Corona Cluster in Wien!

veröffentlicht am 22. Mai 2020

Messequarantäne beendet - Debatte um "Corona-Cluster" in Wien
Der Einschluss von mehr als 250 geflüchteten Menschen im Massen-Quarantänelager in den Wiener Messehallen ist seit einigen Tagen vorbei [1]. Der gesundheitspolitische und menschenrechtliche Skandal, dass all diese Menschen auf rechtlich mehr als fragwürdiger Grundlage zwei Wochen lang ihrer Freiheit beraubt, unter unwürdigen und intransparenten Bedingungen eingeschlossen und gerade in der Quarantäne einem massiven Infektionsrisiko ausgesetzt wurden, bleibt. Und es sollte nicht vergessen werden: Dass die Menschen nun nach Erdberg zurückgebracht wurden, wo einige sich anfangs mit Corona-Viren infiziert hatten, ist keine befriedigende Lösung: Wir dürfen uns nicht mit Lagerunterbringung als Normalzustand für asylsuchende Menschen abfinden.

Die Wiener Geschehnisse bringen auch noch eine weitere unterdrückerische Dimension zum Vorschein, die beweist, dass es hierbei nicht nur aussschließlich um eine wohnpolitische Frage geht, sondern eine Frage, die die drastischen Folgen von prekarisierter Existenz als Ganzes in den Vordergrund stellt [2].

Dass diejenigen Menschen, die tagtäglich vom Staat bevormundet, in Massenlager gesteckt, ihrer Sicherheit und Grundrechte beraubt werden, logischerweise auch auf äußerst prekäre und gesundheitsschädliche Arbeitsverhältnisse angewiesen sind, darf nicht überraschen.
Dass diese Auswirkungen des prekarisiert Leben und Arbeiten - mit oder ohne Papiere - nun auch Wiener Obdachlosenenunterkünfte, ein Postverteilerzentrum (in dem migrantische Arbeiter*innen einer Leiharbeitsfirma mit marginalen Arbeitsbedingungen konfrontiert sind) und einen Kindergarten betreffen [3], ist kein Beweis für die Gefahr die von den vermeintlichen "Rändern" der Gesellschaft ausgehen (wie es die rechten Parteien gerne hätten), sondern vielmehr eine Zuspitzung und zugleich Offenlegung der ausbeuterischen, unterdrückerischen und entrechtenden Funktionsweise des Systems, in dem wir leben.

Eins ist im Wiener Geschehen der letzten Tage deutlich geworden:

Um die gefährlichen Infektionsketten zu verhindern, müssen zuerst die gefährdenden Ketten des Rassismus, der Ausbeutung und Armut gesprengt werden!

Wir rufen daher dazu auf sich mit dieser Botschaft an den antifaschistischen und antirassistischen Protesten in Wien, [4] und Innsbruck [5] und in weiteren Teilen des Landes, der nächsten Tage zu beteiligen!
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Links
[1] Presseservice Wien: Brennpunkt Messe Wien
[2] Der Standard, 18. Mai 2020
[3] Auf die Situation in den Wiener Notquartieren wurde schon im Vorfeld vermehrt von der Basisgruppe "Initiative Sommerpaket" hingewiesen.
[4] Aufruf zum 20.5.2020: "Gemeinsam gegen die FPÖ-Kundgebung in Wien!"
[5] Aufruf zum 25.5.2020 in Innsbruck: "Grenzen töten!"

weitere Quelle: https://www.rueckkehrzentrenschliessen.org/

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