Hormonaut*in

veröffentlicht am 4. Mai 2024

Die märchenhaften Abenteuer der Queeren Beratungsstelle ATLANTIDE in der Welt der „Geschlechts-“ Hormone.

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Als Erinnerung an Seth veröffentlichen wir einen 10 Jahren alten Text, einer der ersten Arbeiten der Queeren Beratungsstelle des Atlantide (besetzter und selbstorganisierter Raum in Bologna) an welcher Seth maßgeblich Teil hatte.
(hier ein Nachruf: https://smaschieramenti.noblogs.org/post/2024/02/17/ciao-seth/)
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Im Laufe von zahlreichen Versammlungen hat das queere Zentrum von Bologna einige Themen spezifiziert, welche bearbeitet gehören – ausgehend von den Erfahrungen und Interessen der Teilnehmenden. Eines dieser Themen war das Thema der Hormone.
Im Rahmen unserer Treffen, die wir diesem Thema gewidmet haben haben wir verschiedenen Herangehensweisen an und Perspektiven auf die körperlichen Veränderungen die diese Hormone auslösen, sowie das Verhältnis zwischen körperlichen Veränderungen und Selbstkonzeptionen diskutiert. Dabei haben wir verschiedenen Aspekte, von Transitionen diskutiert.

In unseren Treffen haben wir – ausgehend von unseren einzelnen Erfahrungen unserer vergeschlechtlichten Körpern und von dem Wissen unserer Lebensumständen die Bedeutungen und die gesellschaftliche Nutzung von Hormonen - seien es „biologische“ oder synthetische Hormone - und Handlungsspielräume im Sinne unserer Selbstbestimmung diskutiert.

Die Transversalität und die Multiplizität unserer Subjektpositionen, die in unserer Arbeit involviert waren (nicht nur in Bezug auf Geschlecht und Sexualität sondern auch in Bezug auf soziale Rollen..) sind fundamental im Vorhaben, die Teilung und Fragmentierung der Identitäten und der Rollen, die das Produkt eines hegemonialen, biomedizinischen Diskurses sowie verpflichtender Heterosexualität sind zu überschreiten.

Jede*r kann über Geschlechtshormone bezogen auf das eigenen Leben sprechen, Hormone sind einen biochemische Komponente jedes menschlichen Körpers und werden im Laufe unseres Lebens von außen in Form pharmazeutischer Produkte unseren Körpern zugeführt.
Die „Entdeckung“ dieser Transversalität hat uns zu der Intervention ermutigt, eine Atmosphäre des geteilten Erfahrung herzustellen.

Wir haben begonnen den Glauben zu verlieren, dass es „weibliche“ Hormone und „männliche“ Hormone gibt. Im Gegenteil: Auch die „weiblichen“ Körper“ produzieren Testosteron und auch die „männlichen“ Körper produzieren Östrogene, auch wenn in unterschiedlicher Menge. Hingegen sind die Hormonpräparate die trans Menschen erlauben ihre Körper zu transformieren die selben, die cis Personen aus verschiedenen anderen Gründen einnehmen (Schwangerschaftsverhütung, Behandlung von Menstruationsbeschwerden, „Behandlung“ von Akne, Steigerung der sexuellen Lust ect.). Wir sind alle durch die selben Moleküle vereint. Dennoch: Während Östrogen und Progesteron in Pillenform die meistverkauftesten Moleküle in der gesamten Medizingeschichte sind, ist der Zugang und der Konsum von Produkten auf Testosteronbasis für Personen, die dem weiblichen Geschlecht zugewiesen worden sind und die Produkte legal erwerben wollen massiv erschwert.

In diesem Artikel wollen wir nur einen Gedankenstrang unserer Überlegungen zu Hormonen, deren Bedeutung und deren gesellschaftlichen Nutzung vorstellen, einmal weil die Arbeit einer Gruppe die aus so unterschiedlichen Subjekten und Positioniertheiten (cis, trans, Menschen die sich als Männer oder Frauen oder keines der beiden identifizieren, Schwule, Lesben, heterosexuelle Frauen; Nutzer*innen, Arbeiter*innen, Student*innen und Auszubildende gegen/innerhalb des sozio-sanitären Systems) sowieso nicht in einem Text repräsentiert werden können und zweitens weil uns die folgenden Überlegungen für einen allgemeiner Ebene der Reflexion über den Gebrauch von Technologien in Bezug zum Körper und der Konstruktion von Geschlecht interessant scheinen.

