regierungspartei der kurdischen Autonomieregion im Irak unter Führung von Barzani, den türkischen Angriffen eingewilligt hat. Denn es wurde auch aus dem Süden, das heisst aus dem Gebiet des irakischen Kurdistan, angegriffen. Dieser Verrat schmeckt für viele Kurd*innen bitter und kündigt finstere Zeiten der Spaltung an.

Was bezweckt die Türkei mit diesem Angriffskrieg?

Egal, wo die kurdische Freiheitsbewegung agiert und die Interessen der Kurd:innen verteidigt, wird sie zum Angriffsziel des türkischen Staates. Das beobachten wir seit Beginn der 80ger Jahre.
Die erneuten Kriegshandlungen in Südkurdistan dienen wohl vorallem der Destabilisierung und haben das Ziel, wichtige Infrastruktur und Guerilla-Einheiten zu vernichten.

Doch sie sind eingebettet in ein umfassenderes Angriffskonzept gegen die kurdische Bevölkerung und wollen ihren revolutionären Freiheitswillen ersticken.

Wir dürfen die Angriffe nicht unabhängig von den Ereignissen in den anderen Teilen Kurdistans betrachten. Die gezielten Tötungen durch Drohnen oder die Raketenangriffe in Rojava, die Bombardements Anfang des Jahres auf das Gefängnis in Hesekê, wo viele IS-Kämpfer freikamen, die sich nun wieder zu Milizen formieren oder der Angriff auf das Flüchtlingslager Mexmûr, welches Schutzraum für Geflüchtete aus der ganzen umliegenden Region ist.

Die Aggressoren sind überall der türkische Staat und seine Verbündeten. Die Gleichzeitigkeit der Intensivierung unterschiedlicher Aggressionen ist kein Zufall.
Seit Newroz gibt es in der Türkei eine weitere Verhaftungswelle gegen Regimekritiker*innen und HDP-Mitglieder, unzählige sitzen im Gefängnis.
Die Intervention des irakischen Militärs in der jesidischen Selbstverwaltung im Shengal zeigt, wie groß die Angst im nahen Osten ist, dass sich die Idee des Konföderalismus bzw. der basisdemokratischen Selbstverwaltung verbreitet.

Die Rolle des Westen

In der internationalen Staatengemeinschaft herrscht derzeit großes Schweigen gegenüber dem türkischen Angriffskrieg. Und Schweigen bedeutet in diesem Zusammenhang Zustimmung. Der Angriff dürfte mit der NATO abgestimmt sein, vermutlich wurden die Interventionen an der Münchner Sicherheitskonferenz im Februar bereits besiegelt. Ebenso wissen wir, dass europäische Waffen, wie z.B. Chemiewaffen und Panzer aus Deutschland, österreichische Handwaffen und Spezialteile sowie Munition vom türkischen Militär benützt werden. Die Waffenkonzerne profitieren also vom Krieg.
Der imperialistische Westen hat kein ernsthaftes Interesse an einer Demokratisierung und Stabilisierung des nahen Osten. Er braucht autoritäre und korrupte Regimes, um geopolitische Interessen sichern zu können, die ihm von einer antikapitalistischen Basisdemokratie wohl verwehrt würden.

Wie weiter?

Es ist aber nichts verloren - wir haben eine Welt zu gewinnen!
Die zurückliegenden Angriffe in Südkurdistan wurden erfolgreich zurückgeschlagen, denn die Taktik und der revolutionäre Wille der Guerilla sind dem türkischen Militär bei weitem überlegen.

An dem Beispiel der Guerilla erkennen wir, die Unterdrückten sind nicht wehrlos, sondern können sehr wohl einen technologisch, logistisch-materiell-finanziell und zahlenmäßig überlegenen Feind zurückschlagen.
Es ist möglich, in diesem 21. Jahrhundert Revolution zu machen.
Das Gefühl der Machtlosigkeit gegenüber Staat und Kapital, welches viele von uns innehaben, ist letztendlich Schein und Trug; ein Gefühl, dessen wir uns entledigen müssen.
Die Revolution in Rojava, der antifaschistische Widerstand in den Bergen Kurdistans, in den besetzten Gebieten Rojavas und in den Metropolen und Gefängnissen der Türkei, sowie der Aufbau eines alternativen Lebens auf Grundlage von demokratischer Selbstbestimmung, ökologischer Lebens- und Wirtschaftsweise und der Befreiung der Frau in den Bergen, in Şengal, Mexmûr und Rojava: das sind die lebenden Beweise dafür, dass es möglich ist.

Zeit, die Freiheit zu sichern! - Dem dema azadiyê ye
Wir stellen uns gemeinsam gegen die Besatzung Kurdistans, gegen den türkischen Faschismus und seine internationalen Unterstützer.
Wir stehen international Seite an Seite, Schulter an Schulter mit dem antifaschistischen Widerstand an den Frontlinien in Kurdistan und in den Gefängnissen der Türkei.
Wir werden dem türkischen Faschismus kein ruhiges Hinterland gewähren und ihn international stören und blockieren.
Wir unterstützen die internationale Kampagne „Freiheit für Öcalan“, treten für ein Ende der Isolation ein und treten für die Freilassung poltischer Gefangener in Aktion.
Wir unterstützen die Frauenrevolution in Rojava und den anderen Teilen Kurdistans.
Wir kämpfen für eine antikapitalistische Perspektive ökologischen Lebens – Ökologie muss antifaschistisch und antikapitalistisch sein.
Wir gedenken derjenigen, die im Kampf für Gleichheit und Würde gefallen sind. Wir orientieren uns an ihrem Beispiel, indem wir die Werte der Revolution in die Praxis umsetzen und sie in unserem täglichen Kampf weiterleben

Lasst uns lokal, regional und international gemeinsam dem Faschismus entgegentreten und die Revolution in Kurdistan direkt unterstützen.
Wenn wir unsere verschiedenen Kämpfe miteinander verbinden, dann sind wir stark, denn unsere Stärke ist die Stärke der Solidarität!
Lasst uns wie der Frühling sein, der mit all seiner Vielfalt und Kraft blüht, Widerstand leistet, Leben schenkt und von den längsten und härtesten Wintern gefürchtet wird.
Der vereinte Frühling der Völker, der gemeinsam Widerstand leistet und sich verpflichtet, die praktische Alternative, in der wir leben wollen, weiter aufzubauen, wird von all unseren Feinden gefürchtet werden.

Die Revolution im Nahen Osten wird siegen - der Faschismus wird zerschlagen werden!

Anmerkung der Moderation

hallo josepha-ibk, auf EMRAWI werden keine unverpixelten Bilder hochgestellt, daher haben wir ein Symbolbild verwendet
solidarische Grüße Mod

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