Laute Spontandemo gegen Bildungsklau

veröffentlicht am 3. Juli 2021

Überfallartig wurden zwei Wochen vor den Schulferien massive Kürzungen in den Pflichtschulen in Wien verkündet. Im nächsten Schuljahr wird es eine deutliche Reduktion an Lehrkräften geben. Die Folge davon ist, dass Klassen aufgelöst und zusammengelegt werden müssen. So kommt es auch zu einer höheren Anzahl von Schüler*innen pro Klasse. Besonders betroffen sind Integrations- und Mehrstufenklassen.

Die Verantwortlichen rechtfertigen die Reform damit, dass es so mehr Transparenz und Gerechtigkeit geben soll. Sie bestreitet außerdem, dass es auf ganz Wien gesehen zu einem Stellenabbau kommt. Vor allem sogenannte „Brennpunktschulen“ würden profitieren. Doch auch diese beklagen eine Kürzung. Zudem soll es nächstes Jahr, wenn der Übergangszuschlag wegfällt, zu einer neuen Kürzungswelle kommen.

Die letzten eineinhalb Schuljahre waren durch Corona und Home-Schooling geprägt. Es gab einige Schüler*innen, die dabei deutlich auf der Strecke blieben. Es braucht also mehr Unterstützung, nicht weniger! Dazu kommt, dass die Pandemie noch lange nicht vorbei ist. Durch die höhere Schüler*innenanzahl wird das Infektionsrisiko im nächsten Jahr willkürlich gesteigert. Schließlich ist die Art und Wiese, wie die Reform durchgezogen wird, skandalös: Kurz vor Schulschluss, Alleingang, nach alter Gutsherrenart!
Eine Stufe größer gedacht wird langsam deutlich, wer für die Krise bezahlen soll. Da wird von Unternehmen mit medialer Unterstützung eine Senkung des Arbeitslosengelds gefordert. Die Stundung für Mietschulden lief bereits im April aus. Nun werden langsam kommunale Ausgaben, die der Allgemeinheit zugutekommen, gekürzt. Es ist zu befürchten, dass das erst der Anfang ist!

Doch so überfallartig die Kürzungen verkündet wurden, so spontan formierte sich auch Protest dagegen. Zuerst war es eine Schule, die OVS Zennerstraße, die am Montag, 28.Juni eine Demo gegen Bildungskürzungen planten. Schnell schlossen sich andere Schulen an. Trotz suboptimal gewählten Zeitpunkt -es war nicht nur die heißeste Zeit an einem der heißesten Tage, einige Schulen hatten auch gleichzeitig Notenkonferenz- kamen schlussendlich an die 1000 Personen. Nahezu ausschließlich waren Menschen, die von der Reform selbst betroffen sind: Lehrer*innen, Schüler*innen und Eltern. Der spontane Charakter war der Demo klar anzumerken. Es gab keine Redebeiträge, es gab keinen Lauti, aber es gab jede menge Lärm. Gib hunderten Kids Trillerpfeifen, tröten und Ratschen, und horch, was dabei rauskommt! Vor allem vor dem Stadtschulrat und vor dem Bildungsministerium war das eigene Wort kaum mehr zu verstehen.
Die Demo war also ein klarer Erfolg! Dennoch wird sie wenig an den Kürzungen ändern können, werden diese doch sehr kurzfristig umgesetzt. Ein wichtiges Zeichen war es dennoch. Dazu gibt es im Moment noch eine Petition, die unterschrieben werden kann. Und wer weiß, vielleicht regt sich im nächsten Schuljahr mehr Widerstand!

Zum Schluß noch der Hinweis auf die dazugehörige Petition: https://www.openpetition.eu/at/petition/online/sos-schule-mehr-mittel-im-wiener-pflichtschulbereich-fuer-alle-schulen

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