Midgård Leak: Österreichische Neonazis in der Datenbank
Antifaschist:innen aus Schweden haben am 04. Dezember die Datenbank des schwedischen Neonaziversands "Midgård" veröffentlicht. Die geleakte Datenbank inkludiert etwa 20.000 Bestellungen, welche zwischen 2017 und 2022 von Neonazis auf der ganzen Welt getätigt wurden.
Bei "Midgård" handelt es sich um einen der größten Online Shops für Neonazi Musik und Merchandise. Seit den 90ern spielt der Shop eine signifikante Rolle in der schwedischen Neonazi-Szene, da er wertvolle Infrastruktur bereitstellt. Über die Jahre hat "Midgård" aktiv an der Neonazi-Szene partizipiert und diese finanziell unterstützt. Sie waren auch auf zahlreichen internen Neonazi-Events anwesend. Besitzer des Online Shops sind Martin Flennfors und Martin Engelin, welche Kontakte zum neonazistischen "Nordic Resistance Movement" pflegen und wo Engelin eine zentrale Rolle einnimmt.
Mit diesem Leak sollen Antifaschist*innen motiviert werden weiter zu recherchieren.
In der veröffentlichten Datenbank sind die Namen, Adressen, E-Mail Adressen, Telefonnummern, das Bestelldatum und die bestellten Produkte der Neonazis zu finden. Aus Österreich finden sich gleich 277 Bestellungen von insgesamt 61 Neonazis.
Folgende österreichische Neonazis sind in der Datenbank zu finden:
Wien (7 Einträge)
Daniel Bayerl (1220 Wien)
Felix Budin (1020 Wien)
Christian Michalik (1200 Wien)
Melanie Neuninger (1130 Wien)
Ernst Polley (1120 Wien)
Patrick Weidinger (1100 Wien)
Wolfgang Weiss (1130 Wien)
Niederösterreich (11 Einträge)
Georg Braun (2542 Kottingbrunn / 2540 Bad Vöslau)
Ramona Domanek (2444 Seibersdorf)
Ulrike Friesinger (3491 Strass im Strassertal)
Philipp Grotzbachner (3910 Zwettl)
David Hinterleitner (2630 Ternitz)
Hans-Jörg Jenewein (3002 Purkersdorf)
Justin Lengenfelder (2401 Fischamend)
Sebastian Popp (3491 Straß im Straßertal)
Sebastian Stelzmüller (3972 Bad Großpertholz)
Marco Teppan (3400 Klosterneuburg)
Bernhard Zurini (2500 Baden)
Oberösterreich (8 Einträge)
Harald Antensteiner (4209 Engerwitzdorf)
Philipp Bauer (4600 Wels)
Alexander Fuchs (4820 Bad Ischl)
Werner Greinecker (4702 Wallern)
Matthias Jahn (4910 Ried im Innkreis)
Thomas Ortner (5280 Braunau am Inn)
Thomas Riffert (4020 Linz)
Daniel Skala (4600 Wels)
Salzburg (2 Einträge)
Samuel-David Boche (5700 Zell am See)
Martin Zinz (5111 Bürmoos)
Tirol (5 Einträge)
Martin Gunz (6020 Innsbruck)
Ias Klinger (6465 Nassereith)
Fritz Neuhofer (6330 Kufstein)
Michael Sagmeister (6067 Absam)
Marcel Schindler (6403 Flaurling / 6410 Telfs)
Vorarlberg (4 Einträge)
Marcel Battlogg (6820 Frastanz)
Christian Genser (6850 Dornbirn)
Frank Malli (6800 Feldkirch)
Frank Wiedemann (6845 Hohenems)
Burgenland (2 Einträge)
Roman Pinetz (7132 Frauenkirchen)
Marco Reihsner (2491 Neufeld an der Leitha)
Steiermark (19 Einträge)
Christopher Ackerl (8073 Feldkirchen)
Michael Brunner (8051 Graz)
Bernhard Burton (8262 Ilz)
Jörg Gruber (8020 Graz)
Franz Herbst (8600 Bruck an der Mur)
Gerhard Hierz (8077 Gössendorf)
Andreas Hirschböck (8283 Bad Blumau / 8264 Hadersdorf)
Sabrina Holzer (8280 Fürstenfeld)
Hans Dieter Koller (8790 Eisenerz)
Achim Königshofer (8600 Bruck an der Mur)
Patrick Krankenödl (8280 Fürstenfeld)
Lukas Mlinar (8843 Sankt Peter am Kammersberg)
Richard Pfingstl (8020 Graz)
Hannes Ploderer (8630 Mariazell)
Anton Prugger (8160 Weiz)
Lukas Reisenhofer (8160 Weiz)
Christoph Schober (8112 Gratwein)
Egon Wolf (8280 Fürstenfeld)
Herbert Zangl (8223 St. Marein bei Graz)
Kärnten (3 Einträge)
Markus Finding (9601 Arnoldstein)
Dominik Six (9411 St. Michael)
Franz Steiner (9020 Klagenfurt)
Beim Überfliegen der Datenbank fallen folgende Neonazis besonders ins Auge:
Felix Budin:
Budin gilt neben Gottfried Küssel als einer der Köpfe der österreichischen Neonazi-Szene. Er war zentraler Akteur rund um die "alpen-donau. info" Webpage und wurde bereits nach dem NS-Verbotsgesetz verurteilt. 2015 wurde Budin direkt nach seiner Haftentlassung auf einer FPÖ-Veranstaltung gesichtet. Zudem besteht Kontakt zwischen ihm und dem mehrfach (nach Waffen-, Suchtmittel- und Verbotsgesetz" verurteilten Neonazi Peter Binder. Im Zuge der Corona Proteste tauchte Budin bei "Corona Querfront" Demos auf und ist außerdem als wichtiger Akteur der Gruppe "Unwiderstehlich" zuzurechnen.