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Die Methode der hauptsächlichen Arbeit unseres Zentrums ist die der Autonarration/Selbsterzählung. Die Erzählungen über unsere Erfahrungen, aber auch Erzählungen über die Emotionen und die Reaktionen, welche die Erzählung unserer Erfahrungen auf uns hatten. Nachdem ein trans Genosse von den Effekten des synthetischen Testestorones („T“) erzählt hatte, war es schwierig für die AFAB schwierig, nicht einen kurzen Moment daran zu denken: „Das möchte ich auch!“. Oder zumindest ist es vielen AFAB unserer Gruppe so ergangen. Wir haben also verstanden, dass die Frage des vermehrten gesellschaftlichen Wunsches nach den Effekten von T im Gegensatz zu den Effekten der als „weiblich“ verhandelten Hormone untersucht werden muss.

Die „Geschenke“ des synthetischen Testosteron scheinen erhöhte Energie, Resistenz gegen Erschöpfung, geistige Klarheit, besseren Zugang zum eigenen sexuellen Begehren, Erhöhung der Orgasmuswahrscheinlichkeit und Verflachung von Angstzuständen zu sein: Es ist – wie die trans Genoss*innen unter uns aber auch der queere Philosoph Paul B. Preciado gesagt hat [..]: Die Dosis des Testosteron , schreibt Preciado „ reicht nicht nur aus um in einem Körper einer Bio-Frau die äußerlich sichtbaren Veränderungen, welche die Medizin „Virrilisation“ nennt (Bart, Muskelmasse, Veränderung der Stimme) zu produzieren“, sondern es produziert „subtile aber bestimmte Veränderungen in meinen Affekten, meiner Selbstkonzeption in meinem Körper, in meinem Begehren, in meinem Körpergeruch, in der Resistenz gegen Erschöpfung“. Das Ergebnis dieser „Protokolle der freiwilligen Vergiftung“ ist nicht „ ein Mann zu werden“ , aber „ den eigenen Körper zu einer sexuellen und affektiven Plattform zu machen, die weder männlich noch weiblich ist“. (Preciado 2008)

Im autobiographischen Erzählen über die eigenen Experimente, spart Preciado nicht mit dem Spott gegen das Tabu, dass von einem bestimmten Feminismus über alle Arten des Wunsches nach Männlichkeit von Seiten von Frauen gelegt wurde. Und aus diesem Grund, weiß P., einer der trans Männer, der an unseren Treffen teilnimmt, dass er es mit leiser Stimme und großer Vorsicht sagen muss: Sicherlich ist als trans Mann vieles des Freude und Verbesserung die mit T-Nutzung einhergehen eine Konsequenz davon, dass sein Körper sich verändert und sich dem Selbstentwurf/Selbstwahrnehmung annähert – aber die Besserung seine psycho-physischen Status müsse auch eine „objektiven“ Grund haben, ein „Dopingeffekt“ der direkt auf die Substanz des Körpers wirke.
Müssen wir daraus schließen, dass die Körper die von sich aus eine bestimmte Menge an Testosteron produzieren von der Natur bevorteilt wurden? Wir haben uns entschieden die Frage so zu beantwortet: Bei Körper die eine Bestimmte Menge des Vitamins benötigen, ist es egal ob der Körper sie produziert oder ob sie von außen zugeführt werden.

Um uns weiter mit dieser Frage zu beschäftigen hat einen Genossin sich mit der feministischen Anthropologin Emily Martin auseinander gesetzt, welche eine ähnliche Fragestellung aber in Bezug auf des Menstruationszyklus untersucht: Ist Menstruation „objektiv“ eine Nachteil? Die Mehrheit der befragten Frauen in ihrer Untersuchen erzählten von psycho-physischen Einschränkungen während der Menstruation. Es gab aber auch einen Anteil von Frauen die von einem erhöhten Wohlbefinden erzählen. Martin sagt, dass diese kreative Arbeiten machen würden, welche nicht der klassischen Disziplinierung von Lohnarbeit unterworfen wären. Es gäbe also kein objektiven Nachteil oder Vorteil sondern immer nur eine Veränderung im Erleben im Verhältnis zu den Aktivitäten die wir den eigenen Körper abverlangen oder die dem eigenen Körper abverlangt werden.

