Cenî zum Anschlag in Hanau: Unsere Vielfalt gegen ihre Gewalt!

veröffentlicht am 21. Februar 2020

Die Gleichsetzung von faschistischen Ideologien mit Bewegungen, die sich gegen den Faschismus stellen, leistet einen großen Beitrag zum Mainstreaming des rechten Hasses, erklärt das kurdische Frauenbüro Cenî zu dem rassistischen Anschlag in Hanau.

Das in Düsseldorf ansässige „Kurdische Frauenbüro für Frieden – Cenî“ erklärt zu dem Massaker vom Mittwochabend in Hanau:

Mit Erschütterung und Wut haben wir von den faschistischen und rassistischen Anschlägen in Hanau gehört, bei dem zehn Menschen ermordet und viele weitere schwer verletzt wurden. Wir wünschen den Angehörigen und Freund*innen der Opfer des grausamen Attentats in Hanau viel Kraft in ihrer Trauer.

Kein Einzelfall

Als kurdische Frauen in Deutschland, die tagtäglich Widerstand gegen alle Formen der Gewalt leisten, wissen wir, dass dieser hasserfüllte, ideologisch motivierte Massenmord zwar von einem Individuum begangen sein mag, aber bei Weitem kein vereinzeltes Ereignis ist. Ebenso wie Gewalt an Frauen einen systematischen Charakter hat, sind rassistische Formen der Gewalt ebenfalls Produkt politischer und sozialer Strukturen. Verschiedene Gesellschaftsgruppen in Deutschland, darunter auch die kurdische Gesellschaft, stoßen oft auf Unglauben, wenn sie über die Normalisierung von Rassismus und Hass in politischen Parteien wie der AfD und in den Medien sprechen. Hierzu muss besonders festgestellt werden, dass die durch die sog. Extremismustheorie vorgenommene Gleichsetzung von faschistischen Ideologien mit Bewegungen, die sich gegen den Faschismus stellen, einen großen Beitrag zum Mainstreaming des rechten Hasses leistet. Die kurdische Gesellschaft in Deutschland stellt sich seit Jahrzehnten gegen soziale Ungerechtigkeit, Krieg und Gewalt. Die Kriminalisierung legal operierender kurdischer Vereine, extreme Polizeigewalt und die Dämonisierung von antifaschistischen Kämpfen zeugt von einer politischen und moralischen Armut der Behörden, die zum Teil selbst in rechte Kreise verwickelt sind.

Rassistische Gewalt als Produkt einer patriarchalen Gesellschaft

Rassistische Gewalt ist ebenfalls ein Produkt einer Gesellschaft, in der Männlichkeit mit Dominanz, Vorherrschaft und Macht gleichgestellt wird. Aus Frauenperspektive sehen wir, dass die Ideologien des sogenannten Islamischen Staates und Anhängern rechter Gruppen, trotz ihrer unterschiedlichen Ziele, viel gemeinsam haben. Basierend auf Macht, Intoleranz gegenüber unterschiedlichen Identitäten, Sexismus und gewaltverherrlichenden Methoden zielen sie darauf ab, auf Autorität und Kontrolle basierende, einfarbige Gesellschaftssysteme aufzubauen. Ihnen gemeinsam ist die Auslöschung der vielen Farben und Töne, die unserer Gesellschaft zur Demokratie verhelfen.

Aufruf: Die Normalisierung kollektiv durchbrechen

Die Normalisierung rassistischer, islamophober, antisemitischer und frauenfeindlicher Weltanschauungen kann nur durch kollektive Mühen gebrochen werden. Wir rufen deshalb alle demokratischen, feministischen, antirassistischen und friedensliebenden Menschen und Gruppen dazu auf, sich mit uns gemeinsam gegen rechts zu mobilisieren und zu organisieren. Trauer und Wut zu Widerstand, unsere Vielfalt gegen ihre Gewalt!
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