Richard Pfingstl:
Pfingstl ist ehemaliger Burschenschafter und war bis 2009 Mitglied des Rings Freiheitlicher Jugend (RFJ) und genau wie Küssel ist er schon mit dem Gesetz in Konflikt geraten. Auch er war einer der Verantwortlichen für die "alpen-donau. info" Webpage. 2020 marschierte er beim neonazistischen Tag der Ehre in Budapest mit. In der Vergangenheit unterstützte er gerne mal Identitäre vor Gericht und zeigte seine Solidarität.
Christoph Schober:
Schober bewegte sich in seinen Jugendjahren im Umfeld der steirischen Neonazi-Aktivisten von "alpen-donau. info". Er war maßgeblich an der brutalen Attacke auf eine Geburtstagsfeier am 30. Jänner 2010 in dem Grazer Lokal Zeppelin beteiligt. Mit weiteren Personen (u.a. Richard Pfingstl) griffen die Neonazis feiernde Menschen in dem Grazer Lokal an. Als Reaktion darauf, dass die Geburtstagsgäste den Anti-Nazi-Song „Schrei nach Liebe“ abspielten, positionierten sich die halbuniformierten Neonazis mit gehobenem Arm in dem Lokal und antworteten mit dem verbotenen Horst Wessel Lied und Heil-Hitler-Rufen. Daran anschließend griffen die Neonazis die Partygäste an und fügten diesen durch gezielte Faustschläge und Tritte gegen den Kopf und Oberkörper schwere Verletzungen zu.
Hans-Jörg Jenewein:
Neben verurteilten österreichischen Neonazis, bestellte auch der ehemalige Nationalrats- und Bundesratsabgeordnete der FPÖ Hans-Jörg Jenewein bei dem schwedischen Neonazi Shop. Unter der eigenen Klub-Email wurde sich eine CD gekauft, einer bekannten schwedischen Rechtsrockerin. Diese gilt als Vorzeigefigur der schwedischen White Power Bewegung.
"With her pianobased music she takes the wp-rock to another level (...)"
"or to awakening the rage in our people cause of the crimes commited to us on daily basis."
Saga wurde bekannt für ihre tribute CDs für die Band Skrewdriver und ihre Solo Projekte, in denen White Nationalism und Anti-Kommunismus promotet wird. Saga & ihre Musik wurden im Manifest des Rechtsterroristen Anders Breivik erwähnt. Er bezeichnete sie als "the world’s best and most talented English speaking patriotic musician".
Die Bestellungen eines FPÖ Politikers bei einem der wichtigsten Neonazi Shops international ist kein Zufall oder ein Versehen. Es bedarf bestimmtes Wissen, um bei einem solchen einschlägigen Laden bestellen zu können. Was dort vertrieben wird ist kein unschuldiger CD-Laden, sondern ein klar ersichtlicher Neonazi Shop!
Dank dem Engagement von zahlreichen Antifas konnten die Daten von tausenden Kund:innen einer der bekanntesten Nazi Online Shops offengelegt werden. Unter folgendem Link kann jede:r Einsicht nehmen und somit jede:n zu eigener Recherche motivieren:
Nazis aus der Deckung holen,
Antifa in die Offensive!