Take Back The Streets Demo und Kundgebung zum Internationalen Feministischen Kampftag am 8. März 2022

veröffentlicht am 8. Februar 2022

Start 17:00 Uhr Wien Mitte / Ende Praterstern (Kaiserwiese

Dieses Jahr legen wir den inhaltlichen Fokus auf das Thema SOLIDARITÄT.
Dieser Begriff wird häufig verkürzt verstanden, als die individuelle
Einzelverantwortung von uns allen zu mehr gesellschaftlichem
Zusammenhalt.

Dieses Jahr legen wir den inhaltlichen Fokus auf das Thema SOLIDARITÄT.
Dieser Begriff wird häufig verkürzt verstanden, als die individuelle
Einzelverantwortung von uns allen zu mehr gesellschaftlichem Zusammenhalt.
Wir begreifen Solidarität anders: Solidarität ist unsere Waffe gegen Vereinzelung. Es geht um das Verständnis, dass alle von Kapitalismus, Pandemie und Krisen unterschiedlich betroffen sind.
Solidarisch kämpfen bedeutet, diese vielfältigen, ungleichzeitigen Kämpfe zu verknüpfen und zusammen zu führen.

SOLIDARISCH GEGEN (BIO)ESSENTIALISMUS!
Seit einiger Zeit zeigt sich neben dem offenen Hass gegen trans Personen
vermehrt eine Bewegung, die unter dem Deckmantel der Besorgnis handelt.
Ursprünglich vor allem in der englischsprachigen Presse, wird diese Ideologie nun auch in deutschsprachigen Medien unhinterfragt verbreitet und führt zu Diskriminierung von trans Personen auf vielen Ebenen. So wird beispielsweise versucht, Einfluss auf politischer Ebene zu üben.
Agiert wird oft unter dem Label “gender critical”, manchmal auch bezeichnet als TERFs (Trans Exklusionary Radical/Reactionary Feminists).
Oft handelt es sich dabei nur um transfeindliche und antifeministische AkteurInnen. In verschwörungstheoretischer und antisemitischer Manier wird dabei Hass verbreitet. Im Moment liegt der Fokus darauf, trans Frauen/Mädchen und trans feminine Menschen ohne jegliche Basis als Gewalttäterinnen darzustellen. Mit Verweis auf vermeintlich essentielle körperliche Unterschiede soll eine Teilnahme am öffentlichen Leben, wie das Benutzen von Umkleiden und öffentlichen Toiletten, verhindert werden. Weiters wollen TransfeindInnen trans Männer/Jungen und trans maskuline Personen als “Opfer” darstellen. Der Zugang zu einer Transition sei zu leicht und würde in großem Maße bereut werden. Dies
stimmt nicht, denn nur ein extrem kleiner Teil an Menschen detransitioniert. Die Gründe dafür liegen meistens an gesellschaftlichem Druck und Diskriminierung. Häufig werden sie auch als Verräter bezeichnet, die sich durch die Transition angeblich eine bessere Position im Patriarchat erhoffen würden.
Auch die Rechte von trans Kindern werden angegriffen. Diese hätten angeblich zu einfach Zugang zu einer medizinischen Transition. Das widerspricht allerdings jeglicher Realität. Außerdem stören sich transfeindliche Personen sogar daran, wenn ein Kind lediglich neue Pronomen und Namen ausprobiert oder Kleidung und Frisur ändert. Bei all diesen Themen wird mit (bio)essentialistischer Ideologie argumentiert.
Dabei werden Menschen auf körperliche Merkmale reduziert. Außerdem werden auf sie gesellschaftliche Vorstellungen projiziert. TERFs/“gender criticals”, transfeindliche und antifeministische Personen und Gruppierungen arbeiten aktiv gegen einen solidarischen intersektionalen Feminismus.
Solidarisch sein heißt: Widerstand. Schreitet bestimmt und solidarisch ein, wenn ihr Transfeindlichkeit beobachtet!