Die kapitalistische Gesellschaft ist eine Umgebung die deutliche bequemer für Körper ist, die im Stande sind eine bestimmte Art von psycho-physischen Stress auszuhalten, die sich gegen Angstzustände und Müdigkeit wehren können und die Fähigkeit zur Leistung im Lohnarbeitskontext aufrechterhalten können. Eine Umgebung solcher Art privilegiert vermutlich die Körper mit mehr Testosteron, oder vielleicht die Körper mit einem konstanteren Level an Hormonen (wie Cis Männer und trans Männer). Das „männliche Privileg“, besteht in diesem Sinne auch in der Effizient des eigenen Körpers in einer bestimmten Umgebung und im Verhältnis zu den zu verrichtenden Tätigkeiten, und in der sozialen Anerkennung, die aus der Effizienz resultiert. Der Fakt, dass Testosteron (gesamtgesellschaftlich aber auch in unserer Gruppe) erwünschter als Östrogenen und Progesterone sind, besser gesagt die Effekte die diese Hormone auf unsere Körper haben erwünschter sind, sind kulturell geprägt aber auch von der Erwartungen an die Effekte die sie auf unseren Körper haben und an den verschiedenen Wertigkeiten, die mit der Steigerung von Leistung einhergehen geprägt. Also sind die biochemischen Effekte und die soziokulturellen Effekte des Testosteron untrennbar miteinander verbunden. Jeder Effekt ist gleichzeitig chemisch und sozial, oder semiotisch-technisch. Nicht zufällig hat Preciado in manchen Seiten von Testo Junkie fast in den selben Begriffe von den Affekten und Emotionen der Drag King Praxis gesprochen, wie er über seinen T- Konsum gesprochen hat. Und manchen Erfahrungen, die er der Wirkung von Testosteron zuschreibt sind denen ähnlich, die wir in unseren selbstorganisierten Drag King Räumen gemacht haben. Wenn das Testosteron das sexuelle Begehren erhöht, ist diese Begehren geknüpft an die Bedeutungen die wir unserem „körperlichen“ Willen zum Ficken geben: Ob wir unser Begehren als „zu stark“ oder „zu schwach“ wahrnehmen , als legitimer, dominierender Teil unseres Gefühlserleben oder eben nicht, als etwas das ignoriert oder kultiviert gehört, als etwas das uns konstitutiert oder ein Accessoire ist, als etwas auf das wir stolz sind oder etwas dem wir indifferent gegenüberstehen oder uns sogar mit Scham erfüllt. Alle diese Aspekte haben sehr viel damit zu tun, ob wir einen Körper haben der als männlich gelesen wird oder als weiblich.

Die Bemühungen den Effekt von T zu verstehen zwingt uns Binaritäten zu überwinden, der die „harten (Natur-)Wissenschaften“ den „Interpretationen der Sozialwissenschaften“ gegenüberstellt um zu einem Denken zu gelangen, das Natur und Kultur als kommunizierende Systeme verstehen kann. Wir wollen nicht über Elternschaft nachdenken, wie über einen passiven Gegenstand, in der eine Person ihre*seine reale oder objektive Natur erfüllt, wir wollen die Dimension von Elternschaft sehen die aktiv und transformativ wirkt.

Die Art der Nutzung von Gegenständen, das Fahren von Autos, bestimmte Körperhaltungen, das Tragen von Kleidung in einer gewohnten, materiellen Umwelt, die bestimmte, erlernte Art zu Ficken – all das sind Dinge, die unsere Körper machen. Es sind Techniken und Technologien unserer Körper, die wir innerhalb bestimmter kultureller Systeme erlernen in denen wir aufwachsen. Die darin resultierenden Körper werden uns als biologische Wahrheit verkauft. Sicherlich sind es Effekte die materiell und physisch wahrnehmbar sind, diese Effekte sind aber vermittelt durch unseren Blick und sozio-kulturellen Normen.
[..]

