Räumung des Casa Cantoniera in Oulx, Italien / Eviction of Casa Cantoniera in Oulx, Italy

veröffentlicht am 1. April 2021

Der folgende Text ist der Versuch einiger Menschen, die im besetzten
Casa Cantoniera in Oulx aktiv waren, einer Analyse über die Räumung und
einer Reflektion über die letzten Jahre unserer Präsenz in diesem Teil
der Grenze.

ENGLISH:
The following text is an attempt by some of the people that were
involved in the occupied Casa Cantoniera to analyse the eviction of our
space and reflect on the past years of our presence in this part of the
border.

(see English below)

Der folgende Text ist der Versuch einiger Menschen, die im besetzten
Casa Cantoniera in Oulx aktiv waren, einer Analyse über die Räumung und
einer Reflektion über die letzten Jahre unserer Präsenz in diesem Teil
der Grenze.

Jetzt erst recht, wollen wir jede*n aufrufen an die Grenze zu kommen, um
ein Zeichen zu setzen, dass die Räumung unserer Freiräume und die
Repression gegen Menschen auf der Flucht und Menschen, die sich mit
ihnen solidarisch erklären, nicht dazu führen wird, dass wir aufhören
werden unseren Widerstand ausdrücken. Wir versuchen gerade uns
wiederzufinden und unsere Präsenz in diesem Teil der Grenze neu zu
organisieren. Wir wissen noch nicht, welche Form diese Organisation
haben wird, vieles hängt davon ab, was in den nächsten Tagen und Wochen
passieren wird. Wer interessiert ist und Updates erhalten möchte,
schreibt uns eine Email an chezjesoulx@riseup.net (PGP key gibt’s auf
Anfrage)

Am frühen Morgen des 23. März räumten die Bullen zusammen mit der
Feuerwehr und einigen NGOs das besetzte Casa Cantoniera in Oulx, einem
kleinen Ort an der italienisch-französischen Grenze, an dem tausende
Menschen in den letzten Jahren die Grenze übertreten haben. Die 13
Genoss*innen, die während der Räumung anwesend waren, sind für die
Besetzung des Hauses angeklagt. Die über 60 Menschen in Transit wurden
einem erzwungenen Coronatest unterzogen, ihre Identitäten und
Fingerabdrücke festgestellt und dann in verschiedene Strukturen
transportiert.

Die Art und Weise, wie diese Räumung durchgeführt wurde zeigt einmal
mehr die Widersprüche der europäischen Migrationspolitik auf. Die
Repression von Bewegungsfreiheit ist nur durch die Komplizenschaft von
sogenannten “humanitären” Organisationen möglich. Während die Bullen das
sichtbare Gesicht von Repression sind, dienen die humanitären
Organisationen als das “freundliche” Gesicht ebendieser (und lassen sich
bewusst als diese ausnutzen).
Das Rote Kreuz und die Organisation “Rainbow 4 Africa” stellten die
Infrastruktur für den Transport und die unfreiwillige Identifizierung
für die über 60 Menschen in Transit, die während der Räumung im Haus
anwesend waren, bereit. Sie wurden in verschiedene von der Grenze
entfernte Strukturen abtransportiert. Die Feuerwehr unerstützte die
Bullen dabei, die Barrikaden aufzubrechen und stellten das Equipment
bereit, ((mit welchem die Bullen sich Zugang über das Dach ins Haus
verschafften)) das den Bullen erlaubte sich über das Dach Zugang zum
Haus zu verschaffen. Ohne die Hilfe dieser Organisationen wäre die
Räumung des Casa Cantoniera um einiges schwieriger und zeitintensiver
(und dadurch für die Öffentlichkeit sichtbarer) gewesen.

