no-racism.net – Bericht vom Abschiedsfest
Mehr als 20 Jahre wurde die Website no-racism.net mit politischen, mit antirassistischen, mit widerständigen Inhalten befüllt. Zum Abschluss fand am Donnerstag, 24. Oktober 2019 in der W23 in Wien das Fest zur Archivierung von no-racism.net statt.
Entstanden :: ist no-racism.net aus der Kampagne Kein Mensch ist illegal und der Plattform für eine Welt ohne Rassismus, die sich nach der :: Ermordung von Marcus Omofuma durch drei österreichische Fremdenpolizisten am 1. Mai 1999 gebildet hatte.
Seit damals wurden Tausende Artikel rund um die Auswirkungen rassistischer Asyl- und Migrationspolitiken und dem Widerstand dagegen veröffentlicht, ebenso wie unzählige Termine. no-racism.net war auch offline präsent mit Flugblättern, :: Broschüren, Plakaten und bot online Platz für verschiedene Projekte und Kampagnen (:: siehe Überblick).
Zum Abschied präsentierten wir Erinnerungen an antirassistische Aktivitäten in den letzten 20 Jahren in einer Ausstellung. In der Vorbereitung kramten wir in unseren Zimmern, in Ordnern und in Archiven und wurden bzgl. verschiedensten Materialien fündig, zahlreiche Unterlagen finden sich auch im Archiv der sozialen Bewegung, das sich in der :: W23 befindet.
Die Ausstellung war chronologisch aufgebaut, die ersten Jahre waren dicht gefüllt, über die letzten Jahre fand sich schon weniger Material, weil wir aus unterschiedlichsten Gründen nicht mehr so aktiv in den antirassistischen Bewegungen waren. Die 20 Jahre Gedenkfeier und Demonstration zu Marcus Omofuma am 1.Mai 2019 bildete den formalen Abschluss unserer Ausstellung.Ein Blick in die Zukunft erinnert an :: die 20. Todestage im Mai 2020.
Nach einer kurzen Vorstellung der Entstehungsgeschichte der Ausstellung und des Projekts seitens des no-racism.net Teams sprachen drei Personen, mit denen no-racism.net mehr oder weniger verbunden war.
Hatice Ilter, die Schwester von Binali Ilter sprach bewegende Worte über die Hintergründe, die juristischen Folgen und das Gedenken an den Tod ihres Bruders, der am 31. August 2002 im Zentrum von Wien :: von einem Polizisten erschossen wurde. Sie bezog sich dabei sowohl auf die politische Dimension als auch auf die Auswirkungen und Trauer in der Familie. Der Verlust des geliebten Menschen wirkt immer noch nach und die Familie ist weiterhin aktiv, ihn nicht vergessen zu lassen.
Sidy Mamadou Wane erinnerte an :: Seibane Wague, der am 15. Juli 2003 infolge einer Polizei- und Rettungsaktion ums Leben kam. Er erzählte über ihre Freundschaft und wie es dazu kam, dass Seibane im Afrikadorf arbeitete und letztlich dort zu Tode kam. Sidy rief dazu auf, weiter aufmerksam zu sein, gegenüber Ausschlüssen und Feindseligkeiten in der Gesellschaft, und besser in Liebe und Verbundenheit zusammenzustehen.
Ein Beispiel für diese Verbundenheit ist eine kleine verkohlte Figur eines Holzelefanten aus dem Afrikadorf, ein Überbleibsel von einem Brandanschlag in Sommer 2003, in dessen Folge bis zum Ende des Afrikadorfes solidarische Menschen während der Nacht anwesend waren, um weiteren Anschlägen vorzubeugen. Das „Kunstprojekt“ im Stadtpark wandelte sich infolge des Todes von Seibane Wague zu einem politischen Mahnmal gegen Rassismus und wurde gerade deshalb zu einem direkten Angriffspunkt.
Charles Ofuedo berichtete über den Einschnitt in die afrikanische Community durch die Drogenrazzia :: Operation Spring und ermahnte, dass es sehr schnell geschehen kann, dass Menschen kriminalisiert werden. Die Medien müssen immer kritisch gelesen werden. Er erinnerte an die :: gute Zusammenarbeit verschiedenster Kräfte nach dem Tod von Marcus Omofuma, die Mahnwachen vor dem Innenministerium, die ersten Treffen in der Schottengasse, und wie viel Zeit seither vergangen ist. Die Anliegen bleiben jedoch die gleichen: Für eine Welt ohne Rassismus!
In der Ausstellung präsentierte sich :: EmRaWi.org mittels selbst gestalteter Plakate. EmRaWi ist eine selbstorganisierten Veröffentlichungsseite und Informationsplattform, die Platz bietet für emanzipatorische, radikale und widerständige, für bewegungs- und strömungsübergreifende, parteiunabhängige Inhalte.
Dieses Projekt und viele neue Gruppen und Initiativen arbeiten auf dem Gebiet des Antirassismus weiter. Unterstützt sie dabei!
Bleibt wachsam und lasst euch nichts gefallen!
Die Ausstellung im Februar 2020 im MusMig – Museum der Migration
Diese Ausstellung über die Geschichte rund um no-racism.net war exklusiv nur am 24. Oktober 2019 aufgebaut und wurde dann für die Archivierung antirassistischer Bewegungen an Ljubomir Bratić übergeben. Sie wird im Februar 2020 im Rahmen der :: Ausstellung „musmig – Für ein Museum der Migration“in der Galerie die Schöne, Kuffnergasse 7, 1160 Wien noch einmal zu sehen sein.
Fotos der Ausstellung sind zu finden:
https://duckduckgo.com/?q=site%3Ano-racism.net+article+bildergalerie