Feministische Perspektiven auf Sicherheit!

veröffentlicht am 17. November 2023

Veranstaltungsreihe der AG Feministischer Streik anlässlich der Proteste gegen die 100 Jahres Feier der Interpol in Wien

Wir als AG Feministischer Streik sind Teil des Bündnisses, das anlässlich des Treffens zu 100 Jahren Interpol in Wien die Kampagne „Abolish the police“ organisiert. Dafür stellen wir uns die Frage, was Sicherheit aus linksradikaler/ queer-feministischer Perspektive bedeuten kann. Für uns steht fest: wir definieren Sicherheit anders als die Polizei und wären sicherer ohne sie!
Unsere Perspektive auf Sicherheit widerspricht grundlegend einer Definition, wie sie der kapitalistische Nationalstaat, seine Behörden und dominanzgesellschaftliche Diskurse formulieren:

Während bürgerliche Sicherheit individualisiert, sehen wir Sicherheit durch Vergemeinschaftung entstehen. Ihnen geht es um die Sicherung von Privateigentum, wir wollen menschliche Bedürnisse in den Vordergrund stellen und deren Versorgung kollektiv organisieren.
Sie denken Sicherheit national, für uns ist klar: sie muss global, antinational und sozial sein. Wir sehen wie unter dem Vorwand der Sicherheit vor vermeintlichen Bedrohungen „von außen“, Abgrenzung und Abschottung zunehmen. Dabei bedeuten Grenzen und Grenzregime für Menschen die Sicherheit suchen, Prekarisierung und Ausbeutung, oder sogar den Tod.
Ihre Sicherheit verspricht Ordnung durch Repression, wir sehen, wie Sicherheit durch Kommunikation, Fürsorge und Beziehungsarbeit entsteht. Sie knüpfen das Recht auf Sicherheit an Leistungsfähigkeit – für uns muss sicherer Wohnraum, Ernährung, soziale Absicherung, Gewaltfreiheit, Erholung für alle zugänglich sein.
Ihre Sicherheit will Beweise bei sexualisierter Gewalt, wir fordern Sicherheit für Betroffene statt für Täter. Ihre Sicherheit verhindert keine Femi(ni)zide in Österreich, wir sehen das Patriarchat als Sicherheitsproblem!

Dass wir uns mit Staat, Nation und Kapital nicht einig werden, scheint klar, trotzdem stehen wir auch vor vielen Widersprüchen und Fragen.
Wie schon in unserer Veranstaltungsreihe vor 3 Jahren, in der wir uns mit dem feministischen Streik beschäftigten, haben wir keine Lust, uns diese Fragen alleine zu stellen. Wir wollen sie kollektiv mit euch gemeinsam diskutieren. Unsere Gesellschaft produziert viele Verunsicherungen und Betroffenheiten. Wie werden aus diesen Perspektiven Sicherheit gedacht und wie können solidarische Beziehungen untereinander geknüpft werden? Wie können wir sichere Räume denken, ohne selber in die Denkweisen von Polizei und Securities zu verfallen? Wann ist diese Art von Handeln aber doch nötig und warum? Mit welchen historischen Kämpfen gegen Rassismus setzen wir uns in Bezug, wenn wir „abolish!“ fordern? Was kommt dabei raus, wenn man eine ganze Veranstaltungsreihe damit verbringt, die Polizei aus einer Perspektive zu kritisieren, die kollektive Sorgebeziehungen und Care-Arbeit ins Zentrum stellt?
Finden wir es gemeinsam raus!


Stadtspaziergang zur Geschichte der Sexarbeiter*innen in Wien

"Jede Epoche ist anders mit den Sexarbeiter*innen umgegangen, meist jedoch mit Mitteln der Ausgrenzung und strenger Kontrolle bis hin zu brutaler Verfolgung."

Am 18.11. findet ein Stadtspaziergang mit Petra Unger und Protagonist_innen der Sexarbeit statt. Zusammen werden sie die lange Geschichte der Repressionen gegen Sexarbeiter_innen beleuchten und sich kritisch dazu positionieren. Wir wollen uns gemeinsam fragen: Wie wurde in der Vergangenheit und wie wird aktuell (vermeintlich) Sicherheit für Sexarbeit*innen durch den Staat und dessen Behörden hergestellt? Wie verhält sich dieses Sicherheitsverständnis zur Kontrolle und Disziplinierung des öffentlichen Raumes? Um wessen Sicherheitsbedürfnisse geht es eigentlich? Welche solidarischen Praxen und Beziehungsweisen ermöglichen eine Sicherheit, die nicht jene des kapitalistischen Nationalstaats und einer patriarchalen Gesellschaftsordnung ist?

Wir bitten um Anmeldungen an: gegenpatriarchatundkapital@riseup.net

🗓️ 18.11.2023
🕐 12:45 Uhr, Hoher Markt, Dauer ca. 2,5 Stunden, danach Möglichkeit zur Diskussion


Podiumsdiskussion: Sicherheit kollektiv gestalten. Queerfeministische Perspektiven auf Sicherheit

mit:
• ARA - Afro Rainbow Austria
• das kollektiv | maiz - Autonomes Zentrum von & für Migrantinnen
• TDoR* - Trans Day of R*
• têkoşîn - Verein LGBTIQ+ Geflüchtete und Migrantinnen
• Veronika Zablotsky - Abolition Beyond Borders Kollektiv

📅 Wann: Montag, 20.11.
📍 Wo: 4lthangrund, Augasse 2-6, 1090 Wien
🕕 Beginn: 18.30 Uhr

Am 20.11. wollen wir uns in einem Podium der Frage widmen, welchen vielseitigen gesellschaftlichen Unsicherheiten wir entlang unserer Betroffenheiten und Erfahrungen ausgesetzt sind und inwiefern wir notwendige Praxen entwickelt haben oder entwickeln können, um eine andere Form von Sicherheit zu ermöglichen.

Wir möchten hierbei den abolitionistischen Wunsch nach einer Abschaffung der Polizei und gesellschaftlicher Herrschaftsverhältnisse mit unseren alltäglichen Care-Praxen und kollektiven Sorgebeziehungen verweben. Gleichzeitig möchten wir uns die Frage stellen, wie eine emanzipatorische Sicherheit aussehen kann und ob diese überhaupt möglich ist.

Die Podiumsdiskussion findet am trans day of rrrr* statt. Wir möchten auf diesen Tag und die damit verbundenen Kämpfe am Podium eingehen, legen aber auch die zeitgleich stattfindende Demonstration ans Herz. Diese beginnt um 18:00Uhr am Sigmund Freud Park.

Die Veranstaltung wird in englischer und deutscher Sprache stattfinden.
Der Veranstaltungsort hat einen barrierearmen Zugang, bitte meldet euch dafür per mail an gegenpatriarchatundkapital@riseup.net
Für Getränke und Snacks ist gesorgt.



Workshop während der Gegenkonferenz gegen die 100 Jahresfeier der Interpol zu Wohnen und Sicherheit

Ort und Zeit: tba

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