AFAB in unseren Treffen haben sich lange mit ihrem Wunsch oder fehlenden Wunsch bezüglich T auseinandergesetzt. Für vielen, war ein erwartetes gesteigertes sexuelles Begehren der interessanteste Aspekt. Uns wurde immer gesagt, dass das männliche Begehren körperlicher sei als der weibliche (welches geistig oder emotional wäre), mit der Implikation dass Männer mehr Lust aber auch mehr Recht auf Sexualität hätten. Wir haben historisch gegen diese Idee gekämpft, wir haben uns das recht auf Lust erobert, den Genuss von Gelegenheitssex und das recht Nein zu sagen - zu Freund*innen und Genoss*innen. Aber es ist noch viel zu tun.

Für andere, war nicht der sexuelle Aspekt ausschlaggebend sonder der psycho-physische, also der Wunsch durch den Konsum von T besser den Rhythmen einer Lohnarbeitswelt entsprechen zu können.

Unter uns gab es auch solche, denen einen „überhöhte“ Konzentration von Testosteron im Blut diagnostiziert wurde und auch solche, die davon durch Verschreibung der Pille oder anderen Hormonpräperaten „geheilt“ wurden. R, ein*e Genoss*in informiert uns, dass eine exzessive Produktion des Hormons Testosteron in einem von der Medizin als weiblich markierten Körper die Fruchtbarkeit vermindere. In manchen Fällen käme es auch zu erhöhtem Wachstum von Körperbehaarung und Veränderungen der Hautbeschaffenheit.
Die Pille unterbricht die Aktivitäten der Testosteronproduktion: Daher kann sie die die Dinge „korrigieren“ die als ästhetische Defekte wahrgenommen werden. Es käme in den letzten Jahren zu einer vermehrten diesbezüglichen Nutzung. [..] Im Hinblick auf die Fruchtbarkeit, würden viele Ärzt*innen davon ausgehen, das durch die Pille der hormonelle Zyklus „ins Gleichgewicht“ gebracht werden könne. In der Realität, zeigte die Erfahrung unter uns Genoss*innen und vielen anderen, wäre das nicht ganz so klar.
Bei viele unserer Genoss*innen die „geheilt“ wurden, gab es keinen ästhetischen Veränderungen durch das Testosteron noch hatten sie selbst ein Interesse daran, ihren Hormonhaushalt „ins Gleichgewicht“ zu bringen um schwanger zu werden, da sie keinerlei Kinderwunsch verspürten. Allen durch die Bank wurde die Pille aber als medizinische Notwendigkeit präsentiert, die Notwendigkeit dabei aber nicht näher beschrieben. Das ist einer der vielen Fällen, in denen Mediziner*innen das heteronormative Regime exekutieren und einen körperlichen Zustand pathologisieren, der nicht den heterosexuellen Normen entspricht.

Um einen größere Kontrolle über die Technologien zu erlagen (die beides bedeuten - Unterdrückung/Normierung und Emanzipation) müssen wir kollektiv eine andere Idee unserer Körper entwickeln, die weder auf Binaritäten basiert, noch auf einer fixen geschlechtlichen/sexuellen Identitäten oder biologischer Bestimmungen, sondern eine Idee unserer Körper, die multiple und fluide Verkörperungen von Männlichkeit und Weiblichkeit legitimiert.

Die Kritik an Zwangsbehandlungen ist nicht gleich zu setzten einer Verwerfung und Dämonisierung der bio-medizinischen Technologien und medizinischen Dienstleitungen, aber eine Kritik erlaubt es uns, unsere Agency im Ärzt*innen- Patient*innenverhältnis zu erweitern, sei es auf individueller Ebene oder auf kollektiver Ebene, indem wir uns als aktive Subjekte in der Produktion von Diskursen über Gesundheit und Wohlbefinden einmischen. Die Wissensproduktion ins unserem Zentrum zu Beispiel, ermächtigt uns in der Entscheidung zur oder gegen den Konsum von T sowie den Technologien kritisch zu begegnen, die Körper außerhalb der Binarität pathologisieren und überwachen.

Wir diskutierten auch darüber, wie schnell die Pille zur Verhütung verschreiben wird, während der Zugang zu Testosteron für AFAB extrem erschwert ist. Auch AMAB können ganz einfach Rezepte für Präparate auf Testosteron-Basis erhalten, wie auch AFAB Östrogen und Progestron Präparate erhalten. Wenn aber AFAB Testosteron haben möchte oder AMAB Östrogen, ist der Zugang äußert restriktiv geregelt.

