Gipfel der Repression: NQ Gudrunstr. muss schließen

veröffentlicht am 16. März 2021

Aktionstag am 17.März um 15:00h am Keplerplatz, 1100Wien.

Liebe Genossinnen, liebe Kolleginnen, liebe Kampfgefährtinnen, ihr guten Freundinnen!

Als Dank für unseren Einsatz während der Pandemie wird die NQ Gudrunstraße einfach und ersatzlos zugedreht. Wir werden als einziges Quartier des Winterpaketes nicht verlängert – offiziell wegen der fehlenden Auslastung. Das ist offensichtlich Bullshit.

Wäre das das echte Problem – wobei die “Gudi” stets ausgelastet war und ist – könnte eine Verringerung der Bettenanzahl dazu verwendet werden, endlich für etwas mehr Abstände in den Schlafsälen zu sorgen. Es braucht mehr und nicht weniger Platz! Der wahre Grund ist vielmehr in unserer Aufsässigkeit zu suchen. Wir waren und sind nicht mehr bereit, die katastrophalen Arbeitsbedingungen, die desaströsen Zustände für die obdachlosen Nächtiger sang- und klanglos hinzunehmen!

Bis an die Grenze der Belastungen mussten wir getrieben werden, damit die Minimalforderung – nämlich die nach mehr Personal – erfüllt wird. Krankenstände, ein riesiger Cluster in unserem Hause und dadurch auch Ansteckungen der Mitarbeiter*innen haben uns ausgezehrt. Ein Quartier, das vom FSW gemietet wurde, der sich aber um die Bausubstanz nicht scherrt, ein Fachbereich dessen zynischer Spruch “Warm, satt, sauber” uns alle im Mark erschüttert hat, das sind nur einige von vielen, vielen Punkten, die es Zeit machen, sich zu erheben.

Die Gewährleistung in unserem Betrieb, Klienten vor einer Ansteckung mit Corona zu schützen, ist nicht gegeben. Eine finanzielle Entschädigung der Mitarbeiter*innen ist nicht vorgesehen. Eine lückenlose Versorgung auch über den Winter hinaus ist für entscheidende Stellen nicht nur nicht notwendig, behauptet wird auch, es fördere Obdachlosigkeit. Wir alle sehen am Winteranfang, wie ausgezehrt unsere Klienten sind, und wie viele sich stabilisiert haben am Ende eines Winters.

Wir haben nach Protesten dieses Jahr in der Gudrunstraße 120 Stunden zusätzlich bekommen – mit dem 24.02., wo eh alle schon durchgebrannt waren. Mit diesen ist eine Grundabdeckung unserer Arbeit möglich. Gezeigt hat sich, dass wir in den Jahren davor schon diesen Bedarf gehabt hätten – siehe Überstunden.
Gemeinsam mit der Initaitve Sommerpaket haben wir einen Artikel über den desaströsen Umgang während eines Clusers in unserem NQ veröffentlicht. Dieser Widerstand soll uns jetzt auf den Kopf fallen. Die Verantwortlichen wollen das “Problem Gudrunstraße” durch eine ersatzlose Schließung “lösen”. Dass sie damit nicht nur uns, sondern auch die Nächtiger treffen, dass dadurch das letzte NQ in Zentrumsnähe, das gut öffentlich erreichbar ist, dass damit eines der letzten NQ, die unbürokratisch Notnächtiger aufnimmt, schließt, ist ihnen scheißegal. Sie wollen ihre Gutmenschen-PR mit Imagepolitur für Politiker*innen und reichen Spendenfluss durchziehen. Da stören wir mit unseren Berichten von der Basis nur.

Für uns ist klar: Die Räumung der Gudi werden wir ihnen nicht leicht machen. Es geht aber nicht nur um den Erhalt unseres Quartiers. Wir kämpfen gegen ein System der Prekarität, in dem jede Kritik durch Schließung und Nichtwiedereinstellung unterbunden werden kann. Wir kämpfen für bessere Arbeitsbedingungen und für ein Stück Würde für alle Menschen, unabhängig davon, ob sie auf der Straße oder in einem Loft leben!

Daher unsere Forderungen:

Prekariat bedeutet Willkür! – für Obdachlose genauso wie Basismitarbeiter*innen! Obdachlosigkeit gibt’s auch im Sommer! Lückenlose Verlängerung des Winterpakets zu einem durchgehenden Betreuungsangebot.
Ende der Massenquartiere! Sofortige Umstellung auf Einzelzimmerquartiere bei gleichbleibender Bettenzahl
Ein sofortiges und dauerhaftes Ende der Unterbsetzung!
Verantwortung muss sich bezahlt machen! Finanzielle Entschädigung für Systemerhalter*innen.
Gesundheit fängt bei den Schwächsten an! Verbesserung des Coronaschutzes, Zugang zu Impfungen für unsere Klient*innen.
Klarheit durch Transparenz! Verstärkte Einbindung von Basismitarbeiterinnen bei Verhandlungen zwischen FSW und Fachbereich. Wir sind die Expertinnen!
Repressionsverbot: Keine Benachteiligung der Menschen, die sich für bessere Arbeitsbedingungen und höhere Qualität der Betreuung und Unterbringung der Klienten einsetzen!

Daher findet am 17. März um 15:00h am Keplerplatz ein Aktionstag statt. Watch out for more news!

https://sommerpaket.noblogs.org

NQ - Notquartier

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