SOLIDARISCH GEGEN PATRIARCHALE GEWALT!
Im Jahr 2021 wurden in Österreich 31 Femizide begangen, dazu kommen 57
versuchte Morde bzw. schwere Gewaltakte gegen FLI*NTA (Frauen, Lesben,
inter*, nicht binäre, trans und agender Personen). Während die mediale Berichterstattung diese Taten als “Einzelfälle” behandelt und als “Beziehungsdrama” oder “Eifersuchtsakt” verharmlost, wird die eigentliche Ursache verschleiert. Denn Femizide sind keine Einzelfälle, es steckt ein System patriarchaler Gewalt dahinter, das nicht nur cis Frauen betrifft. Patriarchale Gewalt betrifft aber nicht alle FLI*NTA auf die gleiche Art, sondern äußert sich in Verschränkung mit anderen Unterdrückungssystemen. Die Täter*innen sind meistens (Ex-)Partner oder aus dem nahen Umfeld der Betroffenen. Der gefährlichste Ort für FLI*NTA ist nicht die dunkle Ecke im Park, sondern das eigene Zuhause.
Solidarisch sein heißt Betroffene nicht allein zu lassen – es braucht mehr Schutzräume und Institutionen. Zusätzlich zu diesen Interventionsmaßnahmen fehlt es vor allem an Prävention.
Präventionsmaßnahmen gegen patriarchale Gewalt fangen früh an und müssen
strukturell aufgegriffen werden: In Bildung, Erziehung und jedem gesellschaftlichen Bereich. Eine kritische Auseinandersetzung mit vorherrschenden toxischen Männlichkeitsnormen und -bildern ist notwendig, um patriarchale Gewalt zu beenden.
Solidarisch sein heißt: Betroffenen zuhören und glauben, Männlichkeit neu definieren. Wir FLI*NTA sind mehr als die Hälfte der Bevölkerung.
Setzen wir uns zur Wehr gegen patriarchale Gewalt!

SOLIDARISCH MIT SEXARBEITER*INNEN!
“Sexarbeit ist Arbeit” – ein Spruch, der in der Linken oft kritisch gesehen wird.
Doch warum eigentlich? Wir sind uns wohl alle einig, dass jede Arbeit im
Kapitalismus schlecht ist. Wenn wir aber Sexarbeit nicht einmal als Arbeit ansehen, können wir auch nicht für Arbeiter*innenrechte kämpfen.
Und darum geht es hier.
Oft wird mit dem Klischee der privilegierten Sexarbeiter*in gespielt, die ihre Arbeit als Empowerment sieht. Es mag zwar durchaus Leute geben, die ihre Arbeit als empowerend empfinden, aber darum geht es nicht.
Abgesehen davon, dass hier wieder einmal Sexarbeiter*innen ihre Autonomie abgesprochen wird, muss niemand die eigene Arbeit als ermächtigend empfinden – der Paketbote nicht, die Ärztin nicht und auch nicht Gastronomie-Mitarbeiter*innen. Trotzdem sollten wir uns für die Arbeiter*innenrechte aller Menschen einsetzen – und eben auch für die von Sexarbeiter*innen.
Die Vermischung von Diskursen zu Sexarbeit und Menschenhandel zeigen vor
allem eines: Sexarbeiter*innen wird nicht zugehört, wir werden nicht als mündige Menschen anerkannt, Selbstbestimmung wird uns verwehrt.
Gerne wird sich für das sogenannte Nordische Modell ausgesprochen: Ein
System, das nur die Kund*innen bestrafen soll. Aber die Realität sieht anders aus. Sobald auffliegt, dass jemand Sexarbeiter*in ist, kann die betroffene Person kein Bankkonto mehr eröffnen, kann keine Wohnung mehr mieten – nicht einmal eine WG bewohnen, ohne dass Mitbewohner*innen als Zuhälter*innen kriminalisiert werden. Diese Art der Kriminalisierung trifft weit mehr Personen als nur die Kund*innen und führt zu immer prekäreren und gefährlicheren Lebensumständen.
Aber auch in dem aktuellen System in Österreich läuft vieles falsch: Die
Zwangsregistrierung bei der Polizei trägt maßgeblich zur Stigmatisierung bei. Sechswöchentliche Zwangsuntersuchungen stellen einen Eingriff in die Menschenrechte dar. Sperrgebietsverordnungen drängen die Arbeiter*innen an den Stadtrand. Das Motto dabei: Aus den Augen, aus dem Sinn.
Solidarisch sein heißt: Die vollständige Entkriminalisierung von Sexarbeit fordern!