Die Nutzung von T zur Erhöhung der Libido von AFAB ist auf Widerstand im pharmazeutischen/medizinischen Komplex gestoßen, in unserem Land (Italien), ist eine solche Nutzung erst kürzlich zugelassen worden und bedarf einer Reihe von Visiten bei „Spezialist*innen“.

Innerhalb eines Transitionsprozesses, ist die Zufuhr von Hormonen von der Diagnose „Genderdysphoria“ reguliert, welche die Kooperation mit psychologischem, psychiatrischen und endokrinologischem Personal erfordert.
Auf der einen Seite ist dieser Zugang zu Hormonen ein erkämpftes Recht der trans Aktivist*innen der 70er und 80er Jahren und ist das Instrument über welches der Zugang zum öffentlichen Gesundheitssystem geschaffen wurde. Auf der anderen Seite ist es schwer zu bestimmen, wo der Zugang zu medizinischer Versorgung endet und wo die Disziplinierung und Kontrolle von Erfahrungen beginnen, indem dieser Zugang über Pathologisierung funktioniert und einen Weg „von hier nach da“, „von einem Geschlecht ins andere“ vorgibt. Dieser vorgegebene Weg reguliert Erfahrungen die Geschlecht an sich in Frage stellen und die heteronormative und misogyne Gesellschaft potentiell ins Wanken bringen könnten.

[..] Wir verweigern den Gedanken, dass unsere Fähigkeit zur Sabotage oder des Hackings von Geschlecht vom (legalen oder illegalen) Markt pharmazeutischer Produkte abhängig ist. Um einen radikale Kritik zu formulieren und nicht in einen chemischen Essentialismus zu fallen, der T zum zentralen Instrument des Kampfes gegen die Binarität von Geschlecht macht, ist es fundamental unsere Erwartungen und Vorstellungen von T zu verstehen, Bewusstsein über unsere Dispositionen aber auch der Potentiale unserer Körper zu erlangen und an den Technologien des Körpers und der Selbstlegitimierung unserer Wünsche zu arbeiten.

Das heißt nicht den (emotionalen, sozialen, politischen) Wert den die Nutzung von synthetischen Hormonen haben kann (und de facto hat) zu negieren: Der Prozess der Hormontherapie bedeutet für viele eine Eroberung! Dennoch müssen wir kritisch unsere Denkmuster analysieren, entlang derer wir uns neu erschaffen und diese erweitern, indem wird die Spaltungen unserer Erfahrungen/Identitäten überschreiben und alternative Szenarien entwerfen. Dann sind wir in der Lage, das was uns systematisch ins Private rückbindet explizit politisch zu halten. Die Arbeit bezüglich der Legitimierung unserer Begehrens – sexuelle Wünsche, Wünsche nach Männlichkeit, Begehren nach Praktiken und körperlichen Modalitäten die für cis Männer reserviert sind – bekommt einen noch höhere Bedeutung, wenn wir diese Arbeit kollektiv und im Zusammenschluss unserer Körper tun.

Wenn wir eine Substanz nicht in ihrer heterogenen Dimension, semiotisch-technische oder materiell-semiotische, performativ oder sozial konstruiert erkennen (T, die Pille..) tendiert diese auf das Individuum zurück zu fallen - insbesondere bei pharmakologischen Erzeugnissen.
In diesem Sinne wollen wir umfassend die sozio-kulturellen Dimensionen der Substanzen erforschen, in den Verhältnissen zwischen Klassen, Geschlecht und race und Subjekten. Es ist die kollektive Dimension, die in der Lage ist, das subversive Potential zu erweitern und dem Terrorismus gegen das Geschlecht einen neue politische Bedeutung zu geben.

Erstveröffentlicht in: By Consultoria Queer Bologna, in DWF (103-104) TUTTA SALUTE! Resistenze (trans)femministe e queer, 2014, 3-4

In italienischer Sprache und voller Länge abrufbar unter:

https://smaschieramenti.noblogs.org/post/2024/04/09/ormonautica-le-favolose-avventure-della-consultoria-queer-nel-mondo-degli-ormoni-sessuali/

Der Text ist eine DIY Übersetzung und es kann nicht garantiert werden, dass es zu keinen Bedeutungsverschiebungen oder Übersetzungsfehlern gekommen ist.

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