Angriffe auf de.inymedia.org - mal wieder...

veröffentlicht am 16. Oktober 2023

Wie sicherlich einige mitbekommen haben, war die Seite in den letzten Wochen quasi nicht mehr erreichbar. Der Grund war ein DDOS (Distributed Denial of Service) Angriff über diese Zeit.

In den letzten Wochen fand ein DDOS-Angriff auf de.indymedia.org statt. Dabei wurden sowohl Zehntausende von gleichzeitigen Anfragen an die Server gesendet und also auch die Antworten gar nicht mehr abgewartet. Dadurch werden die Server beschäftigt, d.h. hohe Last erzeugt, während die Angreifenden nur die kurzen Anfragen stellen mussten. Normale Anfragen kommen dann nicht mehr durch. In der Regel waren zwischen 50 bis 200 Rechner gleichzeitg beteiligt, die aber auch je über hohe Bandbreiten verfügten.

Dass die Angriffe kurz vor zwei wichtigen Wahlen stattfanden ist kein Zufall. Auch vor der letzten Bundestagswahl fand ein solcher statt. Die AfD als politischer Arm der rechten und rechtsterroristischen Bewegung ist de.indymedia.org als linke Openposting Nachrichtenplattform ein Dorn im Auge und hat schon mehrfach im Bundestag Anträge zum Verbot der Seite gestellt. Aufgrund des zeitlichen Auftretens und der öffentlich bekundeten Ablehnung der Seite lässt uns zu dem Schluss kommen, dass die Angriffe aus dem Nazi-Spektrum unserer Gesellschaft kommen muss. Ein direkter Zusammenhang mit er AfD lässt sich natürlich nicht nachweisen. Andere Motive für DDOS-Angriffen können wir ausschließen: de.indymedia.org ist weder eine kritische Infrastruktur (wie ein Wasserwerk), noch kapitalistische Konkurrenten für jemanden, auch würden die deutsche Repressionsbehörden die Seite offiziell schließen, als inoffiziell mit DDOS lahmzulegen und für ausländische Geheimdienste sind die Inhalte akuell zu BRD-zentriert.

Solche Angriffe können beauftragt werden. Ein paar Milli-Bitcoins oder anderen Kryptowährungen genügen und schon sind z.B. 200 starke Rechner für eine definierte Zeit beauftragt, eine Seite mit Anfragen zu überhäufen. Meist sind die Rechner Teil eines Bot-Netzwerks, welches aus schlecht gewarteten übernommenen PCs besteht, sogenannten Zombies. Die Eigentümer*innen dieser PCs merken das zunächst nicht. Aber es gibt auch explizit für das Geschäft mit DDOS errichtete Serverfarmen in z.B. der Ukraine, Russland, USA oder Indien.

Die meisten anderen Seiten schützen sich mit sog. DDOS-Schutz-Seiten (das kennt Ihr vielleicht, wenn Ihr Tor benutzt und dann auf Schiffe oder Auto-Bildchen klicken müsst - Ihr werdet dann immer gefragt: "Are you human?" ...) . Das sind große Serverfarmen von google, microsoft oder amazon, die einen solchen Angriff abfedern können. Das geschieht dadurch, dass diese Firmen eine immense Anzahl von Servern haben und diese im Falle eines Angriffs spontan vor die zu schützende Seite schalten können (Im Normalbetrieb hätte de.indymedia.org z.B. 2 derer Server, bei einem Angriff 50) und dadurch stärker sind als die Angreifer*innen. Dafür zahlt mensch einen Preis: Einerseits kostet so etwas Geld und andererseits werden Daten gesammelt und verkauft. In unserem Fall kommt aber noch dazu, dass Repressionsbehörden mit solchen Diensten eng zusammenarbeiten und einerseits im Normalbetrieb leicht Daten absammeln können und andererseits im Falle eines Verbots die Seite einfach vom Netz nehmen können. Ferner können wir nicht guten Gewissens Dienste von Großkonzernen in Anspruch nehmen, die wir politisch bekämpfen.

Letztendlich ist die Schwäche von de.indymedia.org symptomatische für die Schwäche der Linken im Allgemeinen. Der Rechtsruck interlässt Spuren. Und das Erstarken der Rechten lässt deren Ressourcen wachsen. Dadurch rechnen wir aber auch mit einem repressalen Angriff auf die Struktur de.indymedia.org vor der nächsten Bundestagswahl, da politische Narrative der Rechten in allen anderen Parteien kritiklos übernommen werden und dadurch Nazis aktuell die Politik bestimmen.

Dennoch: Wir sind wütend und geben nicht auf: Wir haben aus dem ganzen gelernt und werden Änderungen vorantreiben - lasst Euch überraschen!

Wir freuen uns über jedwede Unterstützung:

Alle tor-Hidden-Dienste, die uns spiegeln,
alle Menschen, die Backups von unseren Seiten machen,
alle die uns hosten,
alle die spenden (ja, das ist auch ein Problem: daran arbeiten wir!),
alle, die unsere Seite benutzen
und: Geduld haben :-)

Wir sind klein, wir sind gemein, wir sind unabhängig und trotzen auf stürmischer See.

Euer de.indymedia.org - Kollektiv
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