SOLIDARISCH FÜR ZERO COVID!
Nach zwei Jahren Pandemie steht eines fest: Es geht nach wie vor nicht um Schutz von Menschenleben, sondern um die Wirtschaft und Aufrechterhaltung der weltweiten Verteilung von Kapital. Das vorrangige Ziel ist, dass wir weiterhin arbeiten gehen. Dabei wird auf prekär beschäftigte Personen keine Rücksicht genommen. Pflegekräfte, Pädagog*innen an Kindergärten/Schulen sind neben Kindern und Jugendlichen sowie deren Eltern inzwischen maßlos überfordert. Sie
werden ohne Unterstützung zurückgelassen und zugleich dazu aufgefordert,
in Eigenverantwortung weiterzuarbeiten.
Währenddessen gehen Coronaleugner*innen und Esoteriker*innen neben Faschist*innen, darunter durchaus altbekannte Neo-Nazis, auf die Straße,
um für ihre vermeintliche Freiheit zu demonstrieren. Sie verbreiten
rechtsextreme Ideologien, Falschinformationen und Verschwörungstheorien.
Bei diesen Aufmärschen kommt es zu rassistischen und antisemitischen
Übergriffen. Jene Demonstrationen werden von Seiten der Polizei
geduldet, wenn nicht sogar gutgeheißen, während linken Demonstrationen
verstärkt mit Repression begegnet wird.
Forschungsergebnisse, etwa zur Wirksamkeit von Impfungen, werden von
Coronaleugner*innen nicht anerkannt. Es ist erwiesen, dass die Impfung
vor COVID-19 schützt. Selbst wenn eine geimpfte Person erkrankt, ist der
Verlauf meist mild, die Virenlast nimmt rasch ab und eine weitergehende
medizinische Behandlung ist nur in Ausnahmefällen nötig. Zugleich schützt eine Impfung vor Beschwerden, die einer durchgemachten Corona-Infektion folgen können, etwa Long Covid.
Im Kontext von Impfungen stehen wir vor dem Problem, dass Länder des
Globalen Südens kaum Zugang zu den Impfungen haben. Dabei gäbe es eine
Lösung für diese Situation: Die Freigabe von Patenten. Dagegen haben sich jedoch etliche Regierungen “westlicher” Länder – wie auch die österreichische – ausgesprochen.
Solidarisch sein heißt: Eine gerechte Verteilung von Impfstoffen weltweit zu fordern!
Solidarisch gegen Rassismus, Antisemitismus und Verschwörungstheorien!

SOLIDARISCH MIT CARE-ARBEIT!
Die derzeitige Pandemie-Situation hat drastische Auswirkungen auf den schon lange überlasteten Pflegebereich: Darin sind hauptsächlich FLI*NTA beschäftigt. Die systembedingten, permanenten psychischen und physischen Belastungen haben sich verstärkt. Pflegende berichten, dass sie zunehmend auch verbaler und physischer Gewalt ausgesetzt sind. Die schlechte Entlohnung, zu wenige und zu kurze Pausen, überzogene Arbeitszeiten – in keiner anderen Berufsgruppe sind die Belastungen so hoch.
Symbolische Aktionen wie Klatschen, Einmalzahlungen und Worte der Anerkennung sind nicht genug. Es braucht eine radikale Aufwertung des
Pflegebereichs und aller sozialen Berufssparten!
Zusätzlich zu den Tätigkeiten, die gesellschaftlich als “Arbeit” anerkannt werden, übernehmen FLI*NTA-Personen einen Großteil der unbezahlten Care Arbeit. Dabei geht es um Aufgaben, die oft “weiblich” codiert sind: Die Kindererziehung, Hausarbeit oder die Betreuung von pflegebedürftigen Angehörigen, wie in der 24h Pflege, die meist Migrant*innen übernehmen. Mit Selbstverständlichkeit wurden wir in der Pandemie zusätzlich eingespannt und rücksichtslos belastet. Die
ungleiche (Be)Wertung dieser Arbeitsformen führt zu einer Verdrängung von FLI*NTA aus der Öffentlichkeit in den privaten Bereich. Damit gehen finanzielle und soziale Abhängigkeiten einher, aber auch Unsichtbarkeit.
Solidarisch sein heißt: Gerechte Entlohnung von Care-Arbeit und gerechte
Verteilung von Arbeit im privaten Bereich fordern.

