Statement der Bewohner*innen des EKHs bezüglich "Auch hier wohnt ein Frauenfeind"

veröffentlicht am 17. November 2019

Donnerstagmorgen haben Bewohner*innen ein Graffiti mit der Aussage „Auch hier wohnt ein Frauenfeind“ und „Also here lives a mysoginist“ auf unserer Eingangstür vorgefunden. Da die dazugehörende Mail automatisch im Spamordner gelandet ist, hatten Bewohner*innen (und Gäste und Besucher*innen) zuerst nur das Graffiti gesehen und waren etwas irritiert. Nicht über die grundsätzliche Nachricht, da es in den letzten Jahren immer wieder grenzüberschreitendes Verhalten von Bewohner*innen gab, aber ohne die dazugehörige Email entstand ein großes Fragezeichen.

Einige Personen entschieden sich das Geschriebene zu übermalen. Darauf entstand eine Diskussion und das Graffiti wurde (in anderer Farbe) wieder angebracht.

Wir nehmen den Text sehr ernst und verstehen auch die Beweggründe diesen zu veröffentlichen.
Es ist schade, dass es soweit kommen musste und sich die verantwortliche Person, trotz mehrerer Versuche, ihn auf sein Fehlverhalten aufmerksam zu machen, nicht mit dem eigenen verletzenden Verhalten auseinandergesetzt hat. Wir sind wütend und traurig, dass so ein Scheissverhalten immer wieder passiert bzw. aktiv an den Tag gelegt wird.

Wir sind uns des grundsätzlichen Problems bewusst und es gab und gibt auch immer wieder Versuche und Anläufe damit umzugehen bzw. sind Sexismen auch ein sehr viel diskutiertes Thema in unserem Projekt. Es gibt auch immer wieder ganz praktische Versuche wie die, momentan vierte oder fünfte, Auflage einer kontinuierlich arbeitenden antisexistischen Männer*gruppe. Das bedeutet aber natürlich nicht dass die Teilnahme daran eine Garantie einer tiefergreifenderen Reflexion und Veränderung eines Menschen bzw. dessen Verhalten bedeutet. In den letzten Jahren wurden auch immer wieder antisexistische Workshops angeboten, die Teilnahme ist freiwillig.

Warum wir das sagen? Weil es Versuche und Ansätze einer (kontinuierlichen) Auseinandersetzung mit Sexismen in unserem Haus gibt, die aber in Anbetracht der aktuellen Situation scheinbar nicht ausreichend sind. Außerdem ist es schwer zu erkennen, ob Männer* sich auch innerlich mit Sachen auseinandersetzen oder eben nicht. Weiters verhalten sich Menschen in ihren Beziehungen oft sehr konträr dazu wie sie sich sonst zu Themen wie beispielsweise Sexismus äußern.

Wir versuchen uns grundsätzlich mit der Thematik auseinanderzusetzen und werden es auch weiterversuchen und intensivieren.

Bei den nächsten Punkten geht es um den Umgang in der Vergangenheit bzw. wie wir grundsätzlich mit solchen Fällen umzugehen versuchen:
Grundsätzlich ist es uns sehr wichtig, soweit es uns möglich ist auf die Wünsche einer betroffenen Person einzugehen und diese zu unterstützen! Auch bezogen auf das Thema Rausschmiss oder nicht. Je nach Schwere und Art des Verhaltens und dem Umgang im Nachhinein ist es unter Umständen für Bewohner*innen nicht möglich weiter mit der Person zusammenzuwohnen.
Damit sich Verhaltensweisen ändern können, muss es eine Auseinandersetzung (mit der gewaltausübenden Person) geben. Dies kann innerhalb des Wohnkollektivs passieren, oder wenn es doch zu einem Rausschmiss kommt, auch danach außerhalb der Wohnstruktur.
Notwendig dafür ist der Wille zur Auseinandersetzung von uns als Bewohner*innen und der gewaltausübenden Person.

Auch uns als Gruppe ist es sehr wichtig, dass solch Verhalten nicht wieder bzw. weiter passiert.
Das Wohnen in Strukturen wie unseren schützt leider nicht vor Scheissverhalten. Sexismen und grenzüberschreitendes Verhalten ist in uns allen, unabhängig ob mensch in einem Hausprojekt, WG oder alleine wohnt.

Wir versuchen Dinge besser zu machen und kontinuierlich an uns zu arbeiten.

Uns ist auch sehr klar, dass es sich jetzt nicht um einen Einzelfall handelt, und wissen auch um die Tendenz, dass dann die gewaltausübende Person als Sündenbock für alles Schlechte herhalten muss. Und sich andere (Männer*) dadurch auf die Schulter klopfen können.

Wir stehen seit der Veröffentlichung in Kontakt mit der Unterstützer*innengruppe und es steht für uns außer Frage die Betroffene zu unterstützen und gemeinsam einen für alle gangbaren Umgang zu finden.

Link zum Statement der Betroffenen:
https://wien.mediaslibres.org/?Auch-hier-wohnt-ein-Frauenfeind-417

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