Es ist nicht das erste mal, dass das Rote Kreuz mit der Polizei
zusammenarbeitet – sowohl in diesem Teil als auch in anderen Teilen der
Grenze. Es gab zahlreiche Situationen, in denen Mitarbeiter*innen des
Roten Kreuzes (vergeblich) versucht haben Menschen in Transit davon zu
überzeugen ihre Reise nicht fortzusetzen anstatt sie mit etwas
sinnvollem zu unterstützen oder sie ihre eigenen Entscheidungen treffen
zu lassen. Sie waren oft Komplizen in Polizeieinsätzen und halfen dabei
Pushbacks durchzuführen. In vielen Fällen nutzte das Rote Kreuz bewusst
das Vertrauen von Menschen in ihre Institution aus, während sie offen
mit der Polizei zusammenarbeiteten.

Die Organisation “Rainbow 4 Africa” versucht seit langem mit autonomen
Zentren zu kollaborieren und hat immer wieder versucht dem Casa
Cantoniera ihre Anwesenheit aufzuzwingen. Zur gleichen Zeit unterstützen
sie das Abschiebegefängnis in Turin mit medizinischem Personal (in dem
die physische Vernachlässigung von Menschen, die dort eingesperrt sind
an der Tagesordnung ist) und stellten die medizinische Infrastruktur für
die Räumung des Hauses zur Verfügung. Als unser Protest nach der Räumung
des Hauses am Schlafsaal der Salesiani (eine katholische
"Hilfsorganisation") in Oulx ankam, um unsere Solidarität gegenüber den
Familien, die dort hingebracht wurden, auszudrücken, mussten wir
feststellen, dass das Tor der Struktur abgeschlossen war, um die
Menschen davon abzuhalten diese zu verlassen. Dies zeigt uns einmal
mehr, dass deren Wahrnehmung der Menschen, denen sie ihre
“Unterstützung” zukommen lassen, nicht die von gleichwertigen
Individuen, sondern die von Objekten ist, deren Bewegungen kontrolliert
und beschränkt werden müssen.

Seit über zwei Jahren versuchte das Casa Cantoniera einen Raum zu
schaffen, in dem praktische Solidarität und Widerstand gegen die Grenze
und die Unterdrückung und Gewalt die mit ihr kommt, gelebt werden
können. Ein Ort, der sich weigerte im “Management” von Migration
mitzumachen, wo diejenigen, auf deren Rücken unsere Privilegien und
unser Reichtum aufgebaut sind, nicht als Objekte, als gefährliche
Kriminelle oder als infantilisierte Opfer behandelt werden, sondern als
Individuen, die fähig sind eigene Entscheidungen zu treffen.
Die Grenze ist offensichtlich durchlässig für den Transit von Geld,
Tourismus und Waren, aber nicht für Menschen, denen das “richtige” Blatt
Papier fehlt. Unser Ziel war es nie einen Service bereitzustellen,
sondern mit Menschen, die vom System, Kapital und Staat auf verschiedene
Weisen unterdrückt werden, einen inklusiven Kampf zu leben.

Viele der Menschen, die das Casa Cantoniera besucht haben, haben aktiv
bei der Erledigung der täglichen Aufgaben teilgenommen. Die Tatsache,
dass dieses Haus für 828 Tage ohne Pause offen für Menschen war, war nur
deshalb möglich, weil wir unser Wissen und unsere Fähigkeiten kollektiv
gebündelt haben und so das Mögliche maximieren konnten und dies immer im
Bewusstsein und der Anerkennung unsere Unterschiede, Möglichkeiten und
Fähigkeiten. Wir haben miteinander unsere Wut und Frustration geteilt,
aber auch Momente der Zuneigung und Freude miteinander gelebt. All dies
half uns dabei stärker und entschiedener zu werden in unserer Opposition
gegen die gewaltvolle Realität dieser Welt.
Im Haus haben wir miteinander Anekdoten, Träume und Kämpfe geteilt und
zogen daraus die Kraft, nicht allein zu sein. Manchmal waren diese
Momente einfach gemeinsam einen Kaffee am Morgen zu trinken, einen
Teller mit etwas lecker Frittiertem während dem Plenum herumzureichen,
gemeinsam zu Popmusik von überall auf der Welt zu tanzen während wir
eine gemeinsame Mahlzeit vorbereiteten, anderen den letzten Filter,
Blättchen oder Tabak anzubieten, um eine dringend notwendige
Zigarettenpause machen zu können...

Die Opposition, die geschaffen wurde, drückt nicht nur den Widerspruch
gegen die Unterdrückung der Grenze aus – parallel dazu versucht sie eine
alternative Realität zu schaffen.
Das Haus war ein Ort, in dem verschiedene Formen der Unterdrückung
bekämpft wurden:
Es gab einen selbstorganiserten Garten, denn um Kosumdenken zu
überwinden, müssen wir unser Verhältnis zur Natur und Nahrung
überdenken.
Es gab einen Raum, der für Frauen* und nicht binäre/genderkonforme
Individuen reserviert war, denn die Auflösung des Patriarchat benötigt
Anerkennung und Raum für verschiedene Identitäten.
Es gab eine Bibliothek mit Büchern und selbst-veröffentlichten Texten in
verschiedenen Sprachen, die von Comics und Romanen bis hin zu Texten
über Selbstfürsorge und DIY reichten, denn das Ziel einer radikalen¹
Alternative erfordert konstantes Reflektieren, Selbstkritik und die
Erweiterung von Wissen.

Obwohl wir in einigen Fällen materielle Unterstützung von Institutionen
und NGOs angenommen haben, haben wir uns nie deren Paradigmen
untergeordnet und haben immer versucht, das Haus unabhängig mit der
finanziellen und materiellen Unterstützung von Menschen, die unsere
Ideen teilen und unterstützen, versorgen zu können.

Offensichtlich ist es in einer Welt in der jede*r von uns Dynamiken von
Unterdrückung und Vorurteile verinnerlicht hat, unmöglich nicht auch
Fehler zu machen. Viele Menschen, die durch dieses Haus gereist sind,
haben schwere Traumata und Verluste erleben müssen. Wir wollen nicht
verneinen, dass es im Haus Episoden von Gewalt gab und dass wir in
verschiedenen Situationen falsch gehandelt haben. Um jedoch etwas
außerhalb der Logik von Profit und Herrschaft zu erschaffen, müssen wir
üben und von den Fehlern, die wir in der Vergangenheit begangen haben
lernen, selbst, wenn uns dies nicht immer gelingt.

Wir sind angewidert von der Art und Weise, wie diese Vorfälle genutzt
wurden und werden um die Idee einer möglichen Alternative zu entkernen,
als Beweis dafür missbraucht werden, dass eine andere Welt nicht möglich
sei; ironischerweise sind diese Vorfälle von Gewalt oft eine direkte
Folge des unterdrückerischen Systems, dass die Nationalstaaten so eifrig
aufrechterhalten.

Seit Beginn des Projekts wurden viele Spekulationen und
Falschinformationen über dieses Haus verbreitet. Direkt nachdem die
Räumung durchgeführt war, wurden Fotos vom Inneren des Hauses geteilt
(welches sich offensichtlich nach der Räumung in einem fürchterlichen
Zustand befand) mit dem Ziel diese dann zu instrumentalisieren und die
Narrative der „dreckigen Hausbesetzer“ zu bestätigen. Wir weigern uns
und haben uns in der Vergangenheit geweigert mit Journalist*innen zu
sprechen, weil wir nicht entsprechend des gängigen Klischees der
„Anarchist*innen und Taugenichtse“ dargestellt werden wollen, das dann
wiederum genutzt wird um Profit aus dieser Form des Spektationalismus zu
schlagen.

Und nun ist dieser winzige Ort der Selbstbestimmung nicht mehr, dieser
Ort, der uns für einen kurzen Moment erlaubte aufzuatmen, nun aufgelöst
in eine Welt der barschen Politik und rassistischen Gesetze.

Die Räumung des Casa Cantoniera ist nur ein Teil der globalen Repression
gegen Bewegungsfreiheit, Solidaritätsstrukturen und (besetzte) Freiräume
im Allgemeinen. Überall in Europa wurden in den letzten Jahren
selbstbestimmte, besetzte Projekte geräumt, während gleichzeitig jeder
Versuch neue Orte und Kämpfe zu organisieren, sofort mit der vollen
Kraft der repressiven Staatsorgane niedergeschlagen wird. Die
Militarisierung von Grenzen und die Normalisierung von Pushbacks an den
internen und externen Grenzen Europas befeuern nur wachsende
rassistischer Sentiments und die Faschisierung der Gesellschaft.
Gleichzeitig werden diejenigen bekämpft, die sich weigern dieser Logik
zu folgen und sich nicht davon abhalten lassen wollen, Menschen auf der
Flucht zu unterstützen.
In Calais wurde Essenverteilung illegalisiert, an vielen anderen Orten
werden Menschen davon abgehalten ihre Solidarität als unabhängig und als
Individuen auszudrücken und gezwungen sich mit offiziellen
Organisationen zu registrieren, in Ungarn ist jede Form von
Unterstützung für Menschen auf der Flucht seit Jahren illegal. Ziel ist
es auf der einen Seite Umstände zu schaffen, die die Flucht immer
schwieriger machen und gleichzeitig eine Politik zu verfolgen, die
andere davon abschrecken soll, die Reise nach Europa zu wagen. Auf der
anderen Seite soll uns weisgemacht werden, dass Humanität und
Unterstützung nur dann möglich sind, wenn sie in staatlich anerkannte
Methoden und Kontexte gezwängt werden.

Die Repression von Solidaritätsstrukturen und die Abschottung Europas
werden jedoch nicht dazu führen, dass Menschen aufhören werden ihrem
Willen und Bedürfnis nach Migration nachzugehen. Migration ist so alt
wie die Menschheit und so lange diese Welt eingeteilt ist in diejenigen,
die ausgebeutet werden und diejenigen, die von dieser Ausbeutung
profitieren; so lange Kriege und Konflikte befeuert werden von der
Notwendigkeit des Kapitalismus Mehrwert zu erzeugen und der
Notwendigkeit von Nationalstaaten ihre Macht und ihr Einflussgebiet
auszubreiten, werden Menschen sich gezwungen sehen sich von einen an
einen anderen Ort zu bewegen. Und solange diese Ungleichheit zwischen
dem „globalen Süden“ und dem „globalen Norden“ besteht, werden Menschen
versuchen nach Europa zu kommen. Und so lange der Reichtum und die
Vormacht von Europa auf dieser Ungleichheit aufgebaut ist, haben dessen
Nationalstaaten und Institutionen keine andere Möglichkeit zu reagieren
als durch die Mittel der Militarisierung und Gewalt.
Die Räumung von und Repression gegen das Casa Cantoniera wird Menschen
nicht davon abhalten diesen Teil der Grenze zu überqueren. Es wird
lediglich dazu führen, dass sie sich gezwungen sehen mehr Risiken in
Kauf zu nehmen, dass Menschen noch verzweifelter werden und dazu, dass
Schmuggler die Route übernehmen, um Geld aus dem Leid anderer Menschen
zu schlagen.
Sie können uns die Häuser nehmen, sie können uns einsperren, aber sie
werden niemals unsere Ideen begraben und sie können die Wahrheit nicht
zum Schweigen bringen, und diese Wahrheit lautet:
Solange die Welt entsprechend der Prinzipien von Herrschaft organisiert
ist – die Herrschaft von Mensch über Natur, die Herrschaft von Mensch
über Mensch und von einem ökonomischen System bestimmt wird, dass auf
der Ausbeutung von Ressourcen und Menschen basiert, können wir nicht
frei sein. Wir müssen und wir werden andere Wege finden unseren
Widerstand auszudrücken, andere Wege um Räume zu schaffen und für Räume
zu kämpfen, in denen wir in Freiheit lernen, schaffen und leben können.

¹ Wir benutzen das Wort „radikal“ in seinem ursprünglichen Sinne und
meinen damit, dass wir das Problem an der „Wurzel“ angreifen wollen
statt einfach zu reformieren, was wir für fundamental dysfunktional
halten.


ENGLISH:
The following text is an attempt by some of the people that were
involved in the occupied Casa Cantoniera to analyse the eviction of our
space and reflect on the past years of our presence in this part of the
border.

Now, more than ever we want to call everyone to come to the border in
order to show that the eviction of our spaces, the repression of people
on the move and people in solidarity with them, will not stop us from
expressing and exercising our resistance. We are trying to regroup and
organize presence in the border. We don’t know yet which form this will
take, because it depends on what is going to happen in the next days and
weeks. If you are interested and want to stay updated, write an email to
chezjesoulx@riseup.net (pgp key on request).

In the early morning of March 23rd, the cops along with firefighters and
certain NGOs evicted the occupied Casa Cantoniera in Oulx, a small
village at the italian-french border where thousands of people have
transitted in recent years. The 13 comrades that were present in the
house during the eviction have been accused of occupation, while over 60
people in passage have been forcibly tested for coronavirus, identified,
fingerprinted, and then transported to different structures.

The way this eviction has been executed demonstrates once again all the
contradictions of the european* migration policy. The repression of free
movement is only possible with the complicity of so called
«humanitarian» institutions. While the cops are the visible face of
state repression, humanitarian organizations are used (and complacently
so) as the friendly face of this repression.
The Red Cross and the association «Rainbow 4 Africa» have provided the
infrastructure of transport and processing for the over 60 people in
passage without consent that were present in the house during the
eviction, shipping them off in different directions while backtracking
them away from the border. The firefighters assisted the cops with
breaking the barricades of the house and enabled them to sneak into the
house from the roof windows using their equipment. Without the help of
these institutions, the eviction of the Casa Cantoniera would have been
much more difficult and time consuming (and, thus, visibile to the
public.)

It is not the first time that the Red Cross has collaborated with the
police - at this border or in other places. There have been various
occasions in which its members were repeatedly present on the border,
trying (in vain) to persuade people in passage not to cross instead of
providing something useful or allowing them to decide for themselves.
They often were accomplices to police intervention, aiding them to carry
out pushbacks. On several occasions the Red Cross has consciously
exploited people’s trust in their institution while openly collaborating
with the police.

The association Rainbow 4 Africa has a long history of trying to
collaborate with social centres and have repeatedly tried to force their
presence on the Casa Cantoniera, while at the same time supporting the
CPR of Torino with medical staff (in which the neglect of the physical
well-being of people imprisoned is daily routine) and providing medical
infrastructure for the eviction of the house. When the protest on
eviction day arrived at the dormitory of the Salesiani in order to bring
solidarity to the families that were brought there, we realized that the
main gate of the structure has been locked since their arrival,
preventing them from exiting. This shows once again that their
perception of the people they are directing their “services” to is not
one of equal free individuals but of manageable and confinable objects.

For over two years the Casa Cantoniera has attempted to create a space
of practical solidarity and resistance against the border and the
oppression and violence that comes with it. A space that refused to
participate in the «management» of migration, where those on whose backs
our privileges and wealth are built are not treated as objects, as
dangerous delinquents nor infantilized victims, but as individual
subjects that are able to make their own decisions.
The border is evidently permeable to the continuous passage of money,
tourism and commerce, but not to people lacking the “adequate” piece of
paper. Our aim was never to provide a service to people but to build an
inclusive struggle with people that are oppressed by the system of
capitalism and state in different ways.

A lot of people who passed by the Casa Cantoniera participated actively
in the management of daily tasks. The fact that this house has been open
to people without pause for 828 days was only possible because we
collectively compiled our knowledge and skills, maximizing possibilities
by adapting and appreciating the differences in our capabilities.
Sharing through our anger and frustration in common but also passing
moments of affection and joy helped us to get stronger and more
determined in our opposition against the violent reality of this world.
In the occupied house people have shared their stories, dreams and
struggles among each other, finding strength in not being alone.
Sometimes these moments consisted of simply sharing a coffee in the
morning, passing a platter of something delicious and fried to share
during discussions, dancing to pop music from all over the world while
preparing a collective meal, four different people offering their last
respective filter, paper, tobacco, or lighter for a much needed
cigarette...

This opposition that is created, is not merely in contrast to the
systemic oppression of the border - parallel to it, it seeks to build an
alternative reality.
That house has been a place where we confronted many forms of
oppression:
There was a self-organized garden,to rethink our way of relating to food
and nature with regards to consumerism.
There was a space reserved for women and non-binary/gender nonconforming
individuals, because the system of patriarchy is dismantled in part by
validating and giving space.
There was a library with books and self-published texts in various
languages, from comic books and novels to self care and DIY, aiming for
a radical** alternative which demands constant reflection,
self-criticism and expansion of knowledge.

While we have on some occasions accepted material support from
institutions and NGOs, we have never subjected ourselves to conform to
their paradigms and we have always tried to self-sustain the house with
the financial and material support of people that share or support our
ideas.

Obviously, in a world that is based on violence and in which all of us
have internalized dynamics of oppression and certain stereotypes, it is
impossible to not make mistakes. Many people that have passed the house
have survived trauma and loss. We don’t want to deny that the house has
seen episodes of violence and that we have made mistakes in certain
situations, but in order to create something outside of the logic of
profit and domination, we have to practice and learn from the mistakes
that have been done in the past, although we have not always succeeded
in doing so.

We are disgusted by the way these episodes have been used as a way to
gut an alternative approach, as if to prove that another world is not
possible; in fact it is brutally ironic that these episodes of violence
are a direct result of the oppressive systems that the nation states are
so keenly upholding.

From the beginning of the project, lots of speculation and
misinformation has been spread about this house. Right after the
eviction had been carried out, photos of inside the house (which
obviously was in a terrible state post bombardment) had been shared,
instrumentalizing it in order to confirm their narrative of the « dirty
squatters and wrong doers ». We refuse to speak with journalists,
because we don’t want to be portrayed according to the stereotyped idea
of the « anarchist », instrumentalized for making profit out of
spectationalism.

So now this tiny space of autodetermination which gave us the
possibility to breathe for a moment submerged in a world of harsh
policies and racialized laws, is gone…

The eviction of the Casa Cantoniera is just a part of global repression
against freedom of movement, solidarity structures and occupied free
spaces in general. All over europe* long existing occupied spaces have
been evicted in the last years, while attempts of creating new spaces
and struggles are instantly met with the full force of repressive state
organs. The militarization of borders and the normalization of push
backs at internal and external european* borders only feeds ever growing
racist sentiments and the fascization of society. At the same time those
who refuse to buy into this logic and continue to support people on the
move are continuously being attacked.
In Calais food distribution has been illegalized, in other places people
are prevented from practicing their solidarity individually and are
being forced to register with an NGO, in hungary* all forms of support
for people on the move have been illegalized since years. The aim is on
the one hand to create conditions that will make migration as difficult
as possible, and act as a deterrent to prevent others from trying to
make the journey. On the other hand, it is sending the message that
humanity and support is only possible when herded into a state-approved
method and context.

However, the repression of solidarity structures and the fortification
of borders will not prevent people from exercising their will and need
to migrate. Migration is as old as humanity and as long as this world is
divided into parts of those that are exploited and those that are
profiting from this exploitation- as long as wars and conflicts are
fuelled by the need of capitalism to produce profit and the need of
nation states to expand their power and influence- people will continue
to migrate from one place to another. And as long as this inequality
exists between the ’global south and the global north’ of the world,
people will continue to try to come to europe*. And as long as europe’s*
wealth is built on this inequality, its nation states and institutions
can’t give another answer to migration than militarization and violence.

The eviction and repression of the Casa Cantoniera will not stop people
to pass this part of the border. It will only lead to them being forced
to use ever more dangerous routes, to more people desperate, and to the
arrival of smugglers that make profit off the misery of other people.

They can take our spaces, they can criminalize and imprison us, but they
cannot bury our ideas and they cannot silence the truth, and that truth
is this:
As long as the world is organized according to the principle of
domination -of nature by humans, or of one kind of human over the other,
or of an economic system based on the exploitation of resources and
human lives- we cannot be free. We need and we will find other ways of
expressing our opposition, of building and fighting for spaces where we
can learn, create, live in freedom.

*names of states are left without capital letter on purpose

** we use the word radical in its original sense, meaning that we want
to get to the “root” of the problem instead of just reforming what we
believe to be fundamentally dysfunctional.

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