SOLIDARISCH FÜR KLIMAGERECHTIGKEIT!
Die Klimakrise betrifft uns alle, aber überdurchschnittlich stark Personen im Globalen Süden. Menschenleben werden durch Klimafolgen wie Dürre, Verwüstung und Überschwemmungen gefährdet. Die Hauptverantwortung
dafür liegt aber nicht, wie rassistische und eugenische Mythen der “Überbevölkerung” suggerieren, bei Ländern des Globalen Südens. Die
Verantwortung liegt genauso wenig bei Arbeiter*innen, die in klimaschädlichen Konzernen ausgebeutet werden. Individualentscheidungen, wie die Verringerung des CO2-Fußabdrucks, oder das Verbieten von Plastikstrohhalmen, sind reine Schuldverschiebungen von Konzernen auf ihre Kund*innen. Viele “ökologische Lösungen” sind behindertenfeindlich und/oder klassistisch, da sie nicht mit den Lebensrealitäten und Einkommensverhältniss en vieler Menschen vereinbar sind.
Hauptverantwortung tragen jene die am meisten vom Kapitalismus profitieren!
Gleichzeitig ist Klimaaktivismus existenzgefährdend: Weltweit steigt die
– häufig tödliche (!) – Gewalt an Umweltaktivist*innen. 2020 wurden weltweit 227 Aktivist*innen getötet, einige davon auch in Europa.
Dreiviertel der Morde finden in Lateinamerika statt, wobei vor allem indigene Bevölkerungsgruppen betroffen sind. Diese Gewalt wird vor allem von Unternehmen und Regierungen ausgeübt. Während Männer eher getötet
werden, sind FLI*NTA überproportional von sexualisierter Gewalt betroffen.
Auch vor existensbedrohenden Klagen wird nicht zurückgeschreckt. Der
Brandanschlag im Wiener Lobau-Camp Anfang Jänner hat gezeigt, wie
skrupellos die Gewalt gegen Umweltschutz-Aktivist*innen eingesetzt und
legitimiert wird.
Solidarisch sein heißt: Gemeinsam kämpfen mit Klimaaktivist*innen in der
Lobau und überal
l!

SOLIDARISCH GEGEN RASSISMUS!
BIPoC (Black, Indigenous, People of Color) und racialized FLI*NTA sind in ihrem Alltag von Mehrfachdiskriminierungen betroffen. Das passiert sowohl strukturell, also etwa durch Institutionen, wie auch individuell, in Form von Anfeindungen, Othering und Mikro-Aggressionen durch Mitmenschen. Vor allem Mehrfachmarginalisierte leben oft in Armut und haben mit Wohnungslosigkeit, Diskriminierung im medizinischen System, Gewalt durch Bildungseinrichtungen, Polizei und Staat zu kämpfen.
Gerade in Zeiten verstärkter Polizeikontrollen zeigt sich: BIPoC werden ständig durch Social und Racial Profiling und rassistische Polizeieinsätze bedroht. Es sind keine Einzelfälle, es ist ein rassistisches System der Gewalt mit zahlreichen Opfern. Denken wir nur an Seibane Wague der infolge einer Polizeiaktion im Wiener Stadtpark starb. Marcus Omofuma wurde bei seiner Abschiebung von Polizisten getötet und Bakary J wurde von Wiener Polizisten gefoltert.
Durch die Zerstörung von Klima und Umwelt, die extreme Ressourcenausbeutung des Globalen Südens durch “westliche” Kapitalsträger*innen und imperialistischer Kriegsführung ist Flucht für viele Menschen der letzte Ausweg. Viele kommen bereits auf ihrem Weg in die Zielländer ums Leben. Institutionen wie Frontex und die Grenzpolizei schlagen die Flüchtenden brutal und illegal zurück. Unzählige stranden zwischen Grenzen, wo sie auf eine Weiterreise hoffen, oder landen in
Elendslagern und warten dort jahrelang auf die Bewilligung ihres Asylantrags.
Eine erbarmungslose Asylpolitik in den Zielländern, die seit Jahren verschärft wird, führt dazu, dass der Zugang zum regulären Arbeitsmarkt verwehrt bleibt. Übrig bleibt dann oft nur noch der Niedriglohnsektor, also z. B. Einzelhandel, Gebäudereinigung oder Pflege. Vor allem die Heimpflege ist für ausbeuterische Arbeitsverhältnisse bekannt. Das österreichische Gesundheitssystem profitiert von der Ausbeutung von Rassismus betroffener Menschen. Der Kapitalismus profitiert von Rassismus, er ist ein Instrument, um Klassenhierarchien zu rechtfertigen und die ausgebeutete Klasse zu trennen. Durch die Pandemie hat sich das noch einmal deutlicher gezeigt.
Solidarisch sein heißt: Unsere Kämpfe mit von Rassismus betroffenen Menschen nicht nur zusammenzudenken, sondern aktiv zu verbinden, um gemeinsam Machtverhältnisse zu stürzen!

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#Hygienekonzept#
Bitte kommt mit einem aktuellen PCR-Test!
Bitte haltet zwei Meter Abstand zu anderen Personen, desinfiziert regelmäßig die Hände und tragt eine FFP2-Maske.

#Route#
Wien Mitte -> Praterstern (Kaiserwiese)

#Zeitplan#
Redebeiträge ab 17 Uhr
Details: tba
Dieses Jahr wird es wieder eine Kinderbetreuung vor Ort geben (tba)

#Die Demo ist offen für alle Geschlechter!#

weitere Infos:
Twitter: @takeback8m
Instagram: @takeback8m
FB: facebook.com/